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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Spielchen spielen, mögen auch Rätsel. Na ja, da sieht man mal wieder, daß man keinen Menschen so gut kennt, wie man ihn zu kennen glaubt.«

    »Bitte sag mir endlich, was ich deiner Meinung nach verbrochen habe.«
    »Oh, es geht hier nicht um Meinungen, sondern um Tatsachen. Und du kannst mir glauben, daß ich nichts lieber täte, als dir alles ins Gesicht zu sagen. Aber ich habe ein Versprechen gegeben, und im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten bin ich jemand, der sich an seine Versprechen hält.«
    »Du hast ein Versprechen gegeben? Wem denn? Und was hast du versprochen?«
    »Carole! Carole, komm schnell rein!« Die zittrige alte Stimme war schrill vor Angst. Caroles Vater erschien an der Tür. »Es brennt!« schrie er wild gestikulierend. »Es brennt in der Küche.«
    »Um Gottes willen!« Carole rannte zum Haus und wäre beinahe über den Hund gestürzt, der ihr laut bellend entgegensprang. »Weg da, J. R.!« schrie sie und verschwand im selben Moment im Haus, als der Rauchmelder zu heulen begann.
    Ganz automatisch lief Jane Carole nach. Vielleicht konnte sie helfen. Paula hatte offenbar den gleichen Gedanken und rannte ihrerseits Jane hinterher.
    Carole stand schon am Herd, als sie in die von Rauchschwaden verdunkelte Küche kamen, und versuchte die Flammen, die aus einer Bratpfanne emporschlugen, mit einem kleinen Feuerlöscher einzudämmen, allerdings ohne sichtbaren Erfolg. Jane packte den Deckel der Bratpfanne und klappte ihn auf die Pfanne. Die Flammen schossen in einem letzten protestierenden Aufflackern an den Seiten heraus und erloschen.
    »Herrgott noch mal, Vater, was machst du nur immer für Sachen? Willst du das ganze Haus abbrennen?«
    »Ich wollte mir nur ein paar Rühreier machen.«
    »Rühreier! Du weißt doch, daß es jedesmal schiefgeht, wenn du hier zu kochen anfängst. Schau doch hin!« schrie sie wutentbrannt und deutete auf die vielen Brandflecken auf dem Tisch. »Warum hast du mir nicht gesagt, daß du Rühreier willst?«

    »Weil du nur behauptet hättest, ich hätte gerade erst gegessen!« gab der Alte so laut und deutlich zurück, daß es trotz des Hundegebells und des fortgesetzten Heulens der Alarmanlage klar zu verstehen war.
    »Ich kann ihm doch ein paar Rühreier machen«, erbot sich Jane.
    »Das ist wirklich nett von Ihnen«, sagte der Alte mit rührender Dankbarkeit.
    »Den Teufel wirst du tun!« Das Läuten des Telefons unterbrach Carole. »Ja, hallo?« sagte sie kurz und heftig. »Nein, nein, es brennt nicht. Ist schon erledigt. Mein Vater hat mir nur wieder mal ein bißchen die Hölle heißgemacht. Danke, daß Sie angerufen haben.« Carole legte auf. »Ein Glück, daß sie nachfragen, ehe sie die Feuerwehr losschicken.« Ohne ihrem Vater, Paula, dem kläffenden Hund und der heulenden Alarmanlage die geringste Beachtung zu schenken, fixierte sie Jane mit kaltem Blick. »Du kannst wieder heimgehen. Die Vorstellung ist beendet.«
    »Erst muß du mir sagen, was ich getan habe. Ich muß wissen, warum du plötzlich so wütend auf mich bist.«
    »Geh nach Hause, Jane«, wiederholte Carole. »Sonst tu ich womöglich noch was, das ich hinterher bedaure.«
    »Was denn?«
    »Dir sagen, was ich wirklich von dir halte.« Caroles Zorn flammte auf und erlosch plötzlich. »Und ich dachte, du wärst meine Freundin.«
    »Das dachte ich doch auch.«
    Carole begann, in der rauchverhangenen Küche zornig hin und her zu gehen. Ihr Vater und der Hund flüchteten.
    »Ich komme mir wirklich absolut dämlich vor. Ich glaube, das ist das Schlimmste an der ganzen Sache. Daß ich nie auch nur den leisesten Verdacht hatte.«
    »Was für einen Verdacht?«

    »Ach, jetzt hör endlich auf, die Unschuld vom Lande zu spielen. Ich weiß Bescheid über dein Verhältnis mit Daniel. Ich weiß alles.«
    »Mein Verhältnis mit Daniel? Was redest du da?« Jane traute ihren Ohren nicht. »Das ist doch gar nicht wahr!«
    »Ich hab dir vertraut, ich hab dir mein Herz ausgeschüttet und mich bei dir ausgeweint, und du hast dir ins Fäustchen gelacht! Ich seh euch richtig vor mir, dich und Daniel, wie ihr euch hinter meinem Rücken über mich lustig gemacht habt.«
    »Ich verstehe überhaupt nichts«, sagte Jane und sah Paula hilfesuchend an. Aber Paulas Gesicht zeigte nur Abscheu.
    »Dafür verstehe ich um so besser«, sagte Carole.
    »Wir sollten jetzt gehen«, bemerkte Paula. »Dr. Whittaker wird gleich nach Hause kommen.«
    Konnte es wirklich wahr sein? Hatte sie mit dem Mann ihrer Nachbarin ein Verhältnis

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