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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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weh zu tun, Jane«, sagte er kaum hörbar.
    »Nein, nur um mir meine Tabletten zu geben, nicht wahr?«
    »Ich bin gekommen, um dich heimzuholen.«
    »Das kannst du gleich vergessen.« Jane lachte. Ihr Blick schweifte argwöhnisch zwischen Michael und Dr. Klinger hin und her. »Zurück!« schrie sie, obwohl keiner sich bewegt hatte. Sie fuchtelte mit dem Buch herum, als wäre es eine Schußwaffe, und wußte dabei genau, wie lächerlich es wirken mußte. ›Hysterikerin dreht durch und bedroht Personal der Krankenhausbibliothek mit psychiatrischem Fachwälzer!‹ So würde es morgen im Boston Globe stehen. »Laß mich in Ruhe!«
    »Das kann ich nicht.«
    »Wieso nicht? Was fürchtest du denn?«
    »Ich fürchte gar nichts. Ich mache mir Sorgen.«
    »Weshalb?«
    »Um dich.«
    »Quatsch!« Jane bemerkte aus dem Augenwinkel Bewegung und wirbelte herum. »Bleiben Sie, wo Sie sind!« rief sie, als sie sah, daß der junge Assistenzarzt versuchte, sich an sie heranzupirschen.
    »Jane, das ist doch lächerlich.«

    Jane sah den jungen Arzt beschwörend an, richtete den Blick dann auf die Bibliothekarin. »Sie haben ja keine Ahnung, was dieser Mann seit Wochen mit mir macht!« begann sie und brach ab, als Dr. Klinger den Assistenzarzt und die Bibliothekarin an seine Seite winkte.
    »Das ist Jane Whittaker«, sagte er, und Jane hätte beinahe gesagt: Freut mich, Sie kennenzulernen. »Sie leidet an einer Form hysterischer Amnesie. Ihr Mann, Dr. Michael Whittaker, ist Chirurg an der Kinderklinik«, fuhr er mit einer Kopfbewegung zu Michael fort, »und behandelt seine Frau mit einem milden Sedativum, das Dr. Meloff verordnet hat.«
    »Stimmt nicht!« fuhr Jane dazwischen. »Dr. Meloff hat mir Ativan verschrieben. Michael gibt mir dauernd Haldol. Er vergiftet mich. Er hält mich wie eine Gefangene. Ich darf unsere Freunde nicht treffen. Ich darf nicht einmal mit meiner eigenen Tochter sprechen.«
    »Jane! Bitte...«
    »Nein! Ich weiß schon, daß du sie alle eingewickelt hast. Ich weiß, daß sie dich für einen Wohltäter der Menschheit halten, weil du ja so ein phantastischer Chirurg bist und alle dich bewundern, und was bin ich denn schon im Vergleich dazu? Doch nur eine Verrückte, die sich nicht mal erinnern kann, wer sie ist. Aber so einfach ist das nicht. Ich weiß vielleicht nicht mehr, wer ich bin, aber ich weiß, daß ich nicht verrückt bin oder es jedenfalls nicht war, bevor diese ganze grauenhafte Geschichte begann. Und ich war auch nicht krank, jedenfalls nicht in dem Maß und in der Weise, wie ich jetzt krank bin. Die Frage ist also, wie bin ich so geworden? Was tut dieser edle Mensch mit mir, das mich so krank und elend macht? Womit stopft er mich voll?« Jane brach ab, griff in ihre Hosentasche und zog die zwei kleinen weißen Tabletten heraus, die sie dem Apotheker gezeigt hatte. Sie hielt sie Dr. Klinger und dem Assistenzarzt hin. »Ist das Ativan?«

    »Woher hast du die?« fragte Michael, Ungläubigkeit in jedem Wort. »Hast du sie aus meiner Tasche genommen?«
    Einen Moment war Jane sprachlos. »Ob ich sie genommen habe?« rief sie dann. »Willst du behaupten, daß du mir diese Tabletten nicht gegeben hast?«
    »Jane, können wir jetzt nicht nach Hause fahren und das alles in Ruhe besprechen?«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet. Willst du behaupten, daß du mir diese Tabletten nicht gegeben hast?«
    »Natürlich nicht.«
    »Du lügst.« Wieder sah sie die anderen an. »Bitte glauben Sie mir. Er lügt.«
    »Weshalb sollte er lügen, Mrs. Whittaker?« fragte Dr. Klinger.
    »Weil etwas passiert ist, woran ich mich nicht erinnern soll. Weil es in seinem Interesse ist, mich in einem Zustand zu halten, in dem ich gerade so dahinvegetiere. Weil alle glauben sollen, daß ich verrückt bin, damit er mich in irgendeine Anstalt einsperren lassen kann, wo ich mich niemals erinnern werde, was geschehen ist, und wo mir, falls ich mich doch erinnern sollte, sowieso niemand glauben würde.«
    »Jane, bitte«, beschwor Michael, »merkst du nicht, wie irrsinnig das klingt?«
    »Was soll ich denn tun?« flehte sie den jungen Arzt an. »Wie kann ich Sie davon überzeugen, daß ich die Wahrheit sage und nicht verrückt bin?«
    »Du bringst ihn in Verlegenheit, Jane«, bemerkte Michael leise, und Jane konnte am roten Kopf des jungen Arztes erkennen, daß es stimmte. »Können wir das alles nicht unter uns abmachen, wenigstens bis Dr. Meloff wieder zurück ist?«
    »Bis Dr. Meloff zurückkommt, ist es längst zu spät.« Jane

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