Last Lecture - die Lehren meines Lebens
Teams zu veranstalten pflegen), nur dass es sich hier um eine akademische Veranstaltung handelte.
Ich wusste an den Präsentationstagen immer schon im Vorhinein, welche Projekte am besten ankommen würden. Ich konnte es der Körpersprache meiner Studenten ablesen: Wenn ein Team eng beieinanderstand, dann wusste ich, dass es sich verschworen hatte und man seine virtuelle Welt nicht verpassen durfte.
Am besten gefiel mir bei dieser ganzen Sache die zentrale Rolle, die Teamwork für den Erfolg spielte. Wie weit würden diese Studenten kommen? Ich hatte keine Ahnung. Würde es ihnen gelingen, ihre Träume zu verwirklichen?
Das Einzige, was ich dazu mit Sicherheit sagen konnte, war: Niemand aus diesem Kurs würde es allein schaffen.
Gab es eine Möglichkeit, das, was wir hier taten, noch eine Stufe weiterzutreiben?
Mit dem Segen der Universität heckte ich mit Don Marinelli, der die Dramaklasse unterrichtete, etwas total Verrücktes aus. Wir nannten es »Entertainment Technology Center« ( www.etc.cmu.edu ). So heißt es bis heute. Wir betrachteten es allerdings lieber als unsere »Traumerfüllungsfabrik«. Man konnte dort einen zweijährigen Kurs belegen und mit dem Magister abschließen. Künstler und Technologen taten sich zusammen, um gemeinsam Attraktionen für Erlebnisparks, Computerspiele, Computeranimationen oder schlicht alles zu erschaffen, was sie sich erträumten.
Universitäten ohne Hang zu Verrücktheiten ließen sich auf so etwas nicht ein, Carnegie Mellon gab uns hingegen ausdrücklich die Lizenz, neue Wege zu gehen.
Don und ich verkörperten selbst diese Mischung aus Kunst und Technologie, aus rechter Hirnhälfte und linker, aus Drama und Computer. Da wir so unterschiedliche Persönlichkeiten sind, blieb es natürlich nicht aus, dass wir manchmal auch zur Mauer für den anderen wurden. Aber es gelang uns immer, Auswege zu finden und das Ganze am Laufen zu halten - mit dem Ergebnis, dass die Studenten meist das Beste aus unseren divergierenden Ansätzen bekamen (und mit Sicherheit am lebenden Objekt vorgeführt bekamen, wie man mit Menschen kooperieren kann, die die Dinge anders angehen als man selbst). Die Mischung aus individueller Freiheit und Teamgeist, die in
diesem Gebäude herrschte, erschuf eine geradezu elektrisierende Atmosphäre. Und es dauerte nicht lange, da hatten auch Unternehmen von uns gehört und begannen, verbindliche schriftliche Zusagen für Dreijahresanstellungen unserer Studenten zu machen. Das heißt, sie verpflichteten sich, Leute einzustellen, die wir noch nicht einmal ans ETC aufgenommen hatten!
Don machte siebzig Prozent der Arbeit am ETC, verdient aber mehr als nur siebzig Prozent der Anerkennung. Außerdem rief er einen satellitengestützten Campus in Australien ins Leben und plant mittlerweile weitere Dependancen in Korea und Singapur. Hunderte von Studenten in aller Welt, die ich nie kennenlernen werde, werden in der Lage sein, ihre verrücktesten Kindheitsträume zu verwirklichen. Das ist wirklich ein tolles Gefühl.
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Das Gelobte Land
Anderen zur Erfüllung ihrer Träume zu verhelfen kann auf verschiedene Weisen geschehen. Man kann es eins zu eins tun, so wie ich es bei Tommy, dem Star-Wars -Träumer, getan habe. Man kann es mit fünfzig oder hundert Leuten gleichzeitig tun, so wie wir es im BVW-Kurs oder am ETC taten. Und wenn du über genug Ehrgeiz und eine gute Portion Chuzpe verfügst, dann kannst du es auch im ganz großen Maßstab tun: Du kannst versuchen, die Träume von Millionen wahr werden zu lassen.
Ich würde gerne glauben, dass genau das die Geschichte von Alice ist, der Programmiersprache, die ich das Glück hatte, an der Carnegie Mellon University mit entwickeln zu dürfen. Alice erlaubt es computerwissenschaftlichen Studienanfängern - und jedem anderen Menschen, jung oder alt -, auf einfachem Wege Computeranimationen zu erschaffen, um eine Geschichte zu erzählen, ein interaktives Spiel zu spielen oder ein Video zu produzieren. Alice verwendet eine 3-D-Grafik und eine simple Drag-and-Drop-Oberfläche, die den Nutzern zu spaßigeren und weniger frustrierenden ersten Programmiererfahrungen verhilft. Carnegie Mellon bietet diese Software jedem Nutzer als Freeware an: Bisher haben sie schon weit über eine Million User heruntergeladen, und es steht zu erwarten, dass sich
die Nutzung dieser Software in den kommenden Jahren immer weiter steigern wird.
Ich bin überzeugt, dass Alice unendlich erweiterbar ist, bis hin zu dem Punkt, an dem ich mir x
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