Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
gehabt? Daniel hatte draußen im Vorgarten andeutungsweise von seinen Gefühlen für sie gesprochen. War es möglich, daß sie diese Gefühle erwidert hatte? Daß sie beide sich von ihren Gefühlen hatten hinreißen lassen? Und hatte das schlechte Gewissen ihn dann dazu verleitet, seiner Frau alles zu beichten? Hatte er vielleicht gerade sein Geständnis abgelegt, als sie - Jane - und Paula nach Hause gekommen waren? War das der Grund für Caroles plötzliche Verwandlung?
    War etwa Daniel der Quell all ihrer Probleme? Vielleicht hatte Michael das Verhältnis entdeckt, hatte sie irgendwo zusammen ertappt. Vielleicht hatte es eine Auseinandersetzung gegeben, und sie hatte mit dem nächstbesten Gegenstand auf Michael eingeschlagen. War es möglich, daß sie ihren eigenen Mann wegen eines Verhältnisses mit einem anderen hatte töten wollen? Hatte es dieses Verhältnis wirklich gegeben, oder war es ein Hirngespinst Caroles?
    Was war Realität und was nicht?
    Stand sie in diesem Moment wirklich in einer verqualmten
Küche, in den Ohren das Heulen der Alarmanlage, zu ihren Füϐen den kläffenden Hund, neben ihr ein alter Mann, der um Rühreier bettelte, eine entrüstete Haushälterin, die sie im stillen zur Hölle wünschte, und eine tobende Nachbarin, die sie soeben beschuldigt hatte, ein heimliches Verhältnis mit ihrem Mann gehabt zu haben? War das die Realität? Jane Whittaker - das ist Ihr Leben ! Kein Wunder, daß sie davongelaufen war! Kein Wunder, daß sie mit all dem nichts zu tun haben wollte!
    »Woher weißt du das?« hörte sie sich fragen.
    »Ich weiß es.« Carole ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen. »Und Michael weiß es auch.«
    »O Gott!«
    »Ich mußte ihm versprechen, dir nichts davon zu sagen, solange es dir nicht besser geht.« Sie schüttelte mit spöttischer Verwunderung den Kopf. »Es würde mich wirklich interessieren, wie du das schaffst. Das Geheimnis mußt du mir mal verraten. Du behandelst die Männer wie den letzten Dreck, und sie tragen dich dafür auf Händen. Das muß schon ein ganz besonderes Talent sein. Vielleicht schreibst du mal ein Buch darüber.«
    »Es tut mir leid«, murmelte Jane. »Bitte glaub mir, ich erinnere mich an nichts.«
    »Oh, das glaub ich dir gern. Daniel ist weiß Gott kein toller Liebhaber. Wenn du mich gefragt hättest, hättest du dir einen Haufen Zeit und Mühe sparen können. Und jetzt wäre ich dir wirklich dankbar, wenn du gehen würdest. Sonst lasse ich mich doch noch dazu hinreißen, dir an die Gurgel zu springen.«
    Jane sagte nichts mehr. Widerstandslos ließ sie sich von Paula aus dem Haus führen. Als die Haustür hinter ihnen zufiel, hörte sie den alten Mann fragen, wann es Zeit zum Mittagessen sei.
     
    »Nein!« schrie Jane und rannte die Treppe zum Schlafzimmer hinauf. »Nein! Nein! Das kann nicht wahr sein. Das gibt es nicht!«

    »Bitte beruhigen Sie sich doch, ehe Ihr Mann nach Hause kommt«, flehte Paula.
    »Was bin ich nur für eine Frau? Welcher Frau würde es einfallen, einen Mann wie Michael mit dem Ehemann der Nachbarin zu betrügen?«
    Jane wartete auf eine Antwort von Paula. Aber Paula sagte kein Wort. Wie eine Wahnsinnige rannte sie ins Schlafzimmer und schlug mit den Fäusten auf ihr Spiegelbild ein.
    »Wer bist du, verdammt noch mal? Was hast du mit deinem Leben angestellt? Wie viele andere Männer hast du noch gehabt? Wie viele Verhältnisse, hm? Von wieviel anderen Männern weiß Michael? O Gott, schau dich doch an! Wie du aussiehst! Zum Kotzen. Warum antwortest du mir nicht, verdammt!«
    »Ich hole Ihre Tabletten.«
    »Ich will keine Tabletten. Ich will nur raus hier!« Jane starrte angeekelt ihr Spiegelbild an. »Ich will gar nicht mehr wissen, wer du bist!« Sie klatschte der Frau im Spiegel die flache Hand ins Gesicht. »Ich will mich nicht erinnern. Ich will nur weg, weg von dir, so weit wie möglich, und wenn ich diesmal abhaue, mach ich es richtig.« Sie riß die Schranktüren auf, während Paula nach unten eilte. »Ich muß hier weg. Ich muß raus hier! Fort von allem.«
    Wie eine Rasende riß sie an den Kleidern im Schrank, zerrte sie von den Bügeln, schleuderte sie im ganzen Zimmer herum. Eine nach der anderen wurden die Blusen herausgezogen, vom Bügel gerissen, weggeworfen; dann die Röcke und die Kleider und zuletzt die Hosen. Sie leerte sämtliche Schubladen, schmiß Schals und Nachthemden durch das Zimmer, trampelte auf ihrer Unterwäsche herum, trat mit den Füßen nach zarten Dessous. »Du gottverdammtes

Weitere Kostenlose Bücher