Latin Lover verzweifelt gesucht
Unausweichliche, das ihm höllische Angst machte.
Nein, er würde jetzt nach Hause fahren.
Gerade als er aufstehen wollte, flüsterte Kyra etwas im Schlaf, drehte sich zu ihm um und legte ihm eine Hand auf den Schenkel. Dann seufzte sie genüsslich, und es klang wie das Schnurren einer großen zufriedenen Katze.
Michael schluckte und schaute auf ihre lila lackierten Fingernägel.
Okay, er würde bleiben. Sie konnten ja einfach nur nebeneinander liegen und schlafen. Nichts weiter.
Vorsichtig schob er Kyra ein wenig zur Seite und streckte sich dann neben ihr aus. Sicherheitshalber ließ er aber seine Jeans und das T-Shirt an. Dann schaltete er das Licht aus und atmete tief durch. Instinktiv schmiegte Kyra sich an ihn und “schnurrte” erneut.
Michael hoffte nur, dass er standhaft bleiben würde.
Kyra unterdrückte ein Gähnen, während sie dem Rechnungsprüfer dabei zusah, wie er gerade einen langen Papierstreifen aus der Rechenmaschine zog. Wenn sie nur nicht so müde wäre. Als sie heute Morgen um sechs Uhr neben Michael aufgewacht war, hätte sie nichts lieber getan, als sich an ihn zu kuscheln und wieder einzuschlafen. Stattdessen war sie ins Büro gefahren, wo der Rechnungsprüfer bereits auf sie wartete. Und das an einem Sonntag!
Seitdem waren fünf Stunden vergangen.
“Fertig?”, fragte sie ihn hoffnungsvoll.
Der Rechnungsprüfer hieß Walter Westheimer. Er war nur wenige Jahre älter als sie, doch trotz seines guten Aussehens fand sie ihn irgendwie skrupellos. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart unwohl. Sie war gerne Buchhalterin, aber es war nicht unbedingt ihr Leben. Westheimer, so hatte sie das Gefühl, träumte sogar von Zahlen.
“Fertig”, sagte er und begann damit, seine Sachen einzusammeln.
“Und?”
“Es scheint nur dieser eine Fehler gewesen zu sein. Aber ich kann erst eine endgültige Stellungnahme abgeben, wenn ich den Originalbeleg morgen von der Bank habe.”
“Natürlich.”
Walter Westheimer steckte seine Sachen in die Aktenmappe, stand auf und reichte ihr die Hand. “Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich werde Ihrer Arbeitgeberin gegenüber erwähnen, dass Sie gut kooperiert haben.”
Kyra schüttelte kurz seine Hand. “Haben Sie etwas anderes erwartet?”, fragte sie, ohne mit einer Antwort zu rechnen. “Dann sehe ich Sie also morgen früh?”
Er schüttelte den Kopf. “Ich werde meinen schriftlichen Bericht direkt Ihrer Vorgesetzten übergeben. Ich schlage vor, Sie wenden sich an sie.”
Kyra sah ihn an und versuchte zu ergründen, ob er absichtlich so geheimnisvoll tat oder ob es einfach nur seine Art war.
Sie entschied, dass es an seiner Art liegen musste. Sie hatte nichts Unkorrektes getan. Die Untersuchung würde das jetzt beweisen.
Er verließ ihr Büro ohne ein weiteres Wort. Kyra lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und sah sich das Chaos an, das sie angerichtet hatten. Überall lagen Akten, Schriftstücke und Belege herum. Eigentlich müsste sie aufräumen, doch stattdessen griff sie nach dem Telefon und rief Michael an.
Er antwortete beim dritten Klingeln. “Hallo?”, sagte er leise.
“Hallo, Amigo”, begrüßte sie ihn und versuchte ihre Stimme munter klingen zu lassen. “Wollen wir essen gehen? Ich komme um vor Hunger. Was hältst du von dem kleinen Fischrestaurant am Hafen?”
“Warte mal eine Sekunde, ja?”
Überrascht meinte Kyra: “Sicher.”
Einen Augenblick später war er zurück. “Ich kann nicht mit dir essen gehen, Kyra.”
“Wo bist du?”
“Es ist der letzte Sonntag im Monat.”
Sie versuchte den Sinn seiner Worte zu erfassen. “Ich verstehe nicht … Ach, warte.” Sie stieß die Luft aus. “Essen bei deinen Eltern, stimmt’s? Tut mir leid, das habe ich ganz vergessen.”
Und er hatte offensichtlich vergessen, es ihr zu sagen.
“Ich hätte es dir heute Morgen erzählt, doch du warst ja schon weg, als ich wach wurde.”
Und sie hatte ihm keine Nachricht hinterlassen.
Himmel, irgendwie wurde alles immer komplizierter.
“Wann, glaubst du, wirst du zu Hause sein?”, fragte Michael.
“In einer halben Stunde. Der Rechnungsprüfer ist gerade gegangen. Er wird Janet morgen seinen Bericht geben.”
“Gut, dann ist ja alles geklärt.”
Sie biss sich auf die Unterlippe. Er hatte so viel Vertrauen in sie. Sie wünschte, sie wäre sich da auch so sicher. “Ja, vermutlich. Noch mal zu heute Abend. Wollen wir uns bei dir treffen?”
Eigentlich hatte sie das gar nicht sagen wollen, doch es war ihr so herausgerutscht. Aber
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