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Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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tatsächlich. Ein paar süße Stunden lang.
    Bis ich zitternd wieder aufwache. Es ist kalt und dunkel. Das Haus ist still.
    Doch nun höre ich Schritte auf der Treppe.
    Ich springe aus dem Bett, mit gezücktem Messer, und lege das Ohr an die Tür.
    Das ist nicht die Alte.
    Das sind Feinde.
    Frag mich nicht, wie ich das weiß.
    Die Schritte sind verstummt. Die Kerle sind mitten auf der letzten Treppe stehen geblieben. Schwer zu sagen, wie viele es sind. Jedenfalls mehr als einer. Sie horchen nach mir. So wie ich nach ihnen horche.
    Zurück zum Fenster, leise, schnell. Ich bleibe seitlich davon stehen und spähe raus. Schatten bewegen sich um die Hintertür. Zwei, drei, vier. Vor der Haustür vorne lauern sicher noch mehr.
    Und auf der Treppe sind mindestens zwei.
    Ich husche zur Tür zurück und lausche. Es ist immer noch still. Ich muss warten, mich zurückhalten. Vielleicht gehen sie ja wieder. Aber das glaube ich nicht. Sie sind so weit hochgekommen. Sie werden das Zimmer durchsuchen. Sie haben bereits die anderen Zimmer durchsucht und werden auch dieses durchsuchen. Sie wären gar nicht hier, wenn mich nicht jemand gesehen hätte.
    Sie werden reinkommen. Das weiß ich. Aber ich muss abwarten. Für alle Fälle.
    Immer noch Stille. Sie fühlt sich an wie ein Nebel. Ich lasse den Blick durch den Raum schweifen. Hier drinnen kann ich mich nirgendwo verstecken. Das war eh eine schlechte Idee. Jetzt habe ich nur noch die Wahl, zu kämpfen oder zu sterben. Sobald ich wieder Schritte höre, weiß ich, woran ich bin. Wenn sie die Treppe runtergehen, verhalte ich mich ruhig. Wenn sie raufkommen, muss ich abhauen.
    Jetzt höre ich sie wieder.
    Sie kommen rauf.
    Im Nu bin ich draußen vor der Tür, mit gezücktem Messer.
    Zwei Kerle, die ich noch nie gesehen habe, bleiben auf der Treppe stehen und fixieren mich. Es sind gewiefte Typen, wie der Mistkerl, wie Paddy. Nur gefährlicher.
    Â»Wie geht’s, Kleiner?«, fragt der eine. »Wir haben gehört, dass du deinen Schneid verloren hast.«
    Â»Ich habe ihn gerade wiedergefunden. Beim Anblick von euch Dreckskerlen.«
    Er grinst mich an.
    Â»Das glaube ich nicht. Du hast schon zwei hintereinander gehen lassen. Zuerst Paddy und dann …«
    Â»Er ist also davongekommen.«
    Â»So ist es.«
    Â»Wie geht’s seinem Daumen? Und seinem kleinen Finger?«
    Â»Die heilen schon wieder.« Der Kerl zwinkert mir zu. »Ich weiß nicht, was du mit dem Messer willst. Du hast doch gar nicht mehr den Mumm, es zu benutzen. Begleite uns lieber freiwillig, Kleiner. Mit Fingerbrechen kommst du hier nicht weit.«
    Â»Verpisst euch!«
    Â»Es ist Zeit, nach Hause zu kommen«, spöttelt er. »Zeit, ein paar alte Freunde zu treffen.«
    Die beiden nehmen die letzten Stufen. Ich greife in den Schrank, schnappe mir ein paar Bücher und werfe sie nach ihnen. William Shakespeare und Charles Dickens klatschen ihnen ins Gesicht. Ich zerre mit aller Kraft am Schrank, dann noch mal. Er schwankt und kippt nach vorn. Und nun poltert er auf die beiden zu und stößt sie die Treppe runter. Ich haste ihnen hinterher. Sie liegen strampelnd auf dem Treppenabsatz, aber sie kämpfen sich wieder hoch. Ich springe über sie hinweg und renne die nächste Treppe runter, in den ersten Stock. Stimmen hinter mir. Die Kerle brüllen. Ich höre schnelle Schritte von der Straße her. Noch mehr Gebrüll hinter mir. Ich bin bereits auf der nächsten Treppe und springe zum Flur runter.
    Die Alte liegt tot am Fuß der Treppe.
    Ich springe über sie hinweg, in Richtung Wohnzimmer. Es hat keinen Zweck, zur Haustür zu laufen, denn durch die werden die anderen reinkommen. Just in diesem Augenblick kracht sie auf. Zwei Kerle platzen herein, gefolgt von zwei weiteren. Schritte nähern sich von der Hintertür.
    Ich flüchte ins Wohnzimmer, knalle die Tür zu und renne zum Fenster. Hoffentlich klemmt es nicht. Der Riegel schnappt zurück. Ich reiße das Fenster auf und klettere raus. Ein schmaler Weg führt seitlich ums Haus. Direkt vor mir ist ein Zaun.
    Ich springe raus und beginne zu klettern.
    Eine Hand packt mich von hinten. Einer der Kerle hat mich vom Wohnzimmerfenster aus erwischt. Ich schwinge das Messer nach hinten und treffe ihn im Gesicht. Er schreit auf und lässt mich los. Weitere Kerle scharen sich ums Fenster. Einer beginnt sich durchzuzwängen.
    Aber ich bin schon fast oben.

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