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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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wird das nicht kontrolliert, ob ein Kunde wirklich
Priester ist?» Seine Mutter war erstaunt.
«Nein.»
    «Und wenn jemand auf der Straße damit herumläuft oder in eine Kirche geht …?»
    «Dann kann er wegen Betrugs oder Amtsanmaßung belangt werden», antwortete Philipp barsch.
    Das gefiel der Mutter nicht, und sie schwieg betreten; hatte sie doch gehofft, daß priesterlich alles in geheimnisvoll gehüteten Bahnen verlaufe.
    «Schau, ich habe hier auch einen wunderbaren schwarzen Pullover. Wenn du dir den überstreifst, dann siehst du wie ein Freizeitpriester aus!» Irene streichelte den Pullover, drückte ihn abwechselnd an ihren Busen und an Philipps Oberkörper. Der fand das Kleidungsstück diesmal ganz adrett, ja er war geradezu davon angetan und strahlte. «Na, wenn das kein woll-igeliger Pullover ist! Aber sag: Kommst du nun zum Essen? Ich hab an übermorgen abend gedacht, halb acht herum. Ich lade übrigens noch einen Kollegen ein.»
    «Klar, ich freu mich schon. Soll ich was mitbringen?»
    «Ich koche selbst», drohte Laubmann. «Deshalb muß ich jetzt unverzüglich einkaufen gehen.» Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Wollgeschäft. Den Pullover nahm er wie das Hemd einfach unverpackt mit.

VII
    Den aufgespannten schwarzen Regenschirm mit dem schwarzen geschwungenen Plastikgriff mußte Philipp ununterbrochen über sich halten, denn es goß in Strömen. Seit Stunden regnete es unaufhörlich. Wenn er seinen Schirm betrachtete, kam es ihm vor, als würden vor allem Priesteramtskandidaten oder Kapläne zu schwarzen Regenschirmen mit einfachen schwarzen Plastikgriffen neigen, Theologieprofessoren hingegen zu teueren schwarzen Exemplaren mit Holzgriffen in diversen Brauntönen und hohe Würdenträger der Kirche oder ältere, noch diensttuende Pfarrer, die sich aber schon jenseits des durchschnittlichen Rentenalters bewegten, zu schwarzen Schirmen mit Holzgriffen, die aber schwarz lackiert waren. Das Wasser verteilte sich schon auf den Rasenflächen in den Parks der Stadt, und die Luftbläschen tanzten nur so über diesen Seen, während Regentropfen nicht nur vom Himmel, sondern auch von den letzten Blättern überhängender Äste fielen. Wie schwermütig breiteten die Bäume ihre Arme über den Rasen- und Wasserflächen aus. Der gesamte Tag hatte nur aus Dämmerung bestanden.
    Philipp hatte nichts gegen solche Naturstimmungen, auch nichts gegen ähnliche Grundstimmungen des Gemüts. Sie gemahnten ihn an die Endlichkeit. Dies um so mehr, als er sich gerade den Ort sehr genau angesehen hatte, wo Franziska Ruhland zu Tode gekommen war. Er hatte sich hineinversetzt in die Situation, sich so eingehend die möglichen Geschehnisse vor Augen zu führen versucht, daß ihn jeder unterhalb der Böschung vorbeifahrende Wagen erschaudern ließ. Er hatte sich in jene Frau hineinversetzt, obwohl er sie doch gar nicht kannte, niemals mehr kennen würde. Nun gut, deshalb hatte er unter Mithilfe Konrads für den frühen Abend einen Termin vereinbart, sozusagen dazwischengeschoben, nach einem geschäftigen Tag an der Universität. Er sollte Almut Werner treffen, die Bekannte Franziskas hier in der Stadt. Almuts Cousine Elisabeth war Franziskas beste Freundin gewesen. Sie lebte derzeit allerdings in Neuseeland.
    Für einen Augenblick hatte Laubmann überlegt, zu St. Vitus hinüberzugehen, es jedoch unterlassen, weil die Kirche um diese Uhrzeit gewiß verschlossen war. Es gab einen zuverlässigen Mesner. Außerdem war Philipp nicht nach Kunstgeschichte oder romantischen religiösen Gefühlen zumute. Er spürte statt dessen Beklommenheit. Keine Menschenseele war außer ihm im Park, bei diesem Wetter nicht einmal ein Mensch mit Hund. Höchstens die Seele der toten Franziska.
    Als Theologe wollte er freilich keiner Geisterbeschwörung verfallen. Oder konnte er doch Böses wahrnehmen, Schuld? Die Schuld eines Täters vielleicht? Er dachte, während er durch den undurchschaubar gewordenen Park ging, unwillkürlich daran, was ihm Erich Konrad geschildert hatte.Was, wenn auch er, Philipp, verfolgt wurde? Oder war Konrad nur mit viel Phantasie begabt, was Laubman sich bei ihm gar nicht so recht vorstellen konnte? Wer sagte, daß der Professor der einzige war, der unter Beobachtung stand? Er beschleunigte seinen Schritt, ohne im kargen Laternenschein auf Anhieb die rechten Wege zu finden. Einmal stieß er vor einer Sitzbank einen alten, kaputten Schirm um, den wohl jemand in den weichen Grasboden gesteckt hatte, um das unnütz

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