Latin Lover verzweifelt gesucht
einem Jahr wäre Michael noch zu früh gewesen, doch das traute er sich nicht zu sagen.
“Ich werde sie fragen”, sagte er, obwohl er nicht die Absicht hatte, es zu tun.
Abgesehen von seiner eigenen Unsicherheit, was seine Beziehung zu Kyra anging, fürchtete er, dass seine Eltern und seine Geliebte nicht besonders gut miteinander auskommen würden. Nicht nach Kyras Veränderung.
Conchita und Antonio waren nach Florida ausgewandert – seine Mutter als Teenager und ganz allein, sein Vater als Achtjähriger mit seiner Familie – und hatten sich zum Ziel gesetzt, sich der gehobenen amerikanischen Gesellschaft anzupassen. Michael glaubte, dass ihre Herkunft – seine Mutter stammte aus Peru, sein Vater aus Spanien – diesen Wunsch noch verstärkt hatte. Beide hatten hart gearbeitet, um sich eine solide Grundlage mit einem Restaurant-Zulieferbetrieb aufzubauen, sie hatten amerikanische Traditionen übernommen und ihrem einzigen Kind beigebracht, ein Amerikaner zu sein. Michael war jedoch mit dem Gefühl aufgewachsen, dass seine Eltern keine Ahnung hatten, was ein Amerikaner war. Man lernte nicht, ein Amerikaner zu sein, man war es.
Natürlich hatte er ihnen das nie gesagt. Aber er wusste, was sie als angemessenes Verhalten ansahen. Und Kyra wäre in ihren Augen nicht akzeptabel. Sie würde als Beispiel für die vielen Versuchungen und Exzesse gelten, denen Amerika immer mehr anheimfiel.
Während seine Eltern sich jetzt angeregt unterhielten, sah Michael zum vierten Mal in ebenso vielen Minuten zur Uhr. Sonst blieb er immer bis zum Kaffee, doch im Moment konnte er nur daran denken, dass Kyra zu ihm nach Hause kam und wie sehr er sich nach ihr sehnte.
Schließlich schob er seinen Stuhl zurück und stand auf. “Es tut mir leid, aber ich muss gehen.”
“Gehen?” Seine Mutter stand auch auf und schaute ihn bestürzt an.
“Unsinn. Du hast ja noch nicht einmal deinen Nachtisch gegessen”, meinte sein Vater.
“Mir ist gerade eingefallen, dass ich heute Nachmittag noch einen Kunden treffen muss.”
“Michael”, sagte sein Vater mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
Doch heute würde Michael ihm trotzen.
“Entschuldige, Dad. Mom, das Essen war köstlich.” Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. “Ich liebe euch beide.”
Die Worte, so einfach sie waren, wurden in diesem Haus selten geäußert. Und sie machten seine Eltern fürs Erste sprachlos.
Michael winkte etwas verlegen, öffnete die Tür und ging.
Komm vorbei, sobald Du kannst.
Als Kyra die Nachricht las, die an ihrer Tür klebte, bekam sie Herzklopfen.
Sie brauchte nicht zu fragen, von wem sie war. Obwohl Michael nicht unterschrieben hatte, erkannte sie seine Schrift sofort. Offenbar war er kurz nach ihrem Anruf vor zwei Stunden bei seinen Eltern aufgebrochen.
“Ich hoffe, Sie haben heute Abend nicht schon wieder Besuch!”, rief Mrs. Kaminsky von unten.
Kyra ging an die Treppe und wedelte mit dem Zettel. “Keine Angst, Mrs. Kaminsky, ich gehe dieses Mal aus.”
Die Vermieterin nickte. “Seien Sie aber leise, falls Sie spät nach Hause kommen! Eine alte Frau wie ich braucht ihren Schlaf!”
Krachend fiel die Tür hinter ihr ins Schloss, während Kyra amüsiert vor sich hin lächelte.
Kyra sah aus wie die leibhaftig gewordene Fantasie eines jeden Mannes – von der Brust bis zum Oberschenkel eingehüllt in etwas Rotes. War das Plastik oder Gummi? Michael hielt ihr die Tür zu seiner Wohnung auf und hätte fast gestöhnt. Egal, woraus das Kleid bestand, es sah aus, als wäre ihr Körper vakuumverpackt. Und er konnte es kaum erwarten, diese Verpackung zu öffnen.
“Hallo.”
Erst jetzt sah er ihr ins Gesicht und wunderte sich über ihren ängstlichen Ausdruck.
“Komm rein.”
Nur zögernd trat sie ein und sah sich etwas befangen in dieser luxuriösen, aus zwei Etagen bestehenden Eigentumswohnung um.
“Alles in Ordnung?”, fragte er und schloss die Tür.
Sie nickte. “Und bei dir?”
“Alles bestens”, erklärte er und bemühte sich, seinen Blick von ihrem sexy Po loszureißen. “Möchtest du ein Glas Wein? Setz dich doch bitte schon ins Wohnzimmer, während ich uns eine Flasche hole.”
“Okay.”
Doch sie rührte sich nicht von der Stelle. Michael musste sich an ihr vorbeischieben und streifte dabei das glänzende glatte Material des Kleides.
Vielleicht würde er es ihr gar nicht ausziehen. Vielleicht würde er es anlassen und sie über die Couch lehnen und dabei zusehen, wie es schimmerte, wenn
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