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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Selbstmordgedanken der einzige Trost sind?
    Begreifst du jetzt? Er hat mich belogen; er hat euch alle belogen. Dir hat er erzählt, ich hätte mit deinem Mann geschlafen; mir hat er erzählt, es wäre nur eine von vielen schmutzigen Affären gewesen. Und wie raffiniert er es angestellt hat! Selbst als ich anfing, mir einiges zusammenzureimen, als ich hinter seine Lügen kam, konnte er sich bei den Leuten damit herausreden, daß er sagte, ich hätte Wahnvorstellungen. Um Gottes willen, er hat kein Wort davon gesagt, daß unsere Tochter tot sei! Das habe ich mir nur eingebildet. Ich bin eben leider noch verrückter, als er gedacht hat.
    Mann, das ist wirklich perfekt. Absolut wasserdicht. Wer wird ihm unter diesen Umständen widersprechen, wenn er behauptet, er müsse mich in eine Anstalt bringen? Und wenn ich da mal drin bin - das ist das Tollste an dem ganzen Plan -, wenn ich erst mal in irgendeiner Klapsmühle mit einem hübschen Namen hocke, wird mir kein Mensch mehr glauben, selbst wenn meine Erinnerungen wiederkehren, wenn mir die Wahrheit wieder einfallen sollte. Man wird das nur für einen weiteren Beweis meines Wahnsinns halten. Weitere Wahnvorstellungen, die sie in ihre Berichte eintragen können.«
    Carole begann zu weinen. »Aber warum das alles, Jane? Warum sollte Michael so etwas tun?«
    »Weil ich irgend etwas weiß. Weil etwas geschehen ist, das ich entweder gesehen oder gehört habe. Etwas, das ich nicht wissen darf. Woran ich mich auf keinen Fall erinnern darf.«
    »Aber was denn?«

    »Sag du es mir.«
    Carole schloß einen Moment die Augen. »Ich weiß nichts, Jane.«
    »Erzähl mir, was an dem Nachmittag passierte, bevor ich wegging. Erzähl mir, was an dem Tag los war.«
    Carole überlegte einen Moment, ehe sie zu sprechen begann. »Michael sagte, du wärst sehr erregt gewesen...«
    »Erzähl mir nicht, was Michael gesagt hat«, unterbrach Jane zornig. »Erzähl mir nur das, was du selbst erlebt hast.«
    »Also - ich sah dich nach Hause kommen«, begann Carole widerstrebend. »Es war am frühen Nachmittag. Mein Vater hatte sich hingelegt und schlief. Es war ziemlich kalt an dem Tag. Ich pusselte im Garten herum, nur um etwas zu tun zu haben. Als ich dich kommen sah, dachte ich mir, ach, gehst mal rüber und fragst, ob sie eine Tasse Tee mit dir trinken will. Ich brauchte ein bißchen Gesellschaft. Aber gleich, als du aus dem Auto stiegst, sah ich, daß etwas passiert sein mußte. Du warst völlig außer dir. Richtig hysterisch. Du hast vor dich hin gemurmelt und geschrien, aber ich habe kein Wort verstanden. Ich war nicht einmal sicher, ob du mich überhaupt gesehen hast, obwohl du mir direkt ins Gesicht schautest. Ich fragte dich, was los sei, aber du hast mir gar nicht geantwortet. Du bist einfach an mir vorbei ins Haus gerannt und hast die Tür zugeknallt.
    So hatte ich dich noch nie erlebt. Ich hatte dich natürlich ab und zu zornig gesehen, aber das war etwas ganz anderes. Du warst nicht du selbst. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ein paar Minuten stand ich ratlos herum, dann beschloß ich, Michael anzurufen. Ich erzählte ihm, was los war, und er sagte, er würde sofort nach Hause kommen.
    Ungefähr fünfzehn oder zwanzig Minuten später sah ich Michaels Wagen vorfahren. Michael stieg aus und lief ins Haus. Ich muß zugeben, ich war inzwischen sehr neugierig geworden. Ich wollte unbedingt wissen, was bei euch los war. Ich blieb am Fenster
stehen und schaute hinaus. Und es dauerte gar nicht lange, da flog bei euch die Haustür auf, und du kamst rausgeschossen wie ein Pfeil. Du hast nicht mal die Tür hinter dir zugemacht. Aber du hast nicht deinen Wagen genommen, sondern bist die Straße runtergelaufen.
    Ich wartete ein Weilchen, dann ging ich zu euch hinüber. Die Tür stand offen, aber ich klopfte trotzdem. Als sich nichts rührte, wurde ich ein bißchen unruhig. Ich rief ein paarmal nach Michael, und dann hörte ich ihn stöhnen. Ich lief in den Wintergarten. Michael lag noch auf dem Boden und versuchte gerade aufzustehen. Er blutete am Kopf, und auf dem Boden war auch alles voll Blut.
    Ich half ihm ins Bad und tupfte ihm das Blut ab, so gut es ging, und dann fuhr ich ihn ins Newton-Wellesley-Krankenhaus. Auf der Fahrt mußte ich ihm versprechen, den Ärzten zu sagen, er sei gestürzt und hätte sich den Kopf aufgeschlagen. Er erklärte mir, du hättest einen Zusammenbruch gehabt, es hätte sich schon seit längerer Zeit angekündigt, und er würde mir später alles

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