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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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wussten, dass Volkert mich erpresst hat, und sie kannten sogar den Namen des Mädchens auf den Fotos: Adriana Stanescu. So viele Scherereien wegen einer kleinen Moldawierin!« Er schüttelte den Kopf. »In aller Stille haben sie sich um Volkert gekümmert.«
    »Ihn getötet.«
    »Ja, aber unauffällig. Ich dachte, damit ist die Sache erledigt. Nur zur Sicherheit habe ich das Mädchen recherchiert. Diese Moldawierin. Irgendwie war sie an ein Visum gekommen und wohnte inzwischen in Berlin. Das hat mich ins Grübeln gebracht. Schließlich wird bald der ganze Dienst nach Berlin verlegt. Und dann … ich konnte es mir lebhaft vorstellen. Ich jeden Tag auf der Straße, mein Bild in der Zeitung. Hundert Möglichkeiten, dass die Kleine eines Tages aufschaut und auf mich zeigt. Dass sie zu schreien anfängt.« Er rieb sich über das Gesicht, das trotz der Kälte feucht war. »Das hat mich schier in den Wahnsinn getrieben. Ich habe Mendel angerufen, aber er war abgelöst worden, und ich wurde an einen anderen weitergereicht. Alan Drummond. Wir haben Tacheles geredet, wie es so schön heißt. Nachdem er sich mit seinen Leuten beraten hatte, hat er mir versprochen, mir meine Sorge zu nehmen, sobald sich auf meiner Seite erste Erfolge zeigen.« Wertmüller stockte. »Ich habe mich bedankt. «
    »Und? Hat sich was gezeigt?«
    Wertmüller legte die Hand ans Ohr. »Wie?«
    »Haben sich auf Ihrer Seite Erfolge gezeigt?«
    Er zuckte die Achseln. »Hamburg vor allem. Sie wissen
ja von dieser Operation. Außerdem gab es noch ein paar andere Sachen in Köln und Nürnberg. Ruanda nicht zu vergessen.«
    Erika überlegte, ob sie es laut aussprechen sollte, denn es war natürlich offensichtlich, aber der Zorn übermannte sie. »Das ist Geheimnisverrat.«
    »Tatsächlich?«
    »Außer Sie hatten die Befugnis zur Weitergabe dieser Informationen. War das der Fall?«
    Er schob die Lippen vor, dann veränderte sich seine Haltung. Sie hatte das Gefühl, dass er in Windeseile die verschiedenen emotionalen Stadien durchlief, um zuletzt zu seinem alten Selbstvertrauen zurückzukehren. »Hören Sie, Erika. Ich mische schon genauso lang in diesem Spiel mit wie Sie. Sie haben große Fähigkeiten, das wissen wir beide. Sie haben die Puzzleteilchen zusammengesetzt und sind dabei auf mich gestoßen. Aber was haben Sie gegen mich in der Hand? Annahmen, Gerüchte. Nicht mehr. Und glauben Sie mir: Was anderes werden Sie nicht finden. Dafür habe ich gesorgt.«
    Damit hatte auch er etwas ausgesprochen, was offensichtlich war. Sie hatte nichts vorzuweisen als die knappe Aussage eines amerikanischen Spions – es war für Sie … für den deutschen Geheimdienst –, die tragische Geschichte einer jungen Einwanderin und die mutmaßliche Beteiligung einer verborgenen Abteilung auf der anderen Seite des Ozeans, die ihr niemals Einblick in ihre Akten gewähren würde. Das war so gut wie nichts, aber das hätte sie nie zugegeben. So musste sie sich darauf beschränken, seine Angst zu schüren. »Die Fotos von Ihnen stammen aus einem Video, und das existiert noch.«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Amerikaner haben es vernichtet. «

    »Da habe ich aber was anderes gehört.«
    Er biss nicht an, noch nicht. »Sie lügen wie ein Politiker, Erika. Wirklich eine beeindruckende Darbietung.« Er stand auf und trat seine Zigarette mit dem Absatz aus. Sein Blick ruhte auf ihr. »Ich muss zu meiner Telefonkonferenz. «
    Sie hielt sich nicht damit auf, ihm nachzuschauen. Stattdessen nahm sie ihr Handy heraus und rief Oskar an. »Ich bin’s, Mama. Du kannst deinen Freund jetzt nach Hause schicken.«
    »Sonst noch was?«
    »Mach es einfach, ich melde mich dann.«
    »In Ordnung«, knurrte Oskar. Er klang sehr enttäuscht.

17
    Eigentlich war es eine ganz einfache Aktion, aber Milo, dessen Augen nach zwei Tagen Fernsehen fast genauso brannten wie sein malträtierter Arm, konnte nicht entgehen, dass sie besorgt waren. Oskar marschierte voraus, und Heinrich bildete den Abschluss. Gustav war schon vor einer Weile aufgebrochen. Sie verbanden ihm nicht die Augen und fesselten ihn auch nicht an den Händen, sondern führten ihn nur durch Erika Schwartz’ Hintertür und über ihren sanft abfallenden Garten zu einem ausgetrockneten Bachbett, das die Grenze zu einem anderen Grundstück bildete. Sie folgten ihm nach links – nach Norden, wie Milo glaubte, aber dann war er sich doch nicht sicher –, vorbei an mehreren Hochsicherheitszäunen und Schildern, die Unbefugten das Betreten der

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