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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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auszusprechen.
    »Die Familie?«
    »Gagnons Eltern haben mich verklagt. Sie wollen erreichen, dass ich mich wegen vorsätzlichen Mordes vor Gericht verantworten muss. Falls ich schuldig gesprochen werde, komme ich ins Gefängnis.«
    »O Bobby ...«
    Er runzelte die Stirn und stellte überrascht fest, dass es ihm die Kehle zuschnürte. Dann griff er nach seinem Kaffee und nahm noch einen bitteren Schluck. »Ich glaube, sie werden gewinnen.«
    Sie schloss die Augen. »O Bobby ...«
    »Wirklich komisch. All die Jahre mache ich nun schon diesen Job, und ich war mir meiner Sache stets sicher. Ich wusste, was ich tue und was ich sehe. Selbst Donnerstagnacht war es so. Ich hatte nicht die geringsten Zweifel. Ich saß da, legte an und drückte ab. Und anschließend sagte ich mir, ich hätte keine andere Wahl gehabt.
    Was für ein Mist«, stieß er dann hervor. »Als ob ich in einer knappen Viertelstunde beurteilen könnte, was in einer Familie vorgeht.«
    »Lass das, Bobby.«
    »Was soll ich lassen?«
    »Du darfst nicht aufgeben. Dir Vorwürfe machen. In Selbstmitleid versinken. Denn genau das tust du gerade. Du bist einer der intelligentesten Leute deiner Abteilung und bist dennoch nie Detective geworden. Warum?«
    »Mir gefällt es bei STOP ...«
    »Du hast aufgegeben. Du und ich, wir hatten zwei schöne Jahre zusammen. Und jetzt sitzen wir da und verabschieden uns verlegen in einem Cafe voneinander. Ich glaube nicht, dass wir zu wenig Gemeinsamkeiten haben. Und ich finde auch nicht, dass es zwischen uns aufhören muss. Aber ich weiß auch, dass es vorbei ist. Weil du aufgegeben hast.«
    »Das ist nicht fair ...«
    »Du bist ein guter Mensch, Bobby, einer der besten, die ich je kennengelernt habe. Doch du hast auch etwas Dunkles an dir. Etwas Wütendes. Für jeden Schritt vorwärts machst du zwei zurück. Es ist, als wollte die eine Hälfte von dir wirklich glücklich sein, während die andere sich weigert, loszulassen. Offenbar brauchst du deine Wut, Bobby.«
    Er schob seinen Stuhl zurück. »Ich muss jetzt los.«
    »Ja, lauf schon davon.« Sie sah ihn unverwandt an.
    »Hey, ich will nicht ins Gefängnis!« Seine Geduld war plötzlich zu Ende. »Du begreifst es einfach nicht. Für einen Typen wie Richter Gagnon spielt die Wahrheit keine Rolle. Er biegt sich die Tatsachen so zurecht, wie es ihm in den Kram passt. Wenn ich mir das Gefängnis ersparen will, muss ich dafür jemanden opfern. Und das werde ich nicht.«
    »Catherine Gagnon«, sagte Susan leise.
    Bobby presste die Lippen zusammen und stritt es nicht ab. Susan schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich weiß nicht so recht, Bobby. Auf mich macht es ganz den Eindruck, als würdest du dich besser an Catherine erinnern, als du glaubst. Offenbar ist sie dir doch im Gedächtnis geblieben.«
    »Nicht bei der Cocktailparty«, gab er barsch zurück. »Nicht als ich mit dir zusammen dort war.«
    Susan war nicht auf den Kopf gefallen. »O Gott, Bobby, was genau hast du Donnerstagnacht gesehen?«

24
     
    Catherine wusste nicht, woher das unbehagliche Gefühl kam. Sie war mit Nathan unten im Wohnzimmer. Inzwischen war es fast zehn Uhr, und der Junge gehörte dringend ins Bett. Allerdings schien er keine große Lust zu haben, nach oben zu gehen, und sie brachte es nicht über sich, ihn dazu zu zwingen. Er lag, inmitten eines Kissenhaufens, aus dem nur sein Kopf herausragte, auf dem Boden. Sie hatte seinen Lieblingsfilm »Findet Nemo« eingelegt. Mittlerweile hatte er ihn schon zwei Mal gesehen.
    Viel zu oft blickte Catherine auf die Uhr und fragte sich, wann Prudence nur endlich nach Hause kommen würde. Schließlich fing sie an, in der Küche herumzukramen, um etwas zu tun zu haben. Da Nathan keinen Kakao trinken durfte, wärmte sie ihm eine Tasse Sojamilch mit Vanillegeschmack auf. Wortlos nahm er die Tasse entgegen, ohne die Augen vom Fernseher abzuwenden.
    »Wie geht es deinem Bauch?«
    Er zuckte die Schultern.
    »Hast du Hunger?«
    Wieder ein Schulterzucken.
    »Möchtest du einen Joghurt?«
    Er schüttelte den Kopf und starrte betont weiter in den Fernseher.
    Catherine kehrte zurück in die Küche. Da sie genauer hingeschaut hatte, war ihr aufgefallen, dass sie dringend einkaufen gehen mussten. Es war kaum noch Sojamilch im Haus. Dasselbe galt für Sojajoghurt. Nathan aß nur ein spezielles glutenfreies Brot, von dem fast nichts mehr da war. Die biodynamische Erdnussbutter war auch beinahe leer. Catherine begann, sich eine Liste zu machen, und erinnerte sich dann, dass sie

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