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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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zieht schon vor acht zum Golfspielen los?« Sie schüttelte den Kopf. »Männer und ihr Sport!« Sie verdrehte die Augen, ehe sie hinausging, um sich anzukleiden.
    Zwei Wochen waren vergangen, seit Jane sich ihre Tochter und ihr Leben zurückerobert hatte. Sarah und Peter hatten ihr angeboten, bei ihnen zu wohnen, da Michael sich geweigert hatte, das Haus in der Forest Street zu verlassen. Jane glaubte sowieso nicht, daß sie in dieses Haus hätte zurückkehren können. Zu viele Erinnerungen, dachte sie und lachte.
    »Warum lachst du?« fragte Emily.
    Jane zögerte und nahm ihre Karten vom Tisch auf. »Ich muß
lachen, weil ich doch einen Buben habe.« Sie reichte die Karte ihrer Tochter, der gar nicht aufzufallen schien, daß Jane schon gelacht hatte, bevor sie ihre Karten wieder aufgenommen hatte.
    Emily zog sofort drei weitere Buben aus ihrem eigenen Blatt und legte die vier Karten als einen ordentlichen kleinen Stapel neben einige andere Häufchen gleicher Art.
    Ordentliche kleine Häufchen von Hundert-Dollar-Scheinen, dachte Jane mit unwillkürlichem Schauder und ärgerte sich, daß sie es nicht lassen konnte, alles rundherum auf die Ereignisse ihrer jüngsten Vergangenheit zu beziehen. Würde ein Big Mac auf ewig die Schrecken jener Tage heraufbeschwören? Würde sie bei harmlosen Kinderspielen immer nur an Geldbündel denken können? Würde sie sich je ein Bild der schönen Cindy Crawford ansehen können, ohne in kalten Schweiß auszubrechen?
    »Hast du eine Sechs?« fragte Emily.
    Jane sah aufmerksam die Karten in ihrer Hand durch. »Geh fischen«, sagte sie mit Entschiedenheit.
    Sie war von einem Heer von Ärzten untersucht worden, seit ihre Erinnerung zurückgekehrt war. Sie hielten sie unter ständiger Beobachtung, während sie ihr allmählich die Drogen entzogen, an die ihr Körper sich gewöhnt hatte. Außerdem ging sie zweimal wöchentlich zu einer Psychotherapie. Sie sei auf dem besten Weg zu völligen Genesung, hatte man ihr gesagt. Dank Sarahs Kochkünsten hatte sie sogar wieder ein wenig zugenommen, und ihre Haut hatte nicht mehr die Farbe von Asche. Sie sabberte nicht mehr und hatte die Beherrschung über ihre Gliedmaßen wiedergewonnen. Es kostete sie keine Anstrengung mehr, wach und aufmerksam zu bleiben, auch wenn sie noch immer rasch ermüdete und häufig zur selben Zeit wie Emily zu Bett ging. Und sie hatte sich das Haar schneiden lassen. Es reichte ihr jetzt nur noch knapp über die Ohren. Der Schnitt wirkte eleganter und stand ihr besser zu Gesicht als das lange Haar, das Michael so gern an ihr gesehen hatte.

    Bei dem Gedanken an Michaels Vorlieben wurde ihr kalt. Wieso war ihr nie aufgefallen, daß er stets um so zärtlicher und liebevoller gewesen war, je kindlicher und hilfsbedürftiger sie gewirkt hatte? Diese gräßlichen Kleinmädchenkleider, die er ihr immer gekauft hatte; sein Wunsch, sie in zarten Pastelltönen zu sehen statt in kräftigen Farben oder gar in Schwarz; das scheußliche jungfräulich weiße Nachtgewand, von dem er behauptet hatte, es sei aufregender als alle Reizwäsche, die sie selbst sich gekauft hatte.
    Es läutete.
    Emily sprang von ihrem Stuhl. »Ich mach auf.«
    »Nein, ich gehe.« Jane hielt Emily zurück. »Ich muß mich mal ein bißchen strecken.« Sie stand auf und ging mit zitternden Knien durch die moderne Glas- und Chrom-Küche hinaus zur Haustür.
    jedesmal, wenn jemand an der Tür war, jedesmal, wenn das Telefon läutete, hatte sie Angst, es könnte Michael sein, der ihr mitteilen wollte, daß er die Absicht habe, sich sein Kind wiederzuholen. Obwohl er durch seinen Anwalt hatte mitteilen lassen, daß er sich von ihr und Emily fernhalten würde, bis der Staatsanwalt darüber entschieden hatte, ob das Beweismaterial ausreichte, um Anklage zu erheben, hatte Jane ständig das Gefühl, er belauerte sie irgendwo aus dem Hintergrund. Sie wußte, daß Michael zu wütend war, um sie über längere Zeit in Frieden zu lassen. Wenn er sich in den vergangenen zwei Wochen relativ ruhig verhalten hatte, so bedeutete das zweifellos, daß er irgendeinen finsteren Plan ausheckte. Oder aber er war so sicher, daß keine Anklage erhoben und ihm das Sorgerecht für seine Tochter schließlich doch zugesprochen werden würde, daß er meinte, sich den Luxus leisten zu können, den Geduldigen und Kooperativen zu spielen.
    Jane starrte den uniformierten Boten durch den Spion in der Haustür an. Langsam zog sie die Tür auf, musterte den jungen
Mann und war sich sicher, dieses

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