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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
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ihrer Mutter vorzustellen. Ich komme, Mom.
    Stille.
    Schließlich war es Griffins Stimme, welche die Stille durchbrach und kein Schuss. Griffin klang enttäuscht und milde. »Ich bin hier draußen, weil ich dir helfen will und nicht, um dich umzubringen. Ich bin dir alleine hinterher. Aber ich glaube nicht, dass TJ und Jimbo und mein Dad weit entfernt sind. Also müssen wir hier so schnell wie möglich weg. Zur Straße, jemanden anhalten, der uns hilft, und dann zu den Bullen gehen.«
    »Moment mal, du bist hier, weil du mir helfen willst? Nach dem, was ich dir angetan habe?«
    »Na ja, als ich aufgewacht bin, war ich zuerst ganz schön angepisst. Ich hab eine verdammte Beule auf meinem Kopf, die so groß ist wie ein Ei, und es pocht jedes Mal, wenn mein Herz schlägt. Ich hatte übrigens vor, dir bei der Flucht zu helfen«, sagte er mit einem Anflug von Verbitterung. »Wenn du ein paar Minuten gewartet hättest, hätte mein Wecker geklingelt. Ich habe dir nur nichts erzählt, weil ich mir nicht sicher war, ob du dich verquatschen würdest. Ganz abgesehen davon, war da noch immer ein Teil von mir, der einfach nicht glauben wollte, dass sie so etwas Krasses vorhaben könnten. Aber dann, nachdem du mir mit dem Schraubenschlüssel eine übergezogen hast, wurde mir klar, dass jeder gewalttätig werden kann. Sogar du. Sogar mein Dad. Und dass es ganz schön naiv von mir wäre, wenn ich immer noch glauben würde, dass sie dich gehen lassen. Also konnte ich entweder zu Hause sitzen und warten oder dich finden und dir bei der Flucht helfen. Weißt du, ich glaube, es ist keine besonders gute Idee, mitten in einem Schneesturm durch den Wald zu laufen, wenn man blind ist und eine Lungenentzündung hat.« Er seufzte. »Wie konntest du nur glauben, dass ich ein eiskalter Mörder bin.«
    »Wie wär’s mit der Pistole, die du mir im Auto an den Kopf gedrückt hast? Schon vergessen?«
    »Oh. Das.« Seine Stimme klang seltsam verlegen. »Das war keine echte Pistole.«
    Keine echte Pistole? »Was, bitte schön, war es denn dann?«
    »Das war in Wirklichkeit der Zigarettenanzünder vom Armaturenbrett.«
    Cheyenne erinnerte sich an das kalte runde Stück Metall, das sie an ihrer Schläfe gespürt hatte. Sie hatte wahnsinnige Angst gehabt. »Ein Zigarettenanzünder?«
    »Entschuldige.« Er nahm ihren Arm. »Komm schon. Lass uns besser aufbrechen, bevor sie uns einholen. Du kannst den Bullen erzählen, dass ich dir geholfen habe und dass ich nie wollte, dass es so weit kommt.«
    Cheyenne rührte sich nicht. »Wirst du nicht eine Menge Ärger kriegen?«
    »Ich glaube, es ist ein bisschen spät, dass ich mir darüber Sorgen mache. Ich steck ohnehin schon in Schwierigkeiten. Jetzt ist nur noch die Frage, wie tief. Also, komm, lass uns weitergehen.«

Den Tatsachen ins Auge sehen
    Zwei Stunden zuvor war Griffin mit teuflischen Kopfschmerzen aufgewacht. Sein Wecker klingelte und er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er eine Zeit lang bewusstlos gewesen war.
    Er hatte den Wecker auf 2:30 Uhr gestellt, bevor er sich neben Cheyenne gelegt hatte. Er war überzeugt, dass das gar nicht nötig war, weil er viel zu überdreht zum Schlafen sein würde.
    Und das war sein letzter klarer Gedanke.
    Jetzt zeigte der Wecker 3:12 Uhr. Er setzte sich auf. Plötzlich überkam ihn ein heftiges Schwindelgefühl. Sein Kopf schmerzte wie verrückt, und als er sich die Hand auf den Kopf legte, wurde sie feucht und klebrig.
    Als er die Hand wieder zurückzog und seine Finger rot vom Blut waren, verspürte er eine verschwommene Art von Schock. Er betastete die Wunde etwas vorsichtiger. Zwei Beulen direkt nebeneinander, die eine zwei Zentimeter länger. Die Haut war heftig geschwollen. Aber als er mit vor Schmerzen zusammengebissenen Zähnen die Wunde gründlich untersuchte, fand er keine Knochenstücke. Griffin setzte sich noch mal auf, diesmal aber langsamer. Er versuchte zu verstehen, was passiert war. Er saß auf seinem Bett in seinem Schlafsack. Er schaute nach links. Da war noch immer die Nylonschnur ans Bett gebunden, aber keine Cheyenne am anderen Ende. Und auf dem Boden lag ein großer silberner Schraubenschlüssel, der mit irgendwas bespritzt war. Griffin wurde ein bisschen schlecht, als er auf die rotbraunen Flecken schaute, an denen Haare klebten. Das war Blut. Sein Blut.
    Griffin stand auf. Kurz musste er sich am Bettpfosten festhalten.
    Er würde denselben Fehler nicht zweimal machen. Er würde nicht hinausstürzen, um Cheyenne dann im Haus

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