Last Lecture - die Lehren meines Lebens
Hause gefahren und bemerkte vor sich einen Mann in einem offenen Cabrio. Es war ein warmer, wundervoller Frühlingsabend. Der Mann hatte die Seitenfenster heruntergelassen, sein Arm hing locker über der Fahrertür, die Finger klopften im Takt der Musik aus dem Radio, auch der Kopf bewegte sich rhythmisch, und der Wind blies durch sein Haar.
Robbee wechselte die Spur und fuhr ein bisschen näher heran. Von der Seite konnte sie sehen, dass der Mann ein leises Lächeln auf den Lippen hatte, diese Art von geistesabwesendem Lächeln, das jemand hat, der sich unbeobachtet fühlt und irgendwelchen schönen Gedanken nachhängt. Robbee dachte: »Wow, das ist wirklich der Inbegriff eines Menschen, der einen glücklichen Tag hatte und den Moment genießen kann.«
Das Cabrio bog ab, der Mann drehte sich nach dem Verkehr um, und erst da bekam Robbee sein Gesicht von vorne zu sehen. »O mein Gott, das ist Randy Pausch!«
Sie war völlig perplex bei meinem Anblick. Sie wusste, dass meine Diagnose düster war, und war tief bewegt, weil ich, wie sie in ihrer Mail schrieb, trotzdem so wunschlos glücklich schien. Offensichtlich war ich in diesem privaten Moment in Hochstimmung gewesen. »Ich kann dir gar nicht sagen«, schrieb Robbee, »wie mich dein Anblick anspornte und wie sehr er mich daran erinnerte, um was es im Leben wirklich geht.«
Ich las Robbees Mail mehrere Male. Auch sie wurde zu einer Art Feedback-Schleife für mich.
Es war nicht immer leicht während meiner Krebsbehandlung, eine positive Einstellung zu wahren. Wenn du ein schlimmes medizinisches Problem hast, ist es schwer, herauszufinden, wie es wirklich in deinem Gemüt aussieht. Ich hatte mich gefragt, ob ein Teil von mir schauspielerte, wenn ich mit anderen Menschen zusammen war. Vielleicht zwang ich mich ja wirklich manchmal dazu, stark und optimistisch zu wirken. Viele Krebspatienten nötigen sich, ein tapferes Gesicht aufzusetzen. Tat ich das auch?
Aber Robbee hatte mich in einem unbeobachteten Moment ertappt. Und ich möchte gerne glauben, dass sie mich so sah, wie ich wirklich bin. Jedenfalls sah sie mich so, wie ich an diesem Abend war.
Ihre Mail bestand aus nur einem Absatz, bedeutete mir aber ungemein viel. Sie hatte mir ein Fenster zu mir selbst geöffnet. Ich war noch immer voll an allem beteiligt. Ich wusste noch immer, dass das Leben gut ist. Ich war okay.
14
Der Onkel aus Holland
Wer mich kennt, der wird bestätigen, dass ich schon immer ein gesundes Selbstbewusstsein und Zutrauen in meine eigenen Fähigkeiten hatte. Ich neige dazu, auszusprechen, was ich denke und glaube. Inkompetenz löst Ungeduld bei mir aus.
Diese Charakterzüge haben mir meist gute Dienste geleistet. Aber ob ihr es glaubt oder nicht, es gab Zeiten, da kam ich als arrogant und taktlos rüber. Und genau das sind die Momente, in denen Menschen ausschlaggebend werden, die dir helfen können, dich neu zu kalibrieren.
Meine Schwester Tammy hatte ihre ganze Kindheit hindurch den absoluten Besserwisser zum Bruder gehabt. Ständig sagte ich ihr, was sie zu tun habe, so als wäre unsere Geburtenreihenfolge ein Fehler gewesen, den ich unermüdlich zu korrigieren versuchte.
Einmal, ich war sieben und sie neun Jahre alt, warteten wir auf den Schulbus, und ich stänkerte wie üblich herum. Da hatte sie die Nase voll. Sie nahm meine Lunchbox und schmiss sie in eine Pfütze - gerade als der Bus aufkreuzte. Tammy landete im Büro des Rektors, während ich zum Hausmeister geschickt wurde, der meine Lunchbox sauber machte, das verdreckte Sandwich wegschmiss und mir Geld gab, damit ich mir was zu essen kaufen konnte.
Der Rektor erklärte Tammy, dass er unsere Mutter angerufen habe. »Ich überlasse es ihr, die Sache zu bereinigen«, sagte er. Als wir nach der Schule nach Hause kamen, sagte Mom nur: »Ich überlasse es eurem Vater, diese Sache zu bereinigen.« Meine Schwester harrte den ganzen Tag nervös ihres Schicksals.
Als mein Vater von der Arbeit kam, hörte er sich die Geschichte an und begann breit zu grinsen. Er hatte nicht vor, Tammy zu bestrafen. Tatsächlich hätte es nicht viel mehr bedurft, und er hätte ihr gratuliert! Ich war ein Kind, dem es guttat, dass endlich einmal jemand seine Lunchbox in eine Pfütze warf. Tammy war erleichtert, und ich war auf meinen Platz verwiesen worden. Allerdings hatte ich die Warnung wohl nicht so recht kapiert.
Bis zu der Zeit, als ich mich an der Brown University einschrieb, war ich in manchen Dingen ziemlich gut geworden. Und die
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