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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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bis Mrs. Marinelli wieder da ist?«
    »Gern, Dr. Whittaker.«
    »Bis gleich«, flüsterte Michael, gab Jane einen Kuß auf die Wange und zog sich mit Mr. Beattie und seinem Sohn (Enkel?) Stuart ins Sprechzimmer zurück.
    »Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee?«
    »Nein, danke.«
    Rosie Fitzgibbons setzte sich wieder an ihren Schreibtisch.
    »Setzen Sie sich doch. Machen Sie es sich bequem.«
    Jane setzte sich. »Sie brauchen sich nicht um mich zu kümmern. Sie haben bestimmt viel zu tun...«
    »Ich habe immer viel zu tun. Sie wissen ja, wie das hier ist. Sie fehlen uns wirklich. Wann kommen Sie wieder?«
    Wieviel wußte diese Frau? »Ich weiß noch nicht.«
    »Michael sagte, Sie hätten sich irgendeinen komischen Virus geholt...«
    »Die Ärzte wissen nicht genau, was es ist.«
    »Ja, das sagte er.«
    »Ich sehe wahrscheinlich fürchterlich aus.«
    »Wenn ich ehrlich sein soll - Sie haben schon besser ausgesehen.« Das Telefon läutete. Rosie hob ab. »Praxis Dr. Whittaker. Nein, tut mir leid. Er hat gerade einen Patienten bei sich. Ich kann Ihren Namen und Ihre Nummer notieren, dann kann er Sie später zurückrufen. Moment, ein bißchen langsamer bitte. Könnten Sie das buchstabieren? - Ach ja, Threthewy? Gut. Und die Nummer? Ja, ich habe sie aufgeschrieben. Er wird Sie so bald wie möglich zurückrufen. Danke.« Sie wandte sich wieder zu Jane, als das Telefon von neuem zu läuten begann. »Wie auf der Post.«
    »Ja, ich weiß«, log Jane. Nein, sie log nicht - sie fabulierte.

    »Praxis Dr. Whittaker. Nein, tut mir leid, er hat gerade einen Patienten bei sich. - Ach so, ja, hallo Mrs. Sommerville. Was gibt’s denn?«
    Jane wandte ihre Aufmerksamkeit dem wimmernden Mädchen und seiner Mutter zu.
    »Es ist doch gar nicht schlimm, Lisa«, sagte die Mutter. »Dr. Whittaker muß nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Er tut dir bestimmt nicht weh.«
    »Ich will aber nicht rein.« Die Stimme des Kindes wurde mit jedem Wort kräftiger.
    »Es dauert höchstens fünf Minuten, Schatz. Keine Spritzen. Ich verspreche es dir. Komm, spiel inzwischen ein bißchen mit den Bauklötzen.«
    Sie griff in die große Spielkiste, die neben ihr stand, und schaukelte eine Handvoll Holzklötzchen heraus. Prompt fielen sie ihr aus der Hand und kollerten in alle Richtungen davon. Lisa quietschte aufgeregt und sprang vom Schoß ihrer Mutter, um sie einzusammeln.
    Die Frau, die sich offensichtlich beobachtet fühlte, wandte sich Jane zu. »Sie hat Angst vor jedem Arztbesuch. Als mein Mann sie neulich fotografieren wollte, geriet sie vor Angst völlig außer sich. Wir bekamen schließlich mit viel Mühe heraus, daß sie glaubte, er wolle Röntgenaufnahmen machen! Wir haben ihr nämlich immer gesagt, daß sie fotografiert wird, wenn wir mit ihr zum Röntgen gegangen sind, und da hat sie natürlich das eine mit dem anderen gleichgesetzt. Nachdem wir ihr den Unterschied erklärt hatten, gab es überhaupt kein Problem mehr. Sie posierte wie Cindy Crawford persönlich.«
    Cindy Crawford.
    Jane blickte auf ihre Hände nieder und sah vor sich das schöne, selbstbewußte Gesicht, das sie von der Titelseite irgendeiner Zeitschrift angelächelt hatte, kurz ehe sie das Blut an ihrem Kleid entdeckt hatte.

    Bei der Erinnerung sprang sie wie gejagt von ihrem Stuhl auf und stürzte zur Tür, ohne zu überlegen, wohin sie überhaupt wollte. Erst ein stechender Schmerz am Knöchel veranlaßte sie, stehenzubleiben. Sie sah hinunter. Die spitz zulaufende Tragfläche eines der Spielzeugflugzeuge hatte sich ihr ins Bein gebohrt. Als sie sich bückte, um das Flugzeug aufzuheben, schlugen die Stimmen über ihr zusammen.
    »Jane, ist etwas passiert? Wohin wollten Sie?«
    »Oh, entschuldigen Sie. Habe ich etwas Dummes gesagt?«
    »Mrs. Marinelli kommt bestimmt jeden Moment zurück.«
    »Mami, ich will heim.«
    Jane blickte von dem kleinen Flugzeug in ihrer Hand zu Lisa, die auf dem Boden hockte, dann zur Mutter des Kindes, die halb aufgesprungen war, dann zu Rosie Fitzgibbons, die, den Telefonhörer noch in der Hand, hinter ihrem Schreibtisch stand.
    »Vielleicht sollten Sie diese Dinger lieber wegtun«, sagte Jane und wies auf das kleine Flugzeug. »Sie sind gefährlich.«
    »Ja, wenn man hier umherspaziert, muß man vorsichtig sein«, stimmte Rosie zu, legte den Hörer auf und setzte sich wieder.
    Jane musterte den Teppichboden. »Aber das Blut haben Sie gut wegbekommen.«
    »Welches Blut?«
    »Mami!« Bei dem Wort >Blut< kletterte Lisa eilig wieder auf den

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