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Lauf des Lebens

Lauf des Lebens

Titel: Lauf des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LINDA HOWARD
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stand eine wunderschön geschwungene Bank in zartem Perlgrau. Dione hatte keine Ahnung, aus welchem Holz die Bank gefertigt war, aber sie sah prächtig aus.
    Im Hof herrschte tatsächlich Chaos. Offenbar hatten die von Richard engagierten Arbeiter ihn als Abstellplatz für ihr Material und das Pool-Equipment benutzt. Dennoch sah man gleich, dass die Männer sorgsam darauf geachtet hatten, die Pflanzen nicht zu beschädigen. Das ganze Material war vorsichtig auf den Fliesen abgestellt worden. Doch Serena lief zu der schönen Bank und deutete auf eine Delle an der Seite. „Schau dir das an!“, schrie sie.
    Blakes Augen blitzten auf. „Ja, das ist ja nicht zu übersehen. Miss Kelley, es schaut so aus, als hätten Ihre Arbeiter eine Bank beschädigt, die für mich von unschätzbarem Wert ist. Mein Vater hat sie meiner Mutter geschenkt, als sie in dieses Haus einzogen; sie saß jeden Abend darauf, und genau da sehe ich sie noch heute vor meinem inneren Auge sitzen. Ich möchte die ganze Sache abblasen, bevor noch mehr Schaden entsteht. Und ich möchte, dass Sie aus meinem Haus verschwinden.“
    Dione war bestürzt über die Beschädigung der Bank und wollte sich gerade dafür entschuldigen, als sie einen Ausdruck des Triumphs auf Serenas Gesicht bemerkte. Sie hielt inne. Um Zeit zum Überlegen zu gewinnen, ging sie schließlich zu der Bank, beugte sich hinunter und besah sich das verschrammte Holz. Nachdenklich ließ sie einen Finger über die Delle gleiten. Ein kurzer Seitenblick auf Serena zeigte ihr, dass auf einmal Besorgnis in deren unglaublich ausdrucksstarken Augen lag. Was beunruhigte Serena so? Als Dione sich wieder der Bank zuwandte, hatte sie die Antwort vor Augen. Zweifellos war die Bank beschädigt, doch die Delle war so alt, dass sie bereits verwittert war. Ganz sicher stammte der Schaden nicht vom heutigen Morgen.
    Dione hätte Serena beschuldigen können, bewusst einen Streit anzuzetteln, aber das tat sie nicht. Serena kämpfte um ihren geliebten Bruder, und obwohl dieser Kampf sinnlos war, konnte Dione sie dafür nicht verurteilen. Sie würde Serena einfach strikt von Blake fernhalten müssen, um ihre Arbeit ohne permanente Unterbrechungen fortsetzen zu können. Der scharfsinnige Richard würde sich etwas einfallen lassen müssen, um seine Frau abzulenken.
    „Ich kann Ihre Aufregung verstehen“, sagte Dione ruhig. „Aber diese Delle ist nicht heute Morgen entstanden. Sehen Sie?“ Sie deutete auf das Holz. „Das ist kein frischer Kratzer. Ich denke, er ist einige Wochen alt.“
    Blake bewegte seinen Rollstuhl näher heran und beugte sich vor, um die Bank selbst in Augenschein zu nehmen. Langsam richtete er sich wieder auf.
    „Sie haben recht“, seufzte er. „Tatsächlich bin ich wohl hier der Schuldige. Es tut mir leid.“
    Serena schnappte nach Luft. „Was meinst du damit?“
    „Vor ein paar Wochen war ich hier draußen und bin mit dem Rollstuhl gegen die Bank gestoßen. Du kannst sehen, dass sich die Delle genau auf der Höhe der Radnabe befindet.“ Er rieb sich die Augen mit seinen dünnen, vor Anstrengung zitternden Händen. „Es tut mir leid, Serena.“
    „Jetzt mach dir doch keine Vorwürfe!“, rief sie, stürzte zu ihm und umfasste seine Hand. „Es ist doch nicht schlimm. Bitte reg dich nicht auf. Komm ins Haus, lass uns essen. Du musst müde sein. Es kann dir nicht guttun, dich so zu verausgaben. Du musst dich ausruhen.“
    Dione beobachtete, wie Serena mit liebevoller Besorgnis neben dem Rollstuhl herging. Mit einem verzweifelt-amüsierten Kopfschütteln folgte sie den beiden.
    Für den Rest des Tages wich Serena Blake nicht mehr von der Seite, sondern gluckte bei ihm wie eine Henne bei ihrem Küken. Blake war tatsächlich müde von seinem ersten Therapietag und ließ sich von ihr verwöhnen. Dione, die eigentlich einen weiteren Übungsblock und Massagen eingeplant hatte, hakte das Programm lieber ab, als es durchzuboxen. Morgen … morgen würde ein neues Kapitel beginnen.
    Richard kam zum Abendessen. Wie Dione von Alberta wusste, tat er das immer dann, wenn Serena im Haus war – also offenbar jeden Abend. Schweigend beobachtete er, wie Serena ängstlich über Blake wachte, und obwohl Richard sein übliches Pokerface zeigte, spürte Dione, dass er alles andere als glücklich mit der Situation war. Nach dem Essen, als Serena es Blake in seinem Zimmer gemütlich machte, nutzte Dione die Gelegenheit, um ein paar persönliche Worte mit Richard zu wechseln.
    Sie gingen nach draußen

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