Last Lecture - die Lehren meines Lebens
es mir leisten, 16,55 Dollar zu viel zu bezahlen? Ja, konnte ich. Also verließ ich den Laden, wesentlich glücklicher mit fünfzehn gewonnenen Minuten als mit sechzehn erstatteten Dollar.
Ich war mir mein Leben lang bewusst, dass Zeit endlich ist. Ich gebe zu, dass ich viele Dinge viel zu logisch angehe, bin aber der festen Überzeugung, dass meine fixe Idee von einem guten Zeitmanagement zu den besseren meiner Marotten zählt. Ich pflegte über Studenten mit schlechtem Zeitmanagement zu lästern und ganze Vorlesungen über dieses Thema zu halten. Und weil ich dabei selbst immer besser wurde, gelang es mir wirklich, eine ganze Menge Leben in die Lebensspanne zu packen, die mir nun so verkürzt wurde.
Hier, was ich darüber weiß:
Zeit muss verwaltet werden, nicht anders als Geld. Meine Studenten verdrehten manchmal die Augen, wenn sie wieder einmal eine Lektion in »Pauschismus« bekamen, wie sie es nannten. Aber ich stehe dazu. Immer wenn ich Studenten davon überzeugen wollte, keine Zeit an irrelevante Details zu verschwenden, erklärte ich ihnen: »Es spielt nicht die geringste Rolle, wie gut ihr die Unterseite des Treppengeländers poliert habt.«
Ein Plan lässt sich ändern, jederzeit, aber nur, wenn du überhaupt einen hast. Ich bin ein großer Anhänger von To-do-Listen. Sie helfen uns, das Leben in überschaubare Abschnitte einzuteilen. Einmal setzte ich »ordentliche Professur besorgen« auf meine Liste. Klar war das naiv.
Die nützlichste Liste bricht anstehende Aufgaben in
überschaubare Schritte auf. Wenn ich Logan ermuntere, sein Zimmer aufzuräumen, und er dabei immer einen Gegenstand nach dem anderen aufklaubt, tut er nichts anderes.
Frage dich einmal selbst: Verbringst du deine Zeit mit den richtigen Dingen? Wahrscheinlich hast du Ziele und Interessen entwickelt. Aber sind sie es überhaupt wert, verfolgt zu werden? Bist du dir über Ursachen und Zusammenhänge im Klaren? Ich habe lange einen Ausschnitt aus einer Zeitung von Roanoke in Virginia aufbewahrt. Es ist das Foto einer Schwangeren, die gegen eine Baustelle im Ort protestiert. Sie war besorgt, dass der Lärm der Presslufthämmer ihrem ungeborenen Kind schaden könnte. Zwischen den Fingern hält sie eine Zigarette. Wenn sie sich Sorgen um ihr ungeborenes Kind machte, hätte sie die Zeit, die sie mit ihrem Protest gegen Presslufthämmer verbrachte, gewiss besser genutzt, wenn sie die Zigarette ausgemacht hätte.
Denke dir ein gutes Ablagesystem aus. Als ich Jai sagte, dass ich einen Platz im Haus möchte, an dem wir alles in alphabetischer Ordnung ablegen können, war das für ihren Geschmack mächtig zwanghaft. Ich erklärte ihr: »Etwas in alphabetischer Ordnung abzulegen ist wesentlich besser, als im ganzen Haus herumzurennen und zu sagen: ›Ich weiß, es war blau, und ich weiß, ich habe gerade etwas gegessen, als ich es in der Hand hatte.‹«
Oder überdenke einfach mal die Zeit, die du am Telefon vergeudest. In unserer Kultur verbringt man eine Menge Zeit in Warteschleifen und lauscht der Stimme, die einem
erklärt: »Ihr Anruf ist sehr wichtig für uns.« Aha. Das ist wie der Typ, der das Mädchen beim ersten Date ins Gesicht schlägt und sagt: »Ich liebe dich wirklich.« Aber so funktioniert der moderne Dienst am Kunden. Und das missfällt mir ungemein. Deshalb sorge ich dafür, dass ich niemals mit einem Hörer ans Ohr gepresst dasitze und warte. Ich stelle immer auf Lauthören und habe meine Hände frei, um anderes zu tun.
Im Laufe der Zeit sammelte ich auch diverse Techniken, mit denen sich unnötige Telefonate abkürzen lassen. Wenn ich beim Telefonieren auf einem Stuhl sitze, lege ich nie meine Füße hoch. Am besten ist es, wenn man im Stehen telefoniert, da neigt man am ehesten dazu, die Dinge zu beschleunigen. Ich habe auch gerne etwas auf dem Schreibtisch vor Augen, das ich noch erledigen muss, damit es mich drängt, mich dem Anrufer gegenüber kurz zu fassen.
Ich habe noch andere Telefoniertipps aufgegriffen. Willst du einen Akquisiteur schnell loswerden? Hänge auf, während du sprichst und er zuhört. Denn dann glaubt er, die Verbindung sei unterbrochen worden, und es lohnt sich für ihn nicht, noch einmal anzurufen. Willst du nur ein ganz kurzes Gespräch führen? Rufe um 11:55 Uhr an, wenn du weißt, die Mittagspause beginnt um 12 Uhr. Du wirst sehen, wie schnell es dann geht. Du hältst dich vielleicht für interessant, aber interessanter als die Mittagspause bist du nicht.
Delegiere. Als Professor lernte
Weitere Kostenlose Bücher