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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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fromme katholische Damenstift unter kirchlicher Trägerschaft gepaßt, das sich auf dem Stephansberg in direkter Nachbarschaft eines profanen SeniorenWohnstifts befand, um ihr Leben in Beschaulichkeit ausklingen zu lassen. Wie gern begab sie sich, obwohl katholisch, in die am Stephansberg stehende evangelische Kirche St. Stephan, weil der Kirchenraum bei schönem Wetter eine innere Helligkeit ausstrahlte. Philipp und sie waren sich in dieser Neigung sehr ähnlich.
    «Ach, Fipps, sei doch mal ein bißchen freundlich zu deiner Cousine und laß dir etwas Wäsche zeigen. Du siehst so muffig aus, wie deine Freunde von der Universität!» «Das ist ein Vorurteil», konterte Philipp.
    Aber die Cousine nahm die Anregung der Mutter auf. «Ja, laß dir doch ein bißchen Wäsche zeigen!» Und gleich hatte sie ein geschmackvolles Baumwollhemd sich selbst über Brust und Taille geworfen, denn das Geschäft hatte nicht nur Wolle im Sortiment.Als sie sich dabei leicht drehte, um verschiedene Lichteinfälle auf dem Hemd zur Geltung zu bringen, wölbten sich ihre großen Brüste an beiden Seiten. Philipp wollte nicht darauf starren, aber dieser wollige Busen – sie trug meist Wollpullover – hatte ihn schon immer fasziniert. Überhaupt gefiel sie ihm mit ihrer kleinen Nase, ihren geröteten Wangen, den weißen Zähnen, den brünetten Locken und den fröhlichen Augen. Sie verstand es einfach, ihn aufzumuntern.
    «Das würde dir gut stehen», urteilte Irene, mit dem Hemd bereits Philipps Oberkörper bedeckend. «Das ist auch genau deine Größe.» Wie um die Kragenweite zu prüfen, angelte sie mit den Händen an Philipps Hals hinauf, wobei ihn freilich diese Berührung wenig störte; vielmehr beunruhigte ihn die Nähe zu Irenes Körper insgesamt.
    «Gut, ich nehm das Hemd, pack es ein!» rief er fast abwehrend. Bezahlen brauchte er eine bestimmte Menge an Kleidungsstücken in dem Wollgeschäft nicht, weil seine Mutter ehedem einen Anteil daran geerbt hatte.
    «Du hast doch was auf dem Herzen? Soll ich dir noch mehr zum Anprobieren bringen?» Irene kannte ihren Cousin nur zu gut. Sie wußte, daß er jetzt nichts mehr zum Anprobieren würde haben wollen.
    «Ich hab wirklich was auf dem Herzen. Ich wollte dich nämlich zum Essen einladen, Irene – bei mir.»
    «Eine gute Idee, Fipps.» Nach Rose Laubmanns Ansicht war ihr Sohn sowieso viel zu oft allein.
    «Sag bitte nicht immer Fipps zu mir – wenn ihr mich schon Philipp Erasmus genannt habt! So umständliche Namen.» «Wie hättest du denn sonst gern geheißen?»
    «Markus. Zumindest mit dem zweiten Vornamen.» Philipps verstorbener Vater, der ansonsten eine recht prosaische Einstellung hatte, hatte einen Pfarrer zum Freund, der sich für den Humanisten Erasmus von Rotterdam begeisterte. Da sie beide gern Zigarren rauchten und Wein dazu tranken, hatte sich der Vater nach der Geburt des Sohnes wohl von der Begeisterung des Pfarrers anstecken lassen und Philipp mit dem zweiten Vornamen Erasmus genannt; vielleicht auch, um der in seinen Augen geistig zu engen Kirche mit der Benennung seines Sohnes nach einem streitbaren Geist eins auszuwischen.
    Philipp fand seinen zweiten Namen nicht gerade umwerfend. Trösten konnte ihn da eher, daß er nach seinem Urgroßvater mütterlicherseits Philipp hieß.
    Rose Laubmann hatte von vorneherein auf einen dritten Vornamen für ihren Sohn mit der scherzhaften Begründung verzichtet, daß sich der arme Junge später so viele Namen gar nicht merken könne.
    «Philipp Markus Laubmann oder Markus Erasmus Laubmann. Klingt das nicht albern?» fragte Irene.
    «Und dann noch wie der Evangelist Markus», empörte sich die Mutter. «Du hast doch nicht mal vor, Priester zu werden?»
    «Obwohl er sich heimlich Meßgewänder und andere Priesterkleider bestellt!» prustete Irene nunmehr los, um ihren Cousin ein wenig aufzuziehen.
    «Die brauch ich zu Forschungszwecken. Außerdem sind es nur zwei, und in verschiedenen liturgischen Farben», sagte Laubmann knapp, aber da lachten beide Frauen bereits. Die Mutter war gleich wieder ernst: «Laß ihn, Irene, vielleicht besinnt er sich ja noch!» Und an ihren Sohn gerichtet, mit mahnendem Unterton: «Wo hast du denn die Priestersachen her? Bekommt man die, auch wenn man nicht das Sakrament der Priesterweihe empfangen hat?» «Ich hab mir einfach von einem Freund im Priesterseminar einen Katalog geben lassen. Damit kann im Grunde jeder bestellen. Bei einer dieser entsprechend spezialisierten Bekleidungsfirmen.»
    «Aber

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