Latin Lover verzweifelt gesucht
getröstet, dass Kyra sich von dem merkwürdigen Anfall, sich so außergewöhnlich anzuziehen, erholt haben und am nächsten Morgen als die alte Kyra, die er kannte und mochte, zur Arbeit kommen würde.
Aber nein! Kurz nachdem er das Büro betreten hatte, musste er feststellen, dass sie heute ein Kleid trug, das noch tiefer ausgeschnitten war als das Top von gestern Abend. Und die drei Male, die sie bis jetzt aus ihrer Buchhaltung gekommen war, um das eine oder andere zu fragen, hatten dazu geführt, dass sieben männliche Angestellte in eine Art Trance gefallen waren, aus der sie erst Minuten später erwachten.
Natürlich war ihm nicht entgangen, dass die drei weiblichen Angestellten Kyra genauso böse ansahen wie er. Allerdings vermutete er, dass sie es aus ganz anderen Gründen taten.
“Bereit fürs Mittagessen?”
Michael hob den Kopf und sah Kyra in ihrem lila Fummel direkt vor sich stehen.
“Mittagessen?”
“Ja”, erwiderte sie lächelnd. “Es ist Freitag. Wir gehen freitags immer essen.”
“Freitag.”
“Aufwachen, Michael! Was ist los mit dir? Hast du Probleme mit dem nächsten Auftrag?”
Er rollte hastig den Plan auf dem Zeichentisch ein, um die Löcher zu verdecken, die beim Ausradieren entstanden waren. “Kyra, ich glaube, wir müssen uns mal unterhalten.”
“Okay. Lass uns das beim Essen machen.”
Auf einmal erschien ihm ein normales Essen mit ihr alles andere als normal. “Ich denke, wir sollten das hier bereden.” Er stand auf. “Lass uns ins Besprechungszimmer gehen.”
“Was soll das heißen, meine neue Garderobe ist unpassend fürs Büro?”
Kyra sah Michael entrüstet an, der, die Arme vor der Brust verschränkt, am Konferenztisch lehnte. Im Kontrast zu dem schneeweißen Hemd, das er trug und dessen Ärmel er aufgerollt hatte, wirkte seine Haut noch dunkler als sonst. Trotz ihrer Wut musste sie zugeben, dass er umwerfend aussah, was nicht gerade gut für ihren Seelenfrieden war.
Denn obwohl sie sich bemüht hatte, konnte sie den Kuss von gestern nicht vergessen. Im Moment hatte sie das Gefühl, ein verliebter Teenager zu sein. Alle ihre Gedanken kreisten nur noch um Michael.
Das war bestimmt nicht ihre Absicht gewesen, als sie sich das Buch “Sex Kitten 101” gekauft hatte. Gut, sie war von Craigs verletzenden Worten über ihr mangelndes Temperament im Bett tief gekränkt gewesen. Und der Wunsch, es ihm heimzuzahlen, hatte wohl auch eine Rolle bei ihrer Verwandlung gespielt. Aber die Wahrheit war, dass sie, wann immer sie in den Spiegel geschaut hatte, nie sich selbst sah. Stattdessen hatte sie nur Details an sich wahrgenommen – dass sie ihre Zähne gut geputzt hatte, dass die Haare geschnitten werden mussten, oder dass ihre Nase von der Sonne gerötet war. Wenn sie jetzt in den Spiegel schaute, dann sah sie plötzlich die ganze Person, und auf einmal passte alles zusammen.
Vor allem dann, wenn sie Michael dabei ertappte, wie er sie ansah, so als wolle er sie mit Haut und Haaren verschlingen.
Das Problem war, dass er sie im Moment keineswegs so ansah, sondern eher wütend.
Kämpferisch stützte sie die Hände in die Hüften. “Niemand anderes scheint ein Problem mit meiner Kleidung zu haben. Ich verstehe nicht, was dich daran stört.” Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, ohne dabei zu wackeln. So langsam gewöhnte sie sich an die hohen Absätze. “Tatsächlich habe ich heute Morgen schon mindestens drei Komplimente bekommen.”
Er zeigte mit dem Finger auf sie. “Das ist genau der Punkt.”
“Was? Dass die Leute mir Komplimente machen?”
“Dass du den Leuten – vor allem den Männern – auffällst.”
“Komm schon, Michael. Ich arbeite seit vier Jahren hier. Es sind alles Freunde.”
“Du könntest ja mal einige deiner weiblichen Kollegen fragen, was sie darüber denken”, sagte er leise und hob lauschend den Kopf.
“Wie bitte?”
“Ach nichts.” Er stieß sich vom Tisch ab, ging zur Tür und riss sie mit einem Ruck auf. Vier Kollegen auf dem Flur prallten erschrocken zurück. Anscheinend hatten sie wissen wollen, was im Besprechungszimmer vor sich ging. Michael fluchte und schloss die Tür mit Nachdruck. Eine Tür, die niemals geschlossen wurde, selbst bei wichtigen Meetings.
Kyra lächelte. “Sie werden denken, dass hier etwas Ungehöriges passiert.”
“Was nur meinen Standpunkt bestätigt.”
“Inwiefern?”
“Vorher wären sie nie auf die Idee gekommen.”
“Du meinst, als ich noch die unscheinbare
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