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Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Titel: Last Lecture - die Lehren meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Pausch
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Wo?«
    Auf eine Weise, die ich wirklich nicht erklären kann, fühlte ich im selben Moment alle Kraft aus mir weichen.
Ich fürchtete, jeden Augenblick in ein unbekanntes schwarzes Loch zu fallen.
    Aber die Schwester lächelte nur. »Oh, Ihrem Baby geht es so gut, dass wir es nach oben in ein offenes Körbchen gelegt haben.« Bisher war Dylan in einem »closed-air bassinette« gelegen, was nur ein hübscherer Ausdruck für den Inkubator war.
    Erleichtert rannten wir die Stufen zu der anderen Station hoch, und da lag Dylan und brüllte sich in seine Kindheit.
    Dylans Geburt verdeutlichte mir, dass wir uns immer für bestimmte Rollen im uns beschiedenen Schicksal entscheiden können. Jai und ich hätten die Dinge wesentlich verschlimmern können, wenn wir zusammengebrochen wären. Sie hätte so hysterisch werden können, dass sie sich selbst in einen Schock katapultiert hätte. Und ich hätte so ergriffen sein können, dass ich keinerlei Hilfe im Operationssaal gewesen wäre.
    Ich kann mich nicht erinnern, dass wir während dieser ganzen Feuerprobe auch nur einmal zueinander gesagt hätten: »Das ist nicht fair.« Wir haben einfach weitergemacht. Wir erkannten, dass es etwas gab, das wir aktiv tun konnten, um den Ausgang vielleicht positiv zu beeinflussen, und wir taten es. Unser unausgesprochenes Motto lautete: »Lass uns die Pferde satteln, und dann ab mit uns.«

20
    »Nicht ein einziges Mal in fünfzig Jahren kam dieses Thema auf«
    Nachdem mein Vater im Jahr 2006 gestorben war, gingen wir seine Sachen durch. Er war immer so voller Leben gewesen, und nun erzählten auch seine Habseligkeiten von seinen Abenteuern. Ich fand Fotos von ihm als junger Mann mit einem Akkordeon, als Mann mittleren Alters in einem Nikolauskostüm (er liebte es, sich als Nikolaus zu verkleiden) und als älterer Mann, der einen Stoffbären umklammert, der ihn um einiges überragt. Ein Foto wurde an seinem achtzehnten Geburtstag aufgenommen. Er sitzt mit einem Trupp Gleichaltriger in einer Achterbahn und hat dieses breite Grinsen im Gesicht.
    Ich stieß auch auf so manches Geheimnisvolle unter seinen Sachen, das mich lächeln ließ. Beispielsweise hatte er ein Bild aufbewahrt - es scheint Anfang der Sechzigerjahre aufgenommen worden zu sein -, auf dem er in Jackett und Krawatte in einem Lebensmittelladen steht. Mit einer Hand hält er eine kleine braune Papiertüte in die Höhe. Ich werde nie erfahren, was sich darin befand, aber ich kenne meinen Vater: Es muss irgendwas Cooles gewesen sein.
    Manchmal kam er von der Arbeit mit einem kleinen Spielzeug oder einer Nascherei nach Hause und überreichte es uns mit einer überschwänglich theatralischen
Geste. Dieses Schauspiel machte noch viel mehr Spaß als das, was er uns mitgebracht hatte. Daran erinnerte mich dieses Tütenfoto.
    Mein Dad hatte auch einen ganzen Stapel von Papieren aufbewahrt. Da gab es Korrespondenz aus seinem Versicherungsgeschäft, Dokumente über seine Hilfsprojekte, und tief in diesem Stapel vergraben entdeckten wir eine ehrenvolle Erwähnung der Armee aus dem Jahr 1945 für eine »Heldentat«, ausgestellt vom kommandierenden General der 75. Infanteriedivision.

    Mein Vater in Uniform

    Am 11. April 1945 wurde die Infanteriekompanie meines Vaters von der deutschen Wehrmacht angegriffen. Gleich zu Beginn des Kampfes wurden acht Männer im schweren Artilleriefeuer verwundet. In der Erwähnung steht: »Unter völliger Missachtung seiner eigenen Sicherheit sprang Private Pausch aus einer gedeckten Position und begann die verwundeten Männer zu verarzten, obwohl weiterhin Granaten in unmittelbarer Nähe einschlugen. Der Soldat widmete sich der medizinischen Versorgung so erfolgreich, dass schließlich alle Verwundeten erfolgreich evakuiert werden konnten.«
    Zur Anerkennung bekam mein damals einundzwanzigjähriger Vater den Bronze Star für Heldenmut verliehen.
    Nicht ein einziges Mal in den fünfzig Ehejahren meiner Eltern oder in den Tausenden von Gesprächen, die mein Vater mit mir führte, kam dieses Thema auf. Und so saß ich nun da, Wochen nach seinem Tod, und bekam eine weitere Lektion über die Bedeutung von Opferbereitschaft von ihm erteilt - und über die Macht der Bescheidenheit.

21
    Jai
    Ich habe Jai gefragt, was sie seit meiner Diagnose gelernt hat. Da stellte sich heraus: Sie könnte ein Buch mit dem Titel Vergesst die Last Lecture: Hier ist die wahre Geschichte schreiben.
    Sie ist eine starke Frau, meine Frau. Ich bewundere ihre Direktheit, ihre Aufrichtigkeit,

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