Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
kränker, und jetzt geben sie mir Spritzen...«
    »Jane, ist Michael da? Kann ich mit ihm sprechen?«
    »Nein!« Jane wußte, daß sie zu laut gesprochen hatte. »Du mußt mir zuhören. Michael hat mich angelogen. Er hat der Polizei gesagt, ich wäre zu Besuch bei meinem Bruder in San Diego. Er hat zu mir gesagt, ich hätte Tommy überraschen wollen. Aber dann fand ich meine Handtasche mit allen Papieren, und ohne
Papiere hätte ich doch überhaupt nicht nach San Diego reisen können. Er hat gelogen, als ich fragte, warum er die Polizei nicht gleich nach meinem Verschwinden alarmiert hat...«
    »Langsam, Jane, langsam. Was heißt >nach deinem Verschwinden    »Nein, verdammt noch mal. Ich hab keine Zeit. Gleich werden sie raufkommen, um mir die nächste Spritze zu geben. Ellie, bitte, du mußt mir helfen. Du mußt mit meinem Bruder reden. Er muß herkommen und mich holen.«
    »Ellie?« Eine Männerstimme schaltete sich in das Gespräch ein, und im selben Moment sah Jane Paula ins Zimmer treten. »Ellie, hier spricht Michael.«
    »Michael! Was ist denn bei euch los?«
    Das Gespräch rauschte an Jane vorbei. Sie wußte, daß es keinen Sinn hatte, noch etwas zu sagen. Paula kam mit der Spritze in der Hand auf sie zu.
    »Es tut mir leid, daß du da hineingezogen worden bist«, sagte Michael. »Ich wollte euch nicht unnötig beunruhigen.«
    »Ja, aber was ist eigentlich bei euch los?«
    »Ich wollte, ich wüßte es.«
    Weinte Michael?
    »Plötzlich krieg ich diesen verrückten Anruf. Ich habe ihre Stimme überhaupt nicht erkannt. Und dann erzählt sie mir irgendeine irre Geschichte, daß sie verschwunden ist, ihr Gedächtnis verloren hat, Medikamente bekommt...«
    »Das stimmt, wir geben ihr Medikamente«, erklärte Michael. »Um sie ruhigzustellen. Das hat ihr Arzt uns geraten.«
    »Ihr Arzt?«
    »Jane hatte eine Art Zusammenbruch. Meiner Meinung nach hat es mit dem Unfall zu tun...««
    »Ach Gott! Können wir irgend etwas tun?«
    »Wir können alle nur warten. Der Arzt ist überzeugt, daß es
nicht mehr lange dauern wird. Er sagt, es handelt sich um hysterische Amnesie, eine Art Flucht aus der Realität. Offenbar halten solche Zustände im allgemeinen nicht länger als zwei, drei Wochen an.«
    »Hysterische was?«
    »Ach, das ist jetzt nebensächlich. Wichtig ist, daß ihr euch keine unnötigen Sorgen macht.«
    »Wir wollten eigentlich in ein paar Tagen nach Spanien fliegen«, hörte Jane im selben Moment, als Paula an ihre Seite trat.
    »Fliegt ruhig!« drängte Michael. »Ihr plant doch diese Reise schon seit Ewigkeiten. Ihr könnte hier nichts tun. Am besten sagst du Tommy gar nichts. Ihr könntet doch nicht helfen, und die ganze Sache wird wahrscheinlich vorbei und vergessen sein, bis ihr zurück seid.«
    »Ich freue mich wirklich unheimlich auf diese Reise«, war das letzte, was Jane hörte, ehe Paula ihr den Hörer aus der Hand nahm.
    Die Frau hab ich bestimmt nie gemocht, dachte Jane und überließ Paula widerstandslos ihren Arm.

17
    »Kann ich Ihnen irgend etwas bringen?« fragte Paula.
    »Wie?« Jane wußte inzwischen selbst nicht mehr, ob sie wirklich etwas hörte oder nicht.
    »Ich sagte, ob ich Ihnen etwas bringen kann. Ein Glas Orangensaft? Etwas Toast?«
    »Kaffee vielleicht.«
    »Natürlich.«
    »Aber richtigen Kaffee. Nicht dieses koffeinfreie Scheißzeug.«

    »Jane...«
    »Paula...«
    »Wenn Sie Schwierigkeiten machen, muß ich Sie wieder in Ihr Zimmer bringen.«
    »Nein! Bitte lassen Sie mich hierbleiben. Ich bin so gern hier.« Jane öffnete kurz die Augen, um sich zu vergewissern, daß der Wintergarten noch da war.
    »Dann müssen Sie aber auch brav sein.«
    »Sie reden mit mir wie mit einem kleinen Kind.«
    »Wenn man sich wie ein kleines Kind benimmt, wird man auch so behandelt«, erklärte Paula.
    »Das will ich doch gar nicht. Aber mir ist so elend, und ich bin so konfus.«
    »Sie müssen sich an die Anweisungen Ihres Arztes halten.«
    »Das versuche ich ja.«
    »Sie müssen sich eben noch ein bißchen mehr anstrengen.«
    »Ja, das will ich tun. Danke, daß ich herunterkommen durfte.«
    »Der Wintergarten war Dr. Whittakers Idee.«
    »Ich bin sehr dankbar«, sagte Jane, und sie war es auch.
    »Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
    »Nein.«
    »Ganz wie Sie wollen.«
     
    »Wie geht es Ihrer Tochter?« fragte Jane, die fand, Paula sähe müde aus.
    »Gut, danke.«
    »Wie heißt sie gleich wieder?

Weitere Kostenlose Bücher