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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist doch verrückt«, sagte Bert Whittaker, als sie durch das Zimmer zur Tür gingen. »Warum fahren wir nicht einfach zur Polizei?«
    »Erst rufen wir Michael an. Er wird uns sagen können, was los ist. Und wenn ich mich getäuscht habe, um so besser.«
    »Ich will nicht nach Martha’s Vineyard!« rief Emily weinend. »Ich will heim. Ich will zu meiner Mami.«
    Mit einem Ruck richtete Jane sich auf und trat hinter dem orange-braun gestreiften Ohrensessel hervor. Die Schere hinter ihrem Rücken versteckt, trat sie ihren Schwiegereltern direkt in den Weg.
    »Ich bin ja da, mein Liebes.«
    »Mami!«
    Doris Whittaker schrie auf, und ihr Mann fuhr zurück, aber Jane achtete kaum auf die beiden. Sie sah nur Emily, die sich von ihrer Großmutter losriß und sich ihrer Mutter in die Arme warf. Jane umschlang sie mit dem linken Arm und überschüttete ihr kleines Gesicht mit Küssen.
    »Ach, mein Süßes. Emily, mein Liebstes. Mein großes, schönes Mädchen.«
    Emily umschlang den Hals ihrer Mutter mit aller Kraft. »Wo warst du, Mami? Wo warst du?«
    »Das erklär ich dir alles später, Schatz. Ich verspreche es dir.«
    Emily neigte den Kopf nach rückwärts, um ihrer Mutter in die Augen zu sehen. »Ich hab dich so lieb, Mami.«
    »Ich dich auch, Kind.«« Jane hatte nicht mehr die Kraft, ihre Tochter mit einem Arm hochzuhalten und mußte sie zum Boden hinunterlassen.
    »Komm sofort hierher, Emily!« befahl Doris Whittaker und grapschte nach dem Arm des Kindes.
    »Rühr sie nicht an!« schrie Jane. Sie riß die Schere hinter ihrem Rücken hervor. »Ich bringe euch um, wenn ihr sie anrührt.«

    »Mami!«
    »Du bist ja verrückt!« schrie Doris Whittaker. »Schau doch, was du mit dem Kind machst. Du jagst ihr ja Todesangst ein.«
    »Das tut mir leid, Emily, Liebes. Das will ich wirklich nicht.«
    »Leg die Schere weg, Jane«, sagte Bert Whittaker ruhig.
    »Tut mir leid, Bert, das kann ich nicht.«
    »Was willst du eigentlich?«
    »Ich möchte meine Tochter mitnehmen und wieder abfahren.«
    »Du weißt, daß wir dich hier nicht weglassen.« Doris Whittaker plusterte sich voll moralischer Entrüstung auf.
    »Du hast mit dieser Sache nichts zu tun, Doris«, entgegnete Jane ruhig. »Halt dich also bitte raus.«
    »Emily gehört zu uns.«
    »Sie gehört zu ihrer Mutter.«
    »Damit du ihr noch mehr Lügen erzählen kannst? Damit du noch mehr Gemeinheiten über ihren Vater erfinden und sie mit deinen krankhaften Phantasien völlig durcheinanderbringen kannst?«
    Jane sah ihre Tochter an, sah die Furcht und die Verwirrung in ihren Kinderaugen. »Emily, hab Vertrauen zu mir, Liebes. Du weißt doch, daß ich niemals etwas tun würde, was dir schadet, nicht wahr?«
    Emily nickte, ohne zu zögern.
    »Hör nicht auf deine Mutter, Emmy«, warnte Bert Whittaker. »Sie ist krank. Sie ist nicht mehr so, wie du sie in Erinnerung hast.«
    »Emily, setz dich draußen in den Chrysler, der ein paar Häuser von hier entfernt steht, und warte auf mich«, sagte Jane, ohne auf Bert Whittakers Einwurf zu achten.
    »Meinst du den dunkelblauen, der bei den Stuarts vor dem Haus steht? Großmama hat sich schon gewundert, wem der gehört.«

    »Ja, den meine ich.«
    »Und wann kommst du?«
    »In zwei Minuten.«
    Emily blickte angstvoll zwischen ihrer Mutter und ihren Großeltern hin und her. »Ich habe Angst.«
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Liebes. Ich verspreche dir, daß ich in zwei Minuten nachkomme.«
    Emily zögerte immer noch. Jane vermutete, daß sie sich an jenen Schultag erinnerte, an dem ihre Mutter versprochen hatte, sie abzuholen.
    »Okay«, sagte das kleine Mädchen schließlich und rannte zur Tür. Doch als sie die scharfe Stimme ihrer Großmutter hörte, blieb sie abrupt stehen.
    »Dein Vater möchte, daß du hier bei uns bleibst«, sagte Doris Whittaker mit Nachdruck. »Du willst doch deinem Daddy nicht weh tun, nicht wahr?«
    Emily sagte gar nichts, sondern griff nach dem Türknauf.
    »Willst du deiner Großmama und deinem Großpapa nicht wenigstens zum Abschied einen Kuß geben?«
    Emily sah unsicher ihre Mutter an.
    »Lieber nicht«, sagte Jane und fragte sich, was sie tun würde, wenn es tatächlich zu einer tätlichen Auseinandersetzung kommen sollte.
    »Jetzt willst du sie wohl auch noch gegen uns aufhetzen?« fragte Doris Whittaker schneidend, während ihr Mann sich in das Schweigen hüllte, in dem er sich immer schon am wohlsten gefühlt hatte.
    »Geh nur, Liebes«, sagte Jane. »Ich komme gleich nach.«
    »Ich werf euch

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