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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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wieder anrufen und Ihnen sagen, dass Sie ihre letzte Hoffnung sind. Sie wird Sie anflehen, ihr zu helfen. Das hat bei ihr Methode, Officer Dodge. Sie zerstört Männern das Leben.
    Würde sie versuchen, ihn zu verführen? Spielte das eine Rolle für ihn? Mit seiner Karriere war es ohnehin aus und vorbei. Er hatte zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder Alkohol getrunken. Und erst am heutigen Abend hatte er offiziell die Beziehung mit der Frau beendet, die vermutlich die beste war, die er je kennengelernt hatte. Er war vogelfrei und ungebunden und in waghalsiger, ja, auch ein wenig selbstzerstörerischer Stimmung. So ein geschmackloses Rendezvous war vielleicht genau das, was er jetzt brauchte. Er konnte bereits den warmen Zimtduft ihres Parfüms riechen. Wie es sich angefühlt hatte, als ihre Fingernägel leicht über seine Brust gefahren waren.
    Seine Phantasie hatte keine Mühe, sich den Rest dazuzudenken. Ihre langen, blassen Beine um seine Taille, ihr kräftiger, geschmeidiger Körper, der sich unter seinem wand. Bestimmt bewegte sie sich wie ein Profi und stöhnte auch so. Er war sicher, dass sie zu den Frauen gehörte, die zu fast allem bereit waren.
    Also hatte Harris doch Recht gehabt. Jimmy war erst vier Tage tot, und Bobby konnte es kaum erwarten, mit der Witwe zu schlafen.
    Den Kopf wegen der Kälte geduckt und die Hände tief in den Taschen seiner Daunenjacke, erreichte er das Viertel. Ein Dutzend schlechter Verführungsszenen liefen in seinem Kopf ab, von denen jede geschmackloser war als die vorangegangene.
    Dann blickte er zu dem Fenster im dritten Stock hoch und spürte, wie ihm die Luft in den Lungen gefror.
    Verdammter Mist!
    Bobby begann zu rennen.
     
    Catherine war unten in der Vorhalle. Sie hatte sich vor dem Aufzug zusammengekauert. Sie hielt Nathan, der das Gesicht an ihren Hals geschmiegt hatte, fest an die Brust gedrückt. Bobby hatte kaum Zeit, diesen eigenartigen Zufall zu würdigen: Genauso hatten Catherine und Nathan am Donnerstag auch ausgesehen. Jedes Mal, wenn er dieser Mutter begegnete, die angeblich ihr Kind misshandelte, hielt sie ihren Sohn in den Armen. Schon im nächsten Moment stürmte er, die Waffe in der Hand zur Treppe, die zu ihrer Wohnung im ersten Stock führte.
    »Wenn Sie Schüsse hören, verschwinden Sie. Laufen Sie direkt zu Ihren Nachbarn, klopfen Sie an die Tür, und bitten Sie sie, die Polizei zu rufen.«
    Ohne ihr Nicken abzuwarten, rannte er die Stufen hinauf.
    In geduckter Haltung stürmte er zur offenen Eingangstür hinein und ging hinter einem künstlichen Ficus in Deckung. Schwer atmend stellte er fest, dass er sich zu schnell und zu unvorsichtig bewegte und zuerst die Lage sondieren musste. Zwischen einer direkten Konfrontation und einem aus der Entfernung abgegebenen Schuss bestand eigentlich kein großer Unterschied. Sieger wurde normalerweise derjenige, der seine Nerven besser im Griff hatte.
    Bobby atmete noch einmal tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Er war noch nie im Haus der Gagnons gewesen. Vier Stockwerke, hatte man ihm Donnerstagnacht mitgeteilt. Die Gagnons bewohnten die oberen drei Etagen eines vierstöckigen Hauses. Das oberste Stockwerk war so umgebaut worden, dass es nun über eine doppelt hohe Decke verfügte.
    Also musste er nach oben.
    Er blickte sich in dem mit Marmor gefliesten Foyer um. Bei dem Raum links von ihm schien es sich um einen formell eingerichteten Empfangssalon zu handeln. Direkt geradeaus lagen ein gewaltiges offenes Wohnzimmer und die Küche. Den Rücken an die Wand gepresst und die Neun-Millimeter vor der Brust, näherte er sich zuerst dem Empfangssalon.
    Die Pistole gezückt und tief geduckt, suchte er den dunklen Raum ab. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er leer war, ging er hinaus, schloss die Tür und schob den künstlichen Baum davor. Schließlich wollte er nicht, dass sich jemand hinter seinem Rücken wieder hineinschlich.
    Anschließend waren das Wohnzimmer und die Küche an der Reihe, obwohl Bobby ziemlich sicher war, dass von dort keine Gefahr drohte. Zu viele Lichter, zu viel leicht einzusehende, offene Fläche. Falls sich jemand im Haus versteckte, dann sicher nicht hier.
    Nur um auf Nummer sicher zu gehen, überprüfte er die Speisekammer, den begehbaren Wandschrank und den Wäscheraum. Nun war nur noch die Treppe übrig.
    Inzwischen konnte er es riechen. Es wehte die düsteren, im Schatten liegenden Stufen hinunter. Hier brannte kein Licht. Die Stufen führten in die undurchdringliche

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