Lauf, wenn es dunkel wird
zurückzulassen. Schnell ging er von Zimmer zu Zimmer. Öffnete alle Schränke und schaute unter den Möbeln nach. Das Feuer im Ofen war ausgegangen und das Haus war ruhig und kalt.
Keine Cheyenne. Dieses Mal war sie also wirklich im Wald. Schnell zog er sich einen Mantel über, eine Mütze und Handschuhe, nahm die Taschenlampe und machte sich auf die Suche. Und dann entdeckte er, dass Duke auch weg war. Er folgte Cheyennes Spur, kam aber gezwungenermaßen nur langsam vorwärts. Damit er einen Fußabdruck auf der dünnen Schneedecke fand oder einen frisch abgebrochenen Zweig, musste er mit seiner Taschenlampe hin und her leuchten. Wenn es erst einmal hell wurde, würde es leichter - für alle. Er musste sie finden, bevor die anderen es taten.
Jetzt lief er also neben ihr durch den Wald. Und obwohl es nun Tag war, schien zu dieser Jahreszeit das Licht selbst mittags nur grau und unbestimmt. Nebelschwaden hingen zwischen den Bäumen. Geräusche verbreiteten sich hier seltsam, sie schwebten durch die kalte, klare Luft, und man wusste nie ganz genau, woher sie kamen. Obwohl er sich schon so sehr wie möglich beeilte, kamen sie noch immer recht langsam voran, weil sie Schlammlöchern und Büschen ausweichen mussten.
Immerhin lag der Schnee hier nicht so tief, es war nur eine unregelmäßige, dünne Schicht, und sie mussten sich über ihre Spuren keine Gedanken machen. Aber sie konnten nicht einfach nebeneinanderlaufen, dafür gab es nicht genügend Platz. Während Griffin Cheyenne also sorgsam über einigermaßen ebenen Boden führte, schlug er sich seinen Weg durch Farne und Büsche und versank selbst ständig in halb gefrorenem Schlamm.
Als sein Fuß unter ihm weggezogen wurde, schrie Griffin auf. Er konnte nicht anders, und dann fiel er hin.
»Was ist los?«, brüllte Cheyenne. Ihre Hände schwammen durch die Luft und suchten nach ihm. »Griffin? Was ist passiert?«
Er hatte solche Schmerzen, dass es ihm die Stimme verschlug. Tränen liefen seine Wangen hinunter. Er stützte sich auf die Ellbogen. Sein linker Fuß steckte noch immer halb in dem Loch, in das er getreten war, irgendein Tierbau. Aber sein Bein zeigte in eine ganz andere Richtung.
»Griffin?« Cheyennes Stimme brach. Sie hatte die blinden Augen weil aufgerissen und drehte ihren Kopf von der einen auf die andere Seite.
»Mein Knöchel«, ächzte er. »Ich bin in ein Loch getreten, und ich glaub, er ist gebrochen.
Es war, als würden unsichtbare Messer durch seine Sehnen und Nerven schneiden.
Griffin wollte es nicht, aber als er seinen Fuß aus dem Loch zog, schrie er wieder auf. Der Fuß baumelte am Ende seines Beins wie ein Schuh, den er halb weggetreten hatte. Aber das da war sein Fuß. Griffin zog keuchend das Hosenbein hoch und versuchte die Schmerzen, die über ihn hereinbrachen, zu ignorieren. Ein Teil von ihm wollte gar nicht wissen, wie verletzt der Knöchel war.
Cheyenne hatte seine Schulter gefunden und hockte sich neben ihn. »Wie schlimm ist es?«
»Schlimm. Mein Fuß zeigt in die falsche Richtung.«
»Blutet es?«
»Nein. Aber ich glaube, dass mindestens ein Knochen in meinem Fußgelenk gebrochen ist.«
»Was sollen wir denn jetzt machen?«, fragte Cheyenne besorgt.
Griffin konnte kaum denken. Am Ende jedes Atemzugs stöhnte er leicht. »Wart mal. Komm und hilf mir hoch. Wenn ich mich auf dich stütze, kann ich vielleicht auf meinem guten Bein hüpfen. Ich werde deine Augen sein und du mein Bein.«
Cheyenne beugte sich zu ihm herunter, legte ihre Hände um seine Hüfte und dann zog sie, während Griffin versuchte, nur auf dem rechten Bein zu stehen. Das Ganze war viel zu schwer für Cheyenne, es fehlte nicht viel und sie würde auf ihn fallen. Fast hatte er es geschafft, aber dann taumelte er vorwärts, und als sein linker Fuß den Boden berührte, schnellte eine Art Stromstoß sein Bein nach oben und verbrannte jeden Nerv. Griffin kippte mit einem Schrei nach hinten und zog Cheyenne mit sich, sodass sie auf ihn fiel. Als etwas von ihr gegen seinen Knöchel presste, schrie er erneut auf. Er hatte so starke Schmerzen, dass ihm das nicht mal peinlich war. Sie rollte von ihm runter und dann lagen sie nebeneinander auf dem eisigen Boden. Für einen Moment war nichts zu hören als das Geräusch ihres Atems.
Er musste den Tatsachen ins Auge sehen. »Ich schaff das nicht, Cheyenne. Du musst alleine weitergehen.«
Cheyenne stützte sich auf. »Ich lass dich hier nicht liegen. Du wirst erfrieren. Ich hör doch schon, wie du mit den
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