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Lauf des Lebens

Lauf des Lebens

Titel: Lauf des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LINDA HOWARD
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wartet unten, um mit Ihnen gemeinsam zu Mittag zu essen“, antwortete Dione und konnte ihm die Erleichterung von den Augen ablesen.
    „Gut. Mein Unfall hat sie … vor Schmerz fast zerrissen. Sie würde es ganz sicher nicht verkraften, das wahre Ausmaß der Schäden an meinem Körper zu sehen.“ Der Kummer verdüsterte seinen Blick. „Sie ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich habe sie praktisch großgezogen. Ich bin ihre Familie – alles, was sie hat.“
    „Nein, nicht alles“, korrigierte Dione. „Sie hat Richard.“
    „Richard ist so beansprucht von seiner Arbeit, dass er sich selten daran erinnert, dass es Serena überhaupt gibt“, schnaubte Blake. „Richard ist ein großartiger stellvertretender Geschäftsführer, aber ein großartiger Ehemann ist er nicht.“
    Das entsprach ganz und gar nicht dem Bild, das Dione von Richard hatte. Auf sie machte er den Eindruck eines Mannes, der seine Frau sehr liebt. Oberflächlich betrachtet waren Richard und Serena sehr gegensätzliche Typen: Er war reserviert und intellektuell. Sie hingegen war genauso energisch und impulsiv wie ihr Bruder. Vielleicht waren sie füreinander einfach die perfekte Ergänzung, das jeweils ideale Gegenstück. Vielleicht machte Serenas Energie Richard etwas spontaner, während seine Besonnenheit ihre Impulsivität etwas entschärfte. Aber das sagte Dione Blake nicht. Immer nach demselben Bewegungsmuster fuhr sie mit den Beinübungen fort.
    Es war eine ermüdende, langweilige Prozedur – ermüdend für sie, langweilig für ihn. Sehr schnell war er wieder gereizt, und als er sie diesmal anblaffte, sie solle aufhören, tat sie ihm den Gefallen. Sie wollte ihn nicht tyrannisieren und jedes Mal ihren Willen durchsetzen. Er hatte den aktivsten und anstrengendsten Morgen seit seinem Unfall hinter sich, und sie wollte es nicht übertreiben. „Puh!“, seufzte sie und wischte sich mit dem Handrücken über die feuchte Stirn. „Ich brauche vor dem Mittagessen eine Dusche! Eine gute Idee, etwas früher Schluss zu machen.“
    Überrascht schaute er sie an.
    Sie wusste, dass er sie den ganzen Morgen über noch gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Er war viel zu sehr beschäftigt gewesen mit seiner körperlichen Verfassung und seiner Verzweiflung. Sie hatte ihm gesagt, dass er hart würde arbeiten müssen. Jetzt stellte er gerade fest, dass das für sie ebenso galt. Für sie war das Ganze auch kein Spaziergang. Sie wusste, dass sie fürchterlich aussah, verschwitzt und hochrot im Gesicht.
    „Eine Dusche würde Ihnen nicht schaden“, stimmte er trocken zu, und sie lachte.
    „Spielen Sie jetzt mal nicht den feinen Herrn“, neckte sie. „Warten Sie nur ab, bald werde ich mit Ihnen keine Gnade mehr kennen, und dann werden auch Sie ins Schwitzen kommen.“
    „Sie kennen schon jetzt keine Gnade“, murrte er.
    „Ich bitte Sie! Ich habe Sie den ganzen Morgen unterhalten, ich habe dafür gesorgt, dass Sie ein gutes Frühstück bekommen …“
    „Jetzt werden Sie mal nicht übermütig“, mahnte er und warf ihr einen finsteren Blick zu, den sie mit einem Lächeln quittierte. Es war wichtig, dass er lernte, mit ihr zu lachen und zu witzeln. Das würde den Stress der kommenden Monate etwas erträglicher machen. Sie musste zu seiner allerbesten Freundin werden, auch wenn ihre Freundschaft auf tönernen Füßen stehen würde, weil sie sich auf seine Abhängigkeit und seine Bedürfnisse gründete, das war ihr klar. Sobald sein Leben erst einmal wieder den normalen Gang nahm und er sie nicht mehr brauchte, würde sie verschwinden und schnell vergessen sein. Das wusste sie, und sie wusste auch, dass sie einen Teil ihrer Emotionen und geistigen Kapazitäten auf Distanz halten musste, während sie den anderen Teil voll und ganz auf ihn konzentrierte.
    Als sie ihm beim Anziehen half, was ihn nicht mehr ganz so ärgerte wie noch am Morgen, sagte er nachdenklich: „Wie es scheint, werden Sie einen Großteil Ihrer Zeit damit verbringen, mich an- und auszuziehen. Wenn sich diese Prozedur tatsächlich nicht umgehen lässt, wäre es sehr viel einfacher, wenn ich einfach eine kurze Sporthose trage; vor dem Essen könnte ich meinen Morgenmantel überwerfen, und Alberta könnte die Essenstabletts hier heraufbringen.“
    Dione ließ sich ihre Freude nicht anmerken. Sie sagte einfach nur: „Das ist schon Ihre zweite gute Idee heute.“ Doch im Stillen fühlte sie sich sehr ermutigt: Das würde eine Menge Zeit und Mühe sparen. Und gleichzeitig würde es Serena

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