Lauf, so schnell du kannst
sagen, warum. Was sollte ich denn tun, dir hinterherbrüllen?«
»Vielleicht. Männer wissen manchmal nicht, was zum Teufel sie tun sollen.« Er funkelte sie an. »Wenn wir beharrlich sind, sind wir Stalker. Wenn wir nicht drängen, dann sind wir nicht interessiert genug. Sag du mir, was ich sonst hätte tun können. Ich
habe
dich noch einmal eingeladen.«
»Das war etwas anderes«, brummte sie. »Das war Monate später. Zu dieser Zeit hattest du bereits so viel von meinem Geschäft abgeschöpft, dass ich jedes Mal rotsah, wenn ich nur deinen Namen hörte.«
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Hör mal, daran kann ich nichts ändern. Ich habe deinem Geschäft nicht vorsätzlich geschadet, aber ich habe auch niemanden abgewiesen, der mich gefragt hat. Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Was hättest du getan?«
Das war eine Millionen-Dollar-Frage, denn es gab keine klare und einfache Antwort darauf. Er hatte nichts Illegales oder auch nur Unethisches getan. Er hatte das gleiche Recht darauf, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wie sie. Er hatte ihre Preise nicht unterboten; wenn überhaupt, verlangte er sogar mehr für seine Dienste als sie. Sie hatte durch seine bloße Anwesenheit Verlust gemacht, und weil er der war, der er war, mit anderen Erfahrungen und Stärken, die einige ihrer Kunden ihren eigenen Fähigkeiten eben vorgezogen hatten.
Trotzdem machte es sie sauer.
»Ich sage ja gar nicht, dass du irgendetwas hättest tun sollen«, zwang sie sich zuzugeben. »Es ist so, wie es ist. Unabhängig davon, ob wir uns zueinander hingezogen fühlen oder nicht, Tatsache ist, dass ich wegziehen werde, und ich habe wirklich kein Interesse an einer flüchtigen Affäre.«
Er nahm einen Schluck Kaffee und musterte sie über den Rand der Tasse hinweg. »Affären können eine Menge Spaß machen.«
Angie schnaubte. Es war zwar nicht das eleganteste Geräusch, aber es drückte genau das aus, was sie empfand. Angestachelt sagte sie: »Ja, klar. Einem Mann vielleicht.«
Er hob den Kopf ein Stück und ließ die Tasse sinken, während sich seine Augenbrauen überrascht zusammenzogen, als er sie musterte. »Du magst keinen Sex?«
»Das habe ich nicht gesagt. Sex ist okay.«
Scheiße! Warum hatte sie das gesagt? Sie wusste es doch besser. Sie hätte genauso gut ein rotes Tuch vor einem Stier schwenken können, und sobald die Worte einmal heraus waren, wünschte sie inständig, sie hätte sie wieder zurücknehmen können. Männer schienen es als persönliche Beleidigung aufzufassen, wenn eine Frau nicht fand, dass Sex das Beste überhaupt war, und dann wollten sie ihr natürlich beweisen, wie sehr sie sich irrte, dass …
Er stellte den Kaffee mit einem hörbaren Aufprall ab, und der Inhalt schwappte gefährlich nah an den Rand heran. »Wenn es nur ›okay‹ ist, dann warst du offenbar noch nicht mit jemandem zusammen, der gewusst hat, was er tat.«
Und …
Bingo!
Es kostete sie große Anstrengung, aber Angie verdrehte nicht die Augen. Jedenfalls nicht ganz. Sie schaute himmelwärts, als bäte sie um göttlichen Beistand. Ihr gesunder Menschenverstand schrie ihr zu, dass sie es einfach gut sein lassen sollte, dass sie das Thema wechseln oder sogar so tun sollte, als würde sie ersticken, aber Sex war von Anfang an eine Quelle der Unzufriedenheit für sie gewesen, und sie war es allmählich leid, irgendetwas vorzutäuschen, und sei es auch nur einen Erstickungstod.
»Hör zu«, sagte sie ungeduldig, »es fühlt sich okay an, aber ich verstehe nicht, warum alle so ein großes Aufhebens darum machen. Ein Mann hat dabei seinen Spaß. Eine Frau hat dabei ihren Spaß per Hand oder per Mund, wenn der Mann in großzügiger Laune ist. Ich ziehe es vor, auf den Mittelsmann zu verzichten, sozusagen. Einfach und sauber. Es macht viel weniger Umstände, und der Erfolg ist garantiert.«
Er sah mit finsterer Stirn wie eine Gewitterwolke aus, die auf sie zurollte, während er sich so dicht zu ihr vorbeugte, dass ihre Nasen beinahe zusammenstießen, genau wie während ihres Streites auf dem Parkplatz. »Ich wiederhole: Du warst noch nie mit jemandem zusammen, der gewusst hat, was er tut.«
Sie vermutete, dass ihn viele Leute einschüchternd gefunden hätten – ihr war es früher so gegangen, aber jetzt nicht mehr. Zu viel Wasser war buchstäblich den Bach hinuntergeflossen. Sie verfinsterte nun ihrerseits die Stirn und starrte ihn nieder. Ihr gesunder Menschenverstand steigerte sich vom Schreien fast bis hin zu
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