Last Lecture - die Lehren meines Lebens
Millionen von Kids vorstellen kann, die es verwenden, um ihre Träume zu verfolgen.
Seit wir Alice Anfang der Neunzigerjahre gestartet hatten, war ich von der Vorstellung begeistert, Computerprogrammierungen mithilfe eines »Headfake« beizubringen, durch indirektes Lernen also. Erinnert ihr euch noch? Du bringst jemandem etwas bei, indem du ihn glauben machst, dass er etwas ganz anderes lernt! Die Studenten glauben, sie würden mithilfe von Alice Filme oder Videospiele produzieren. Der Headfake dabei ist, dass sie in Wirklichkeit lernen, Computerprogrammierer zu werden.
Walt Disneys Traum für Disney World war, dass es niemals fertiggestellt sein würde. Er wollte, dass es immer weiter wächst und sich laufend verändert. Aus diesem Blickwinkel betrachte ich auch Alice, deshalb freut es mich auch so, dass die künftigen Alice-Versionen, die mittlerweile von meinen Kollegen entwickelt werden, noch besser sein werden als die von uns ins Leben gerufenen Varianten. Bei den kommenden Iterationen werden die User zum Beispiel glauben, dass sie Filmscripts schreiben, in Wahrheit aber dabei die Java-Programmiersprache erlernen. Und dank meines Freundes Steve Seabolt von Electronic Arts bekamen wir sogar das Okay, zu diesem Zweck Figuren aus dem meistverkauften PC-Spiel aller Zeiten zu verwenden: die Sims . Wie cool ist das?
Ich weiß, das Projekt liegt in besten Händen. Der Chefdesigner von Alice ist Dennis Cosgrove, einer meiner ehemaligen Studenten an der University of Virginia. Auch
meine inzwischen zur Kollegin gewandelte einstige Studentin Caitlin Kelleher ist daran beteiligt. Als sie sich Alice im Frühstadium der Entwicklung ansah, sagte sie zu mir: »Ich weiß, das macht das Programmieren einfacher, aber warum sollte das Spaß machen?« Ich erwiderte: »Na ja, ich bin ein triebgesteuerter Mann und hab’s gerne, wenn sich kleine Spielzeugsoldaten auf mein Kommando hin in Bewegung setzen. Das macht Spaß.«
Also fragte sich Caitlin, was man machen müsste, damit Alice den Frauen ebenso viel Spaß bringen könnte, und kam zu dem Schluss, dass sie sich dafür nur begeistern lassen, wenn sie dabei eine Geschichte erzählen können. Für ihre Doktorarbeit entwickelte sie ein System, das sie »Storytelling Alice« nannte.
Caitlin (ich meine Dr. Kelleher) ist heute Professorin für Computerwissenschaften an der Washington University in St. Louis und entwickelt Systeme, die die ersten Programmiererfahrungen von jungen Frauen revolutionieren. Sie bewies, dass sie mindestens so bereitwillig lernen, Software zu programmieren, wenn sie dabei Geschichten erzählen können. Tatsächlich lieben Frauen das. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sich Männer keineswegs abgeschreckt fühlen von dieser Form. Jeder liebt es, Geschichten zu erzählen, das ist eine der wirklich universellen Eigenschaften unserer Spezies. Aus meiner Sicht gebührt Caitlin damit der Preis für den Rekord im Headfaken.
In meiner Last Lecture bemerkte ich, dass ich die Geschichte von Moses, der das Gelobte Land sehen, aber niemals betreten durfte, heute besser verstehen könne. So fühle ich mich, wenn ich an all die Erfolge denke, die Alice noch vor sich hat.
Ich wollte, dass meine Kollegen und Studenten meine
Last Lecture als einen Aufruf verstehen, ohne mich weiterzumachen, und ich wollte sie wissen lassen, dass ich ihnen Großes zutraue. (Ihr könnt ihre Fortschritte unter www.alice.org im Auge behalten.)
Dank Alice werden Millionen Kids unglaublichen Spaß beim Erlernen von etwas ziemlich Schwierigem haben und dabei Fähigkeiten erwerben, die ihnen helfen können, ihre Träume zu verwirklichen. Wenn ich schon sterben muss, so ist es mir wenigstens ein Trost, dass ich Alice als mein professionelles Erbe hinterlassen kann.
Es ist okay, dass ich das Gelobte Land nicht betreten werde. Schon die Aussicht ist wunderbar.
V
ES GEHT DARUM, WIE DU DEIN LEBEN LEBST
Dieser Teil dreht sich in Wahrheit darum, wie ich mein eigenes Leben zu leben versuchte. Ich kann wohl nicht anders klarmachen, worum es mir geht.
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Träume groß!
Im Sommer des Jahres 1969 betrat der erste Mensch den Mond. Ich war acht Jahre alt und wusste vom selben Moment an, dass so ziemlich alles möglich ist. Es war, als hätte man uns, allen von uns in aller Welt, die Erlaubnis erteilt, große Träume zu träumen.
Jenen Sommer verbrachte ich in einem Ferienlager. Nachdem die Mondfähre gelandet war, wurden wir alle ins Haupthaus gebracht, wo ein Fernsehgerät
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