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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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verschwand, und das für immer.
    »Ich hab neulich einen fürchterlichen Film gesehen!« rief Diane unvermittelt in dem erneuten Versuch, Jane eine Reaktion zu entlocken. »Angeblich sehr erotisch. Du weißt ja, ich habe eine Schwäche für erotische Filme. Sie sind immer gut, auch wenn sie schlecht sind, stimmt’s? Vergiß es! Da gab’s zwar einen Haufen nacktes Fleisch und jede Menge Gegrunze, aber die Dialoge waren so schlecht, daß die Zuschauer laut gelacht haben. Tracy Ketchum.« Diane sah Jane abwartend an. Als keine Reaktion kam, fuhr sie fort.
    »Also, wir saßen da und überlegten, ob wir abhauen sollten, als plötzlich einer von den Zuschauern anfing, laut seine Kommentare zu geben. Er war so witzig, daß wir einfach bleiben mußten. Weißt du, an einer Stelle sagte diese Frau, die von Arlene Bates gespielt wurde - weiß der Himmel, wo die jahrelang abgeblieben ist und wieso sie ausgerechnet in dem Schinken ihr Comeback feiert, aber sie sieht toll aus, meiner Ansicht nach hat sie sich liften lassen, ich meine, nicht ein einziges Fältchen im Gesicht dieser Frau, nur der Hals - der Hals, der war nicht mehr jung, eindeutig. Ich frag mich, warum diese Frauen sich das antun. Und die Männer genauso. Alle lassen sie hier was ziehen und da was strecken, und am Ende sehen sie ziemlich orientalisch aus, du weißt schon, wie Jack Nicholson und Richard Chamberlain und sogar Burt Reynolds. Und alle haben sie diese alte Haut. Trady sagt, wenn man erst mal die Vierzig erreicht hat, wird’s ganz schlimm. Da geht so langsam alles aus dem Leim. Ich sagte,
bei mir wäre das schon mit dreißig so, aber sie behauptete, daß sei überhaupt kein Vergleich. Zuerst kommt die Altersweitsichtigkeit, sagt sie. Man muß die Bücher beim Lesen immer weiter weghalten, und schließlich muß man sich eine Lesebrille zulegen und sieht aus wie die eigene Oma. Dann sackt der Hintern runter. Trady sagt, das Absacken hätte sie weniger gewundert als die Art, wie er absackt. Sie hat immer gedacht, er würde die Form behalten, wenn er runterfällt. Sie hatte keine Ahnung, daß er absackt, weil er flacher wird. Stell dir das mal vor! Ein platter Hintern!
    Na ja, wie dem auch sei, zurück zu Arlene Bates und diesem Typ im Kino. Arlene sagt also zu dieser rehäugigen Schönen, einem ehemaligen Modell, die so schlecht spielt, daß einem Hören und Sehen vergeht, ich weiß nicht mal mehr ihren Namen...«
    Cindy Crawford? dachte Jane, der die Augen so schwer waren, daß sie sie am liebsten geschlossen hätte.
    »Pamela Emm!« rief Diane. »So was Blödes! Ein einzelner Buchstabe als Nachname. Sie behauptet, er wäre echt. Na ja, wer weiß? Ich glaube nicht, daß wir den Namen in Zukunft noch oft hören werden. Die gute Pamela macht sich besser in Vogue oder Cosmopolitan .«
    Michael unterbrach Dianes Monolog mit einem Hüsteln. »Jane sieht sehr müde aus, Diane. Vielleicht kannst du die Geschichte ein andermal fertig erzählen.«
    »Bitte, Michael! Nur noch ein paar Minuten. Ich habe das Gefühl, daß ich zu ihr durchdringe.«
    Jane sah, wie Michael nickte und dann zum Fenster ging, um in den Garten hinauszusehen. Wie hält er das aus? fragte sie sich. Wie hält er es aus, Tag für Tag um mich zu sein?
    Mich zu versorgen und zu pflegen? Wie erträgt er es, mich auch nur anzusehen nach allem, was ich ihm angetan habe? O ja, ich bin schon eine tolle Nummer. Das Letzte. Der Abschuß.
    »Also«, fuhr Diane fort, deren Stimme jetzt etwas gehetzt
klang, »Arlene, die eine knallharte Immobilienmaklerin spielt, sagt zu Pamela, die ein Haus kaufen will und die Wohnqualität prüft, indem sie erst mal in jedem Zimmer auf dem Fußboden bumst, sie soll doch den Zeitungsjungen fragen, ob er einspringen kann, da ihr Mann, der natürlich ein Senator ist, vor lauter Sorge um die hungernden Massen in Äthiopien keine Zeit für sie hat. Und inzwischen verhungert das arme Frauchen zu Hause, verstehst du? Arlene, die einen Feldstecher in ihrer Hermès-Tasche hat, damit wir gleich wissen, daß sie eine alte Spannerin ist, sagt zu Pamela: >Rufen Sie ihn herein!< Pamela schwebt also zum Fenster rüber, im Schneckentempo, sag ich dir, und schaut zu diesem pickligen Jüngling runter, der munter seine Zeitungen vom Fahrrad in die Gegend schmeißt. Sie zieht einen Flunsch, aber sie traut sich nicht, bis Arlene ihr noch mal Mut macht und sagt: >Rufen Sie ihn.< Und der Kerl im Zuschauerraum schreit: >Aber bitte schnell, Schätzchen!< Ich sag dir, wir haben gebrüllt vor

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