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Lauf des Lebens

Lauf des Lebens

Titel: Lauf des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LINDA HOWARD
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sinken.
    „Beruhige dich“, sagte er besänftigend. „Alles ist gut. Ich habe nicht vor, dir wehzutun. Komm, lass uns zurück ins Bett gehen.“
    Dione rührte sich nicht von der Stelle. Mit wachsamem Blick verfolgte sie die kleinste seiner Bewegungen. Sie registrierte, wie sich seine Brust bei jedem Atemzug unmerklich hob und senkte, sah das leichte Beben seiner Nasenflügel und das Zucken seiner Finger.
    „Alles ist gut“,wiederholte er.„Liebling, wir hatten Streit, nichts weiter. Nur einen Streit. Du weißt, dass ich dich niemals schlagen würde.“ Langsam streckte er ihr seine Hand entgegen. Sie beobachtete, wie sich seine Finger näherten. Beim Versuch, seiner Berührung auszuweichen, verkrampfte und wand sich ihr Körper, ohne sich dabei jedoch vom Fleck zu rühren. Erst kurz bevor er sie berührte, sprang sie mit einem Satz zur Seite.
    Unerbittlich folgte er ihr, ohne jedoch den Abstand zu ihr zu verringern. „Wo willst du hin?“, fragte er mit sanfter Stimme.
    Sie antwortete nicht. Ihr Blick war jetzt nicht mehr tränenblind, sondern extrem geschärft und wachsam. Mit den Handflächen nach oben streckte Blake ihr bittend beide Hände entgegen.
    „Schatz, gib mir deine Hände“, flüsterte er. Kalte Verzweiflung breitete sich in ihm aus und ließ ihn innerlich erstarren. „Bitte, glaub mir. Ich werde dir niemals wehtun. Komm zurück zu mir ins Bett, und lass mich dich umarmen.“
    Dione beobachtete ihn. Sie fühlte sich sonderbar, so als ob ein Teil von ihr etwas abseits stehen und die Szene aus der Distanz betrachten würde. Dieses Gefühl kannte sie schon von Scott. Es war so, als ob sie irgendwie aus ihrer eigenen Haut herausschlüpfte, um der bedrohlichen Situation zu entkommen. Ihr Körper hatte stets instinktiv reagiert, hatte versucht, sich selbst zu schützen, während ihr Verstand seine eigenen Verteidigungsmechanismen in Gang gesetzt und ihr vorgegaukelt hatte, das Erlebte wäre nicht echt, sondern nur eingebildet. Nun passierte ihr also dasselbe mit Blake, auch wenn es irgendwie anders war.
    Scott hatte sich nie an sie herangepirscht, hatte nie mit schmeichelnder, heiserer Stimme auf sie eingeredet. Blake wollte, dass sie ihm die Hände reichte, mit ihm ins Bett zurückkehrte und dort neben ihm lag, als sei nichts geschehen. Aber … was wa r eigentlich geschehen? Er war zornig gewesen, hatte sie an der Schulter gepackt, sie auf den Rücken geschleudert … nein, das war Scott gewesen. Scott hatte das einmal gemacht, allerdings war das nicht im Bett gewesen.
    Sie zog die Augenbrauen zusammen und rieb sich mit beiden Händen die Stirn. Himmel, würde sie sich niemals von Scott und dem, was er ihr angetan hatte, befreien können? Blakes Zorn hatte die Erinnerungen aus einer anderen Zeit wachgerufen. Und obwohl Dione die beiden Männer nicht verwechselt hatte, hatte sie auf Scott, nicht auf Blake reagiert. Blake hatte ihr nicht wehgetan, er war wütend gewesen, aber er hatte sie nicht verletzt.
    „Schatz, alles in Ordnung mit dir?“
    Sie konnte seine liebevolle, ängstliche Stimme kaum ertragen. „Nein“, sagte sie. Ihre Stimme klang gedämpft hinter ihren Händen, die sie sich vors Gesicht presste. „Ich frage mich, ob ich je wieder in Ordnung kommen werde.“
    Plötzlich fühlte sie seine Berührung, seine Hände auf ihren Armen, die sie langsam zu sich heranzogen. Sie konnte seine Anspannung spüren, als er sie in den Arm nahm. „Natürlich wirst du das“, versicherte er ihr und küsste ihre Schläfe. „Komm zurück ins Bett. Dir ist ja ganz kalt.“
    Jetzt spürte sie selbst die kalte Nachtluft auf ihrer nackten Haut. Sie folgte Blake zum Bett und ließ es zu, dass er sie zwischen die Laken bettete und ihr die Decke hochzog. Er ging zur anderen Seite des Bettes, knipste das Licht aus und legte sich neben sie. Vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, nahm er sie in die Arme und presste sie an sich.
    „Ich liebe dich“, sagte er in die Dunkelheit des Raumes, seine Stimme vibrierte auf ihrer Haut. „Ich schwöre dir, Liebes, dass ich dich nie wieder im Zorn anfassen werde. Ich liebe dich zu sehr, um dir das noch einmal anzutun.“
    Heiße Tränen brannten ihr in den Augen. Wieso entschuldigte er sich für etwas, das eigentlich ihr Fehler war? Und wie lange würde es dauern, bis er ihr diese Schwäche nicht mehr verzieh? Er würde überhaupt nicht normal mit ihr umgehen können, er würde sich verstellen und verbiegen müssen, und das würde sie beide entzweien. Jedes normale

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