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Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Titel: Last Lecture - die Lehren meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Pausch
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den Laden an seine schüchterne Managerin zu übergeben. So kam es, dass ich mit Dylan auf dem Schoß im Kino saß und mein Sohn sich die Augen ausweinte, weil Mr. Magorium starb. (Dylan weiß noch nichts von meiner Prognose.) Wäre mein Leben ein Film, dann wäre diese Szene mit Dylan und mir garantiert verrissen worden, denn ein so übertriebener Wink mit dem Zaunpfahl ist lächerlich. Doch es gab einen Satz in diesem Film, der mir im Gedächtnis blieb. Die Managerin (Natalie Portman) sagt zum Ladenbesitzer (Dustin Hoffman), dass er einfach nicht sterben dürfe. Er müsse leben. Darauf er: »Das habe ich schon getan.«
    Als die Mitternachtsstunde näher rückte, bemerkte Jai, dass ich deprimiert war. Um mich aufzumuntern, ließ sie das vergangene Jahr Revue passieren und wies mich auf die wunderbaren Dinge hin, die wir erlebt hatten. Wir hatten einen romantischen Urlaub zusammen verbracht, nur wir beide. Das hätten wir niemals getan, wenn uns der Krebs nicht daran gemahnt hätte, wie kostbar Zeit ist. Wir hatten die Kinder zu eigenständigen kleinen Wesen heranwachsen sehen, und unser Haus war wirklich von einer wunderbaren Energie und einer Menge Liebe erfüllt.
    Jai schwor, auch weiterhin für mich und die Kinder da zu sein. »Ich habe vier sehr gute Gründe, einmal tief Luft zu holen und weiterzumachen. Und ich werde es«, versprach sie.
    Sie erzählte mir, dass es zu den besten Momenten ihres Tages gehört, wenn sie beobachtet, wie ich mich mit den Kindern beschäftige. Jedesmal, wenn Chloe etwas zu mir
sage, würde sich mein Gesicht erhellen. (Chloe ist jetzt achtzehn Monate und spricht bereits in Vier-Wörter-Sätzen.)
    An Weihnachten hatte ich das Anbringen der Lichter am Baum zu einem Abenteuer gemacht. Anstatt Dylan und Logan zu zeigen, wie man es richtig machen sollte, nämlich natürlich vorsichtig und akribisch, ließ ich sie es völlig wahllos tun. Wo auch immer sie ein Licht auf den Baum klemmen wollten, mir war es recht. Jai hielt diese ganze chaotische Szene auf Video fest und sagt, es sei ein »magischer Moment« gewesen, der einmal zu ihren liebsten Erinnerungen an unser Familienleben zählen werde.

    Jai hat nach Websites für Krebspatienten und ihre Familien gesucht. Sie findet dort nützliche Informationen, sagt aber, dass sie es nicht lange aushält. »So viele Einträge beginnen mit: ›Bobs Kampf ist vorbei.‹, ›Jims Kampf ist vorbei. ‹ Ich glaube nicht, dass es hilfreich ist, so etwas ständig zu lesen«, sagt sie.
    Aber ein Eintrag versetzte sie augenblicklich in Aktion. Er war von einer Frau geschrieben, deren Mann Pankreaskrebs hatte. Sie hatten gemeinsame Ferien geplant, sie dann aber verschoben. Er starb, bevor sie es wahr machen konnten. »Macht die Reisen, die ihr schon immer machen wolltet«, riet die Frau den anderen Partnern. »Lebt jeden Moment.« Jai schwört, genau das weiterhin zu tun.
    Jai nahm in unserer Gegend Kontakt zu Menschen auf, die ebenfalls Bezugspersonen von Todkranken sind. Sie findet die Gespräche mit ihnen hilfreich. Wenn sie sich dringend über mich beschweren muss oder einfach den Druck loswerden will, unter dem sie steht, wird ihr dort eine gute Möglichkeit geboten, Dampf abzulassen.

    Gleichzeitig versucht sie, sich auf unsere glücklichsten Zeiten zu konzentrieren. Als ich um sie warb, schickte ich ihr allwöchentlich einen Blumenstrauß. Ich füllte ihr Büro mit Stofftieren an. Ich übertrieb es mächtig, und wenn ich sie damit nicht gerade abschreckte, genoss sie es sehr. Seit Kurzem, sagt sie, krame sie ihre Erinnerungen von Randy dem Romantiker hervor. Es bringe sie zum Lächeln und helfe ihr über ihre deprimierten Momente hinweg.
    Übrigens hat auch Jai eine Menge ihrer Kindheitsträume verwirklicht. Sie wollte ein eigenes Pferd (das sich zwar nie materialisierte, aber zumindest ist sie viel geritten). Sie wollte nach Frankreich (während ihrer Collegezeit verbrachte sie einen ganzen Sommer dort). Und vor allem träumte sie davon, eines Tages eigene Kinder zu haben.
    Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit, um ihr zu helfen, noch weitere Träume zu verwirklichen. Doch unsere Kinder sind bereits atemberaubend erfüllte Träume, und das ist uns beiden ein großer Trost.
    Wenn Jai und ich über die Lehren sprechen, die sie aus unserer gemeinsamen Reise gezogen hat, dann erzählt sie von der Kraft, die wir beide aus der Tatsache schöpfen, dass wir es gemeinsam durchstehen, Seite an Seite. Sie ist dankbar dafür, sagt sie, dass wir uns gegenseitig

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