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Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Titel: Last Lecture - die Lehren meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Pausch
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leisten können, lebte ich für vierhundertfünfzig Dollar Monatsmiete in einer Mansarde, die man nur über eine Feuerleiter erklimmen konnte. Keiner meiner Studenten hätte dort gewohnt, das wäre unter ihrer Würde gewesen. Aber für mich war es perfekt.
    Ein Freund fragte mich einmal: »Was glaubst du, welche Frau beeindruckt wäre, wenn du sie hierherbrächtest?«
    Ich erwiderte: »Die richtige.«
    Aber wem wollte ich etwas vormachen? Ich war ein lebenslustiger, workaholischer Peter Pan mit Klappstühlen aus Metall. Von keiner Frau, nicht einmal der richtigen, war zu erwarten, dass sie sich glückselig in so einem Loch heimisch einrichten würde. (Als Jai endlich in mein Leben trat, war sie tatsächlich nicht dazu bereit.) Zugegeben, ich hatte einen guten Job, und auch der Rest lief prima. Aber ich war nicht das, was sich eine Frau als das perfekte Ehematerial vorstellt.
    Ich begegnete Jai im Herbst des Jahres 1998, als ich eingeladen war, an der University of North Carolina in Chapel Hill einen Vortrag über Virtual-Reality-Technologien zu halten. Jai, eine dreißigjährige Doktorandin in vergleichender Literaturwissenschaft, arbeitete halbtags im UNC Computer Science Department, wo es ihre Aufgabe war, die Besucher des Labors zu betreuen, ob es sich um Nobelpreisträger oder Pfadfindergruppen handelte. Diesmal war es ihre Aufgabe, mich zu betreuen.
    Jai hatte sich im vorangegangenen Sommer eine Rede von mir auf der Computergrafik-Konferenz in Orlando angehört. Später erzählte sie mir, dass sie kurz erwogen habe,
anschließend zu mir aufs Podium zu kommen und sich mir vorzustellen. Aber sie tat es nicht. Als sie erfuhr, dass sie mich während meines Aufenthalts an der UNC betreuen sollte, klickte sie meine Website an, um mehr über mich zu erfahren. Sie klickte sich durch das ganze akademische Zeugs, bis sie die Links zu meinen flippigeren persönlichen Seiten fand - und erfuhr, dass meine Hobbys das Backen von Lebkuchenhäusern und Nähen seien. Sie sah mein Alter, aber keine Erwähnung einer Frau oder Freundin, dafür tonnenweise Fotos von meiner Nichte und meinem Neffen.
    Sie fand, ich sei ein ziemlich exzentrischer Typ, aber interessant, jedenfalls interessant genug, um ein paar Anrufe bei ihren Freunden aus der Computerwissenschaftlerszene zu machen.
    »Was weißt du über Randy Pausch?«, fragte sie. »Ist er schwul?«
    Man sagte ihr, nein, sei ich nicht, aber ich hätte den Ruf, ein ziemlicher Draufgänger zu sein (na ja, soweit man einen Computerwissenschaftler als »Draufgänger« bezeichnen kann), der sich nie festlegen würde.
    Was Jai betraf, so war sie kurz mit ihrem College-Sweetheart verheiratet gewesen, kinderlos, und machte seit der Scheidung einen großen Bogen um jede Möglichkeit, noch einmal eine ernste Beziehung einzugehen.
    Seit dem Moment unserer ersten Begegnung am ersten Tag meines Besuchs starrte ich sie nur an. Sie ist eine natürliche Schönheit und hatte damals noch dieses wundervolle lange Haar, und dann dieses Lächeln, das ebenso viel von ihrer Wärme wie von ihrer Lausbübischkeit preisgibt. Ich wurde ins Labor geleitet, wo mir die Studenten ihre Virtual-Reality-Projekte vorführten, und hatte Probleme,
mich auch nur auf eines davon zu konzentrieren, denn dort stand Jai.
    Es dauerte nicht lange, da begann ich ziemlich heftig zu flirten, was in diesem nüchternen professionellen Umfeld bedeutete, dass ich viel häufiger Blickkontakt suchte, als es angemessen gewesen wäre. Später erzählte mir Jai: »Ich wusste nicht, ob du das mit jeder machst oder ob du wirklich mich erwählt hattest.« Glaubt mir, ich hatte gewählt.
    Irgendwann an diesem Tag setzte sich Jai zu mir, um mich über Möglichkeiten zu befragen, Softwareprojekte an die UNC zu bringen. Inzwischen war ich bereits unsterblich in sie verliebt. An diesem Abend musste ich zu einem formellen Fakultätsdinner gehen, also fragte ich sie, ob sie sich anschließend auf einen Drink mit mir treffen würde. Sie willigte ein.
    Während des Dinners konnte ich mich auf nichts konzentrieren. Ich wünschte nur, all diese ordentlichen Professoren würden schneller kauen. Dann überzeugte ich sie allesamt, auf den Nachtisch zu verzichten. Um halb neun war ich draußen und rief Jai an.
    Wir gingen in eine Weinstube, obwohl ich eigentlich keinen Alkohol trinke. Ich hatte schnell dieses magische Gefühl, dass das endlich die Frau war, mit der ich wirklich zusammen sein wollte. Mein Rückflug war für den nächsten Morgen gebucht, aber

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