Last Lecture - die Lehren meines Lebens
Light & Magic, angeheuert worden war. Und es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sie ihn nicht wegen seines Traumes, sondern wegen seiner Fähigkeiten einstellten. Während seiner Zeit in unserem Team hatte er sich zu einem Meister in der Programmiersprache Python gemausert, und die war, Glück muss der Mensch haben, die Sprache, die bei Lucas verwendet wird. Wenn die richtige Vorbereitung auf die richtige Gelegenheit trifft, dann hat wohl wirklich Fortuna die Hand im Spiel.
Es ist nicht schwer zu erraten, wie seine Geschichte weiterging. Es wurden drei neue Star-Wars -Episoden gedreht, 1999, 2002 und 2005. Tommy arbeitete an allen mit.
Bei der Star-Wars -Episode »Angriff der Klonkrieger« war Tommy einer der leitenden technischen Direktoren. In diesem Film gibt es eine unglaubliche fünfzehnminütige
Schlachtenszene zwischen den Klonen und den Droiden auf einem felsigen roten Planeten, und Tommy ist der Mann, der das alles ausgetüftelt hat. Für die virtuelle Landschaft, in der die Schlacht stattfindet, hatten er und sein Team Fotos der Wüste in Utah benutzt. So viel zu echt coolen Jobs. Tommy hatte einen, der ihn jeden Tag auf einem anderen Planeten verbringen ließ.
Ein paar Jahre später lud er mich und meine Studenten großzügigerweise zu Industrial Light & Magic ein. Mein Kollege Don Marinelli hatte die fantastische Tradition ins Leben gerufen, alljährlich mit den Studenten gen Westen aufzubrechen, damit sie Entertainment- und Hightech-Unternehmen kennenlernen konnten, die ihnen vielleicht als Startrampe in die Welt der Computergrafik dienen würden. Ein Typ wie Tommy war ein Gott für meine Studenten. Er lebte ihre Träume bereits.
Tommy saß mit drei anderen ehemaligen Studenten von mir auf dem Podium, und meine derzeitigen Studenten konnten ihnen Fragen stellen. Die neue Studentengruppe wusste noch nicht so recht, was sie von mir halten sollte. Sie hatten mein übliches Ich kennengelernt - einen hartnäckigen Lehrer mit hohen Erwartungen und ein paar mächtigen Schrullen - und waren noch nicht so weit, dass sie das gutfinden konnten. Irgendwie bin ich wohl nur etwas für Kenner. Jedenfalls betrachteten sie mich nach dem ersten Semester noch ziemlich argwöhnisch.
Das Gespräch wandte sich der Frage zu, wie hart es sei, im Filmgeschäft Fuß zu fassen, und einer meiner neuen Studenten wollte wissen, wie hoch der Anteil von schierem Glück dabei sei. Die Antwort übernahm Tommy: »Es braucht eine Menge Glück«, sagte er. »Aber ihr habt bereits alle Glück. Denn mit Randy zu arbeiten und von ihm zu
lernen, das nenne ich schon verdammtes Glück. Ich wäre nicht hier, gäbe es Randy nicht.«
Ich bin der Mann, der in null G geschwebt hat. Aber an diesem Tag schwebte ich noch um einiges höher. Ich freute mich unglaublich, dass Tommy wirklich das Gefühl hatte, ich hätte ihm bei der Erfüllung seiner Träume geholfen. Aber was seine Bemerkung so besonders machte, war, dass er sich für diesen Gefallen revanchierte, indem er den Träumen meiner neuen Studenten Auftrieb gab - und mir damit enorm das Leben erleichterte, denn wie sich herausstellen sollte, war das der entscheidende Wendepunkt in den Beziehungen zwischen mir und den Studenten aus diesem Kurs gewesen. Tommy hatte etwas bekommen und nun etwas zurückgegeben.
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Es haute mich schlicht um
Menschen, die mich kennen, sagen, ich sei ein Effizienzfreak. Und damit haben sie wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich würde immer am liebsten zwei, besser noch drei sinnvolle Dinge auf einmal tun. Aus diesem Grund begann ich mir im Zuge meiner Laufbahn auch den Kopf über die folgende Frage zu zerbrechen: Wenn ich einzelnen Studenten dabei helfen kann, sich Schritt für Schritt ihren Kindheitsträumen zu nähern, könnte es dann nicht auch einen Weg geben, das Gleiche in einem größeren Rahmen zu tun?
Dieser größere Rahmen bot sich, als ich im Jahr 1997 an der Carnegie Mellon University als außerordentlicher Professor Computerwissenschaften zu lehren begann. Mein Spezialgebiet war die »Mensch-Computer-Interaktion«, und ich bot ein Seminar unter dem Titel »Building Virtual Worlds« an, kurz BVW.
Das Thema, um das es ging, hatte ich von Mickey Rooney und Judy Garland geklaut: »Let’s put on a show.« Nur war es eben dem Zeitalter der Computergrafik, 3-D-Animationen und Erschaffung von Welten angepasst, die wir als »immersive interaktive virtuelle Realität« bezeichneten (»immersiv« bedeutet, dass man mittels eines Helms in diese
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