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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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    Es war früher Morgen. Michael und Emily saßen am Küchentisch. Michael las die Zeitung, während er seinen Kaffee trank, und Emily stocherte ziemlich lustlos in ihren Corn Flakes herum, ohne darauf zu achten, daß die Milch von ihrem Löffel auf den Tisch tropfte. Michael warf einen Blick über den Rand der Zeitung und schimpfte gutmütig. Jane sah sich selbst, wie sie die Milch abwischte und das Frühstücksgeschirr zur Spülmaschine trug.
    »Und was hast du heute vor?« fragte Michael, als Jane mit dem Bild, das sie vor sich sah, eins wurde.
    »Ich hab um halb eins einen Termin bei Emilys Lehrerin«, erinnerte sie ihn.
    »Gibt’s Probleme?«
    »Das glaube ich nicht. Es sind nur die Einzelgespräche, die sie am Schuljahrsende immer mit den Eltern führen. Man wird mir wahrscheinlich sagen, wie Emilys Leistungen waren, was im nächsten Jahr zu erwarten ist und so weiter.« Sie tätschelte Emily den Kopf, und Emily antwortete mit einem scheuen Lächeln. »In welchem Zimmer seid ihr gleich wieder, Herzchen?«
    »Zimmer einunddreißig.« Emilys Stimme war leise. Jane fiel auf, daß sie mit jedem Wort, das sie sprach, leiser zu werden schien.

    »Ich versteh gar nicht, wieso ich das nicht behalten kann. Ich schreib’s mir lieber auf.«
    Sie riß ein Blatt von dem kleinen Block neben dem Telefon und schrieb auf >Pat Rutherford, Z. 31, 12 Uhr 30<.
    »Weißt du was, wenn ich heimkomme, backe ich dir einen Schokoladenkuchen«, sagte sie in der Hoffnung, ihrer Tochter ein Lächeln zu entlocken, und war lächerlich stolz, als es ihr gelang.
    »Darf ich dir helfen?« fragte Emily.
    »Aber klar.«« Jane öffnete den Kühlschrank und sah hinein. »Ich muß auf jeden Fall noch Milch und Eier besorgen.« Sie schrieb >Milch, Eier< auf den Zettel. »Also, bist du soweit?«
    »Ich kann sie heute zur Schule fahren«, erbot sich Michael.
    »Wunderbar.«
    »Zieh dir eine warme Jacke an!« rief Michael, als Emily in den Flur hinauslief. »Es soll kühl werden heute. Und das gilt auch für die Mama«, fügte er hinzu und gab Jane einen Kuß auf die Nasenspitze.
    »Ja, Papa. Danke, Papa.«
    »War mir ein Vergnügen, freches Ding du.«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch. Ruf mich nach dem Gespräch mit der Lehrerin an.«
    »Okay.«
    Jane folgte Michael in den Vorsaal und half Emily in ihren rosaroten Anorak. »Viel Spaß, Schätzchen.« Sie kniete nieder, und Emily schlang ihr die Arme um den Hals. »Wir sehn uns dann in der Schule«, sagte Jane und stand auf, obwohl sie ihre kleine Tochter gern noch einen Moment so gehalten hätte.
    Aber da nahm Michael sie schon in die Arme. »Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen.«
    Sie küßte ihn. »Arbeite nicht zuviel.«
    »Ruf mich an.«

    Sie blieb an der Tür stehen, bis Michaels Wagen um die Ecke verschwand. Sie fühlte sich unglaublich glücklich. Das einzige, was ihnen fehlte, war ein zweites Kind. Es war schon komisch: Nach Emilys Geburt hatte sie zwei Jahre lang die Pille genommen, um sicherzugehen, daß das zweite Kind nicht zu früh kommen würde, aber als sie sie abgesetzt hatte, war gar nichts geschehen. Untersuchungen hatten ergeben, daß Michaels Samenzählung sehr niedrig war, daß Emily ein noch viel größeres Wunder war, als sie geahnt hatten. Es war unwahrscheinlich, daß ein solches Wunder ein zweites Mal geschehen würde. Also würde es eben bei einem Kind bleiben. Welch ein Glück, dachte Jane wie sooft, daß ihnen dieses süße, aufgeweckte kleine Mädchen geschenkt worden war.
    Die Lehrerin hatte einen etwas nervösen Eindruck gemacht. Oder nein, nicht direkt nervös, sagte sich Jane, auf dem Weg nach oben, um sich umzuziehen. »Es ist wahrscheinlich nichts, worüber man sich Sorgen machen muß«, hatte Pat Rutherford zu ihr gesagt, und natürlich war Jane gleich besorgt gewesen. Michael hatte sie nichts von dem Gespräch erzählt. Warum sollten sie sich alle beide über etwas den Kopf zerbrechen, worüber man sich wahrscheinlich keine Sorgen zu machen brauchte.
    Jane öffnete ihren Schrank und überlegte, was sie anziehen sollte. Sie entschied sich für ein schlichtes Anne-Klein-Kleid. Diese mit Bändern und Schleifen garnierten Kleider, die Michael immer für sie aussuchte, wenn sie zusammen einkauften, mochte sie nicht besonders. Er mag ein glänzender Chirurg sein, dachte sie, während sie in das blaue Kleid schlüpfte, aber von Mode hat er keine Ahnung. Selbst bei Negliges ließ sein Geschmack eine Menge zu wünschen übrig. Sie schob

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