Lauf des Lebens
erkennen wollte. Sie versuchte, ihre Gedanken zu verbergen, aber ein kaltes Unwohlsein kroch ihr über die Haut, als sie in seine durchdringenden blauen Augen schaute.
„Versuch nicht, vom Thema abzulenken“, befahl er in scharfem Ton. „Hat Serena dich von Richard zurückgepfiffen?“
Schon wieder die alte Leier! Dione verkrampfte sich. Sie war ebenso verärgert wie verletzt darüber, dass er ihr immer noch vorwarf, Richard heimlich zu treffen. Wie konnte er nur so über sie denken? Vor nur zwei Tagen hatte sie seinen Heiratsantrag angenommen, aber trotzdem wurde er den Gedanken offenbar nicht los, dass sie heimlich ein Verhältnis mit einem anderen Mann hatte. Sie setzte sich auf. Das Laken rutschte ihr bis zur Hüfte hinunter, aber sie war so aufgebracht, dass ihre Nacktheit sie nicht störte.
„Was ist los mit dir?“, fragte sie wütend. „Du klingst wie ein kaputter Plattenspieler, der immer wieder in dieselbe Rille rutscht. Warum bist du mir gegenüber so misstrauisch? Warum soll immer ich schuld sein an den Problemen zwischen Serena und Richard?“
„Weil Richard es einfach nicht schafft, seine Augen von dir zu lassen, wenn ihr zusammen seid“, erwiderte er. Um seinen Mund lag jetzt ein harter Zug.
„Ich bin nicht verantwortlich für Richards Augen.“ Die Ungerechtigkeit seiner Bemerkung brachte sie aus der Fassung.
„Ach nein?“, zischte er. „Wann immer du ihn anschaust, hat man den Eindruck, als würdest du ihm geheime Botschaften übermitteln.“
„Dasselbe wirfst du mir in Bezug auf Serena vor. Unterstellst du mir mit der auch eine Affäre?“, explodierte Dione. Sie ballte die Fäuste, um die aufwallende Wut unter Kontrolle zu bekommen. Es wäre dumm, jetzt die Nerven zu verlieren. Also holte sie tief Luft, um ihre Atmung zu beruhigen und ihre Muskeln zu entspannen.
Blakes Augen wurden schmal. „Wenn du nichts zu verbergen hast, warum erzählst du mir dann nicht, was Serena dir vorhin zu verstehen gegeben hat?“, fragte er.
Ein weiterer Hieb – und wieder aus dem Hinterhalt, denn wieder hatte er sie attackiert, als sie gerade die Fassung zu verlieren drohte. „Wenn du es so genau wissen willst, dann frag sie doch am besten selbst!“, empfahl sie bissig. Sie ließ sich zurück in die Kissen sinken, drehte ihm den Rücken zu und zog sich die Decke bis zum Kinn hoch.
Sie hörte, wie er die Luft durch die Zähne ausstieß, dann riss er ihr die Decke weg und schleuderte sie ans Fußende des Bettes. Eine eiserne Hand krallte sich in ihre Schulter, riss sie herum und warf sie flach auf den Rücken. „Wende dich nicht von mir ab“, warnte er sie leise. Und Dione, die sich eben noch unbehaglich gefühlt hatte, verspürte jetzt blanke Angst.
Schweigend, mit weißem, versteinertem Gesicht, schüttelte sie Blakes Hand von ihrer Schulter. Nie, noch nie in ihrem Leben, hatte sie passiv leiden können. Selbst in den Momenten nicht, in denen sie sich mit ihrem Widerstand zusätzliche Schmerzen eingehandelt hatte. Sie überlegte gar nicht, ihr Verstand schaltete sich einfach ab, und ein simpler Überlebensinstinkt übernahm das Kommando. Als Blake, verärgert über ihre Zurückweisung, seinen Arm nach ihr ausstreckte, wich sie ihm aus und sprang aus dem Bett.
Es spielte keine Rolle mehr, dass der Mann, der sie eben anzufassen versucht hatte, Blake war. Irgendwie machte es das sogar noch schlimmer. Blakes Gesicht verschwamm mit Scotts Gesicht, und Dione spürte einen stechenden Schmerz, der sie fast auf die Knie zwang. Sie hatte Blake vertraut, hatte ihn geliebt. Wie konnte er, bei allem, was er über sie wusste, so über sie herfallen? Das Gefühl, verraten worden zu sein, nahm ihr fast die Luft.
Er sprang aus dem Bett und erreichte sie, als sie gerade ihre Hand nach dem Türgriff ausstreckte. Er ergriff sie am Ellbogen und drehte sie zu sich herum. „Du gehst nirgendwo hin!“, knurrte er. „Komm ins Bett.“
Dione entwand sich seinem Griff und presste sich gegen die Tür. Als sie ihre goldenen Augen schließlich auf ihn heftete, waren sie schreckgeweitet und tränenverschleiert. „Rühr mich nicht an!“, schrie sie heiser.
Blake streckte seinen Arm erneut nach ihr aus, hielt aber abrupt in der Bewegung inne, als er den starren Ausdruck ihrer Augen sah. Sie war kreidebleich, so weiß, dass er fürchtete, sie könne jeden Moment ohnmächtig werden. Doch sie hielt sich krampfhaft aufrecht. „Fass mich nicht an“, sagte sie noch einmal. Er ließ seine Arme langsam nach unten
Weitere Kostenlose Bücher