Lauf, Jane, Lauf!
jemand, der ein Konzert-Abonnement für das Bostoner Orchester verkaufen wollte.«
»Sie lügen.«
»Jane...«
»Ich sehe es Ihnen immer an, wenn Sie lügen. Sie machen dann so ein komisches Gesicht, als ob Sie den Mund voller Kerne hätten, die Sie gern ausspucken würden.«
»Unsinn!« protestierte Paula.
»Außerdem habe ich gehört, wie Sie sagten, ich wäre noch in San Diego.«
»Hat Ihnen nie jemand beigebracht, daß man nicht lauscht?«
»Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern.«
»Ich finde das gar nicht komisch, Jane.«
»Ich möchte wissen, wie lange Sie mich noch daran hindern wollen, mit meinen Freunden zu sprechen.«
»Bis Sie sich hoffentlich endlich erinnern können, wer Ihre Freunde sind.«
»Was wäre denn so schlimm daran, wenn ich jetzt mit ihnen spräche?«
»Sie selbst würde es wahrscheinlich nur aufregen, und Ihre Freunde würde es erschrecken.«
»Wieso würde sie das erschrecken?«
»Also, erstens lallen Sie wie eine Betrunkene«, erklärte ihr Paula, während sie die Polster hinter ihrem Rücken geradezog.
»Wirklich? Ich war mir nicht sicher...«
»Und das würde sie sehr erschrecken. Sie würden Sie wahrscheinlich unbedingt besuchen wollen...«
»Na und?«
»Haben Sie in letzter Zeit mal in einen Spiegel gesehen?«
»Sie finden mich schrecklich, nicht wahr?« Jane fixierte Paula, nicht sicher, ob sie überhaupt eine Antwort haben wollte.
»Ich finde Sie schwierig.«
»Sie können nicht verstehen, wie ein Mann wie Michael an der Ehe mit einer Frau wie mir festhalten kann.«
»Ich glaube, wenn ein Mann wie Dr. Whittaker eine Verpflichtung eingeht, dann steht er zu ihr«, sagte Paula.
»Durch dick und dünn...«
»In guten wie in schlechten Tagen...«
»In Glück und Unglück...«
»Bis daß der Tod euch scheidet.« Paula lächelte.
»Was backen Sie d a ?« Jane stand an der Tür zwischen Küche und Wintergarten.
Paula, die sie nicht bemerkt hatte, fuhr herum. »Was haben Sie in der Küche zu suchen?«
»Es ist meine Küche.«
Paula zuckte mit den Achseln. »Holen Sie sich einen Stuhl.«
»Kann ich was helfen?«
»Sie können sich ruhig hinsetzen und mich arbeiten lassen. Ich möchte mir nicht den Finger abschneiden, weil Sie mich ablenken.«
»Was schnipseln Sie denn?«
»Äpfel.«
»Machen Sie einen Apfelkuchen?«
»Ich finde, Michael könnte eine Aufmunterung gebrauchen.«
»Ach, jetzt heißt es also nicht mehr Dr. Whittaker, sondern Michael«, stellte Jane fest.
Das Telefon läutete.
Jane drehte hastig den Kopf nach dem Geräusch, und alles um sie herum drehte sich mit. Sie klammerte sich an die Tischkante und konzentrierte ihren Blick auf die kleine Vase mit Sommerblumen, die in der Mitte des Tisches stand.
»Ach, verflixt, warum läutet das Telefon immer gerade dann, wenn man total verklebte Hände hat.« Paula griff nach einem Küchentuch, das an einem Haken unter dem Spülbecken hing.
Ohne einen Moment der Überlegung hievte sich Jane von ihrem Stuhl in die Höhe und wandte sich zum Telefon.
»Gehen Sie nicht ran!«
»Wieso nicht? Es ist mein Telefon.« Sie riß den Hörer von der Wand. »Hallo?«
Paula ließ das Küchentuch fallen, grapschte nach dem Telefonkabel und zog so kräftig daran, daß es ihr beinahe gelungen wäre, Jane den Hörer zu entreißen. Jane wickelte sich das lange Kabel mehrmals um den Körper und ließ nur die Arme und Hände frei, um die immer rabiater werdende Paula abzuwehren. »Zurück!« zischte sie.
»Hallo? Hallo? Jane, bist du das?«
»Hallo!« rief Jane in die Sprechmuschel.
»Jane, bist du’s?«
»Ja, natürlich.«
»Ach, gut. Ich war mir nicht sicher. Susan erzählte, sie hätte neulich bei euch angerufen, und eure neue Haushälterin oder so jemand sagte, du wärst immer noch in San Diego, und es sei ungewiß, wann du zurückkämst.«
»Ich bin gestern abend wiedergekommen.« Jane hätte beinahe gelacht.
»Ach so. Hör mal, wenn ich einen ungünstigen Moment erwischt habe, kannst du mich ja später zurückrufen.«
»Nein, nein. Ich freu mich, daß du anrufst. Du hast mir gefehlt.«
Mit wem, zum Teufel, sprach sie da überhaupt?
»Du mir auch. Ich kann es kaum fassen, daß du es fast einen ganzen Monat mit Gargamella ausgehalten hast.«
»Mit wem?«
»Mit deiner Schwägerin.«
»Gargamella?« Die Frau hieß doch Eleanor!
»Na, so nennst du sie doch immer. Du hast gesagt, sie erinnert dich an Gargamel, den Bösewicht, der immer die armen kleinen Schlümpfe jagt. He, warum
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