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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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lächelte. »Okay, Danny.«
    »Das ist schon viel besser. Als ich dich Daniel sagen hörte, dachte ich schon, du magst mich nicht mehr.«
    »Ich werde dich immer mögen.« War das wahr? Ja, irgendwie spürte sie, daß es so war.
    »Na, ich kann dir nur sagen, wenn man sich scheiden läßt,
merkt man schnell, wer die wahren Freunde sind. Du hast keine Ahnung, wie viele von unseren sogenannten Freunden von heute auf morgen verschwunden sind, nachdem ich mich von Carole getrennt hatte. Leute, von denen ich glaubte, ich könnte mich auf sie verlassen; von denen ich dachte, sie könnten die Freundschaft zu Carole und zu mir irgendwie miteinander vereinbaren. Ich habe wahrscheinlich zuviel erwartet.«
    »Es ist schon hart.«
    »Aber deinetwegen habe ich ein ganz schlechtes Gewissen gehabt«, fuhr er fort, und Jane merkte plötzlich, daß sie ihn anstarrte, als wolle sie alles ergründen, was in ihm vorging. »Ich hätte dir ja wenigstens auf Wiedersehen sagen können.«
    Jane sagte nichts, da sie fürchtete, jeder Kommentar würde ihre Ahnungslosigkeit verraten. Offensichtlich hatte Carole ihm nichts von ihrer Krankheit gesagt. Sie überlegte, ob sie selbst es ihm sagen sollte.
    »Mindestens ein halbes dutzendmal wollte ich dich anrufen«, erklärte er, ohne sich an ihrem Schweigen zu stören. »Aber irgendwie war es für mich, als hätten wir schon voneinander Abschied genommen. Ich hatte dir schließlich oft genug mein Herz ausgeschüttet und dir vorgejammert, wie schlecht es mir ging. Du hast gewußt, was mit mir los war.« Er schwieg einen Moment. »Und ich wußte, daß dir ziemlich klar war, was ich für dich empfunden habe.« Wieder ein kurzes Schweigen. »Was hätte ich da noch viel sagen sollen?«
    Er zögerte einen Moment, dann neigte er sich näher zu ihr und strich mit beiden Händen ihre bloßen Arme hinauf und hinunter. »Aber ich glaube, ich habe dir nie gesagt, wieviel du mir bedeutet hast, wie sehr du mir geholfen hast. Ich weiß, daß du die Art meines Abgangs nicht in Ordnung fandst, aber du hast mich wenigstens nie verurteilt. Und dafür war ich dir dankbar. Ich bin es immer noch.« Er machte eine Pause, schien seine nächsten Worte genau zu überlegen. »Du fehlst mir«, begann er. »Ich
denke sehr viel an dich. Ich hab mich oft gefragt, ob du auch ohne mich noch läufst.« Er sah sie aufmerksam an, und sie erkannte Teilnahme und Besorgnis in seinem Gesicht. »Es tut mir wirklich leid, daß es dir nicht gutgeht.«
    »Es ist ein bißchen mehr als das.«
    »Wie meinst du das?«
    Jane zuckte mit den Achseln, überlegte, wie sie anfangen sollte, als sie aus dem Augenwinkel die Tür von Caroles Haus aufgehen und Andrew herauskommen sah. Unter einem Arm trug er einen zusammengerollten Schlafsack, in der anderen Hand einen groϐen Seesack aus Leinen. Jane schüttelte den Kopf. Dies war nicht der geeignete Moment für vertrauliche Geständnisse.
    »Fährst du mit Andrew weg?« fragte sie statt dessen.
    »Ich fahr ihn ins Ferienlager.«
    Carole trat hinter ihrem Sohn aus dem Haus, schlang beide Arme um ihn, so daß er sich kaum noch bewegen konnte.
    »Den ganzen Tag brüllt sie ihn nur an, und dann kann sie ihn nicht gehen lassen«, bemerkte Daniel, und Jane war nicht sicher, ob er von Andrew sprach oder von sich.
    »Und was ist mit Celine?«
    »Die ist schon am Samstag gefahren.«
    »Sie fahren nicht ins selbe Lager?«
    »Nein. Celine ist an den Manitou-See gefahren. Weißt du das nicht mehr? Du warst doch diejenige, die das Lager dort empfohlen hat.«
    Jane brach der Schweiß aus allen Poren. »Ach ja, natürlich. Ich weiß gar nicht, was ich heut im Kopf hab.«
    Daniel sah sie besorgt an und strich ihr mit einer Hand wieder über den Arm. »Ist dir nicht gut? Du bist plötzlich so blaß geworden. Vielleicht solltest du dich lieber wieder hinlegen.«
    »Nein, nein, mir geht’s gut.« Auf keinen Fall wollte sie sich wieder hinlegen. Nur das nicht. »Ich bin wahrscheinlich nur noch ein bißchen wacklig auf den Beinen.«

    Sie mußte lernen, bei solchen Begegnungen mit Fremden aus der Vergangenheit so wenig wie möglich zu sagen. Je zurückhaltender sie war, desto mehr verrieten sie ihr, desto mehr erfuhr sie, desto weniger Fehler konnte sie machen.
    »He, Dad, wo soll ich die Sachen hintun?« Andrew stand schon beim Wagen seines Vaters. »Tag, Mrs. Whittaker.«
    »Hallo, Andrew«, sagte Jane.
    »Ich glaube, im Kofferraum ist noch Platz. Wenn nicht, leg sie einfach auf den Rücksitz.«
    »Das ist wohl deine neue

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