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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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versperre ihnen die Sicht.«
    »Gut.« Bobby erbrach sich auf die Straße.
    »Tut mir echt leid«, meinte Loftus leise.
    Bobby lehnte sich in den Sitz zurück und schloss die Augen. »Ja«, erwiderte er. »Mir auch.«
     
    Als Nächstes erschienen die Kollegen von der Personalvertretung, die zu seiner Unterstützung ausgerückt waren und ihm die nächsten Schritte erklärten. Zuerst würden die Ermittler von der Staatsanwaltschaft ihn vernehmen, deren Fragen er wahrheitsgemäß, jedoch so knapp wie möglich beantworten sollte. Er habe Anspruch auf einen Anwalt, bezahlt von SPAM, dem Verband der Staatspolizisten von Massachusetts. Außerdem habe er das Recht, die Vernehmung abzubrechen, wenn er sich bedrängt fühlte, sowie das Recht, zu schweigen, um sich nicht selbst zu belasten.
    Darüber hinaus solle er sich stets dessen bewusst sein, dass die Vorschriften Gewaltanwendung mit Todesfolge gestatteten, wenn man den Eindruck hatte, dass das eigene Leben oder das einer dritten Person unmittelbar bedroht sei. Diesen wichtigen Punkt dürfe man bei der Vernehmung auf keinen Fall aus den Augen verlieren. Vermutlich werde die Staatsanwaltschaft mindestens zwei Wochen brauchen, um die Ereignisse zu beurteilen. Man werde Bobbys Gewehr untersuchen und die Mitschnitte seiner Funksprüche an den Kommandoposten analysieren. Am Tatort werde man ballistische Tests durchführen und weiterhin alle Beteiligten, einschließlich Bobbys Kollegen, die Frau, das Kind und den guten alten Mr Harlow befragen.
    Am Ende der Ermittlungen würde es im Ermessen der Staatsanwaltschaft liegen, zu entscheiden, ob sie in diesem Fall Strafantrag stellen wolle. Wenn der Schuss gerechtfertigt gewesen sei, sei Bobby aus dem Schneider. Es werde eine Pressemitteilung der Polizei und eine der Staatsanwaltschaft geben, und dann könne Bobby seinen Dienst wieder antreten. Beschließe die Staatsanwaltschaft jedoch, Anklage zu erheben ...
    Tja, wer wird denn gleich so schwarz sehen.
    Ab sofort sei Bobby bei vollem Gehalt vom Dienst suspendiert, und es sei sicherlich sinnvoll, diese Zeit zu nutzen, um die Ereignisse von heute Nacht zu verarbeiten. Vielleicht solle er mit Kollegen reden, die so etwas bereits durchgemacht hatten, das könne die Personalvertretung in die Wege leiten. Möglicherweise habe er ja auch Interesse an einem Kriseninterventionsgespräch mit einem Fachmann. Die Personalvertretung könne ihm da wärmstens einen Psychologen ans Herz legen, und außerdem würde sich das gut in Bobbys Akte machen.
    Jemanden zu töten sei auch für einen Polizisten nicht leicht. Je früher er sich damit auseinander setzte, desto schneller könne er wieder zum Alltag übergehen.
    Dann waren die Personalvertreter fort, und die Ermittler traten auf den Plan.
    Inzwischen war es halb vier Uhr morgens, und Bobby war seit beinahe zweiundzwanzig Stunden auf den Beinen. Er folgte den Ermittlern ins Büro der Staatsanwaltschaft, wo sie sich, dampfende Kaffeetassen vor sich, an einen zerkratzten Holztisch setzten wie alte Kumpels, die ein kleines Pläuschchen halten wollten.
    Aber Bobby ließ sich davon nicht täuschen. Jetzt, da die Anspannung plötzlich nachließ, war er völlig erschöpft und hundemüde. Allerdings war und blieb er ein Scharfschütze, ein Mann, der die Welt auf ein Fadenkreuz reduzieren und stundenlang darauf starren konnte.
    Die Vernehmung begann.
    Wo sei Bobby gewesen, als der Anruf einging? Boston Beer Garden, erwiderte er und verlor sofort ein paar Punkte. Er fügte hinzu, er habe nur Cola getrunken, was der Barmann bestätigen könne, was seinen Stand wieder verbesserte.
    Um wie viel Uhr habe er heute mit dem Dienst begonnen? Wann habe seine Schicht geendet? Die Antwort, er sei fünfzehn Stunden lang im Einsatz gewesen, brachte ihm ein Stirnrunzeln ein. Und die Ergänzung, er sei aufgrund seiner Ausbildung an lange Arbeitsstunden gewöhnt, traf auf taube Ohren.
    Wie sei er zum Tatort gefahren? Wie lang habe das gedauert? An welche Einzelheiten seines Gesprächs mit Lieutenant Jachrimo könne er sich erinnern? Da sie offenbar versuchten, ihm einen Fehler nachzuweisen, fielen Bobbys Erwiderungen zunehmend kürzer aus. Etwas an der Gesprächsführung, das er nicht richtig zu fassen bekam, erzeugte in ihm ein Gefühl der Bedrohung. Nach einer Weile wechselten die Ermittler zwar das Thema, aber die kollegiale Atmosphäre kühlte sich rapide ab. Die Fragen wurden nun in schärferem Ton gestellt, die Antworten zunehmend auf Widersprüche abgeklopft.
    Er

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