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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie erregt wirkten, verwirrt...«
    »Viel zu warm angezogen?«
    »Sie meinte, ihre Kleider hätten ausgesehen, als hätten Sie in ihnen geschlafen.«
    »Mrs. Lewis beobachtet offenbar genauer, als ich ihr zugetraut hätte. Nun sagen Sie mal, Dr. Klinger, sind Sie nicht neugierig?«
    »Worauf?«
    »Zum Beispiel, warum ich in meinen Kleidern geschlafen haben könnte.«
    »Möchten Sie es mir erzählen?«
    Jane holte tief Luft. Warum nicht? dachte sie. »Wir hatten gestern abend Gäste zum Essen, und mein Mann tat mir heimlich etwas in mein Ginger Ale, worauf ich zusammenklappte und er mich zu Bett bringen mußte. Er hatte wahrscheinlich so wenig Lust, mir mein Nachthemd anzuziehen, wie ich heute morgen Lust hatte, mich umzuziehen, nachdem ich die Haushälterin in
die Badewanne gestoßen und versucht hatte, die Tür zu blockieren. Wie kommt es eigentlich, Dr. Klinger, daß alle Türen nach innen aufgehen? Das macht einem das Leben ganz schön schwer, wenn man abhauen möchte.« Sie forschte in Dr. Klingers Gesicht nach einer Reaktion und fand keine.
    »Weshalb wollten Sie fliehen?«
    »Ach, es kam mir einfach so in den Kopf, und ich fand die Idee gut.« Sie lachte laut. »Flucht scheint ja eine für mich typische Reaktion auf Streßsituationen zu sein, nicht wahr?« Sie tippte auf das Buch, das vor ihr auf dem Tisch lag. »Flucht ist schließlich Kennzeichen eines akuten nichtpsychotischen Syndroms.«
    »Sie sind offensichtlich eine sehr intelligente Frau, Mrs. Whittaker. Sie scheinen mir nicht der Typ zu sein, der vor Problemen davonläuft.«
    Diese Bemerkung und der sanfte Ton, in dem sie vorgetragen wurde, veranlaßten Jane, Dr. Klinger aus einer etwas anderen Perspektive zu betrachten. Sollte er sensibler sein, als es zunächst den Anschein hatte? Sollte man ihm doch trauen können? Sollte sie versuchen, seine Unterstützung zu gewinnen?
    »Würden Sie mir glauben, wenn ich Ihnen sage, daß mein Mann versucht, mir zu schaden, daß er mich mit gefährlichen Medikamenten vollpumpt und mich in meinem eigenen Haus wie eine Gefangene hält?«
    Sein Gesichtsausdruck sagte alles. »Ich glaube Ihnen, daß Sie das glauben.«
    Jane verdrehte kurz die Augen zur Decke und sah dann wieder Dr. Klinger an. »Na gut. Könnten Sie mir dann wenigstens ein paar hundert Dollar leihen?«
    »Wie bitte?«
    »Nur so viel, daß ich mich über Wasser halten kann, bis Dr. Meloff sein Kanu wieder an Land gezogen hat.«
    »Sie scherzen!«
    »Heißt das, daß Sie mir das Geld nicht leihen werden?« Jane
stieß ihren Stuhl zurück, um aufzustehen. Sie schaffte es im zweiten Anlauf.
    »Einen Augenblick!« Auch Dr. Klinger sprang auf.
    »Was denn noch? Ich sehe doch, daß wir nicht weiterkommen, und ich habe hier wirklich nichts zu suchen. Schließlich gehöre ich nicht zum Personal.«
    »Vielleicht kann ich Ihnen doch helfen«, stammelte Dr. Klinger und griff in seine Hosentasche.
    »Sie würden mir das Geld leihen?«
    »Viel hab ich nicht bei mir.« Er zog seine Brieftasche heraus und entnahm ihr langsam mehrere Scheine. »Mal sehen, was wir hier haben.«
    »Wieso wollen Sie mir helfen, wenn Sie mich für verrückt halten?«
    »Ich habe nie gesagt, daß ich Sie für verrückt halte.«
    »Das brauchen Sie gar nicht.«
    »Ich möchte einfach nicht, daß Sie wieder auf der Straße landen. Das würde Dr. Meloff mir nie verzeihen.« Er begann die Scheine aus seiner Brieftasche abzuzählen. »Also - zwanzig, dreißig, fünfunddreißig, fünfundvierzig, siebenundvierzig... siebenundvierzig Dollar und zweiundzwanzig Cents. Viel ist das nicht.«
    »Es ist eine ganze Menge«, sagte sie. »Ich bin Ihnen wirklich dankbar.« Sie griff nach dem Geld, und prompt fiel es ihm aus der Hand.
    »Ach, wie dumm von mir!« Augenblicklich beugte er sich hinunter und begann, das Geld einzusammeln.
    Konnte er noch langsamer machen? Mit einem Schlag wurde Jane klar, daß man Michael bereits benachrichtigt hatte und Dr. Klinger nur versuchte, sie bis zu seiner Ankunft hinzuhalten.
    »Vergessen Sie’s«, sagte sie und versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen.
    Er hielt sie fest, und sie sah seinen Mund Worte des Protests
formen. Dann senkte er plötzlich die Arme, und sein Mund entspannte sich zu einem erleichterten Lächeln. Und noch ehe sie Michael auf sich zukommen sah, wußte sie, daß sie verloren hatte.

21
    »Komm mir ja nicht zu nahe!« warnte Jane. Sie packte das schwere Buch und schwang es drohend.
    Michaels Stimme zitterte. »Ich bin doch nicht gekommen, um dir

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