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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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Plakatheldin geworden war. Wobei sich der Hauptkritikpunkt darauf bezog, dass ich sie nicht vorher informiert hatte. Nachricht Nr. 6 kam von Dorle.
    »I han dir bloß saga wella, dass dr koine Sorga om mi macha brauchsch. I ben jetzt dohanna en dr Klinik Klausebach em Schwarzwald. Dai Vaddr hot mie brochd. Doo isch’s arg schee. S’leit no Schnee. Ond hoffendlich bisch du au wiedr gsond. Ond jetzt sag i dir no mei Delefonommer, em Fall mr amol delefoniere wilsch ...« Ich hörte Dorles Nachricht dreimal ab. Ihre Stimme klang noch etwas undeutlich und sie war hörbar erschöpft. Dafür, dass sie erst vor ein paar Tagen ein Schlaganfall gehabt hatte, klang sie wie der Ironman. Natürlich würde ich Dorle besuchen müssen. Es war ja sicher schrecklich in der Reha mit all den anderen Kranken. Vielleicht konnte ich mit Katharina hinfahren und Lena mitnehmen. Kinder sorgten in Krankenhäusern und Rehas enorm für Entspannung.
    Ich klinkte mich wieder bei
Raumschiff Orion
ein. Meine Nase lief ununterbrochen. Um zehn war ich so hundemüde, dass ich mich ins Bett schleppte. Lila hatte sich trotz des Killer-films nicht mehr gemeldet. Sie war ja von ihren Jungs her auch einiges gewohnt. Morgen würde ich ausschlafen und mich von den Aufregungen der letzten Tage erholen. Ich würde einen entspannten Sonntag verbringen und Arbeitsamt, nicht vorhandene Zeugnisse, knutschende Nachbarn und verräterische Fotografen einfach einen ganzen Tag lang vergessen. Ich musste meine Kräfte sammeln. Am Montag würde ich den Kampf gegen McGöckele aufnehmen.
    10 Wörtlich »Können wir wieder auf sein«, »sind wir wieder auf den Füßen«: Ultimative Form schwäbischer Anteilnahme. Im Schwäbischen wird »wir« oft als Anredeform benutzt, um Empathie auszudrücken.
    11 Heniche Henn = tote Henne. Kommt in der Großstadt eher selten vor und lässt darauf schließen, dass Herr Tellerle auf dem Land aufgewachsen ist.

21. Kapitel |
Sonntag
    When I saw you first the time was half past three
.
    When your lips met mine it was eternity
.
    By now we know the wave is on its way to be
,
    just catch the wave don’t be afraid of loving me
.
    The thought of the old loneliness goes
    whenever two can dream a dream together
    Ich erwachte kurz nach halb zehn. Ich hatte tief und fest geschlafen und ausnahmsweise hatten weder gewalttätige Fischstäbchen noch renitente Göckele meinen Schlaf gestört. Ich fühlte mich frisch und ausgeruht. Der Schnupfen war fast weg. Vielleicht konnte ich ja mit Lila einen Frühlingsspaziergang machen.
    Ich zog die Vorhänge zurück. Von Frühlingserwachen konnte keine Rede mehr sein. Über Stuttgart-West hing ein grauer Himmel, aus dem ein schwerer Regen fiel, der eindeutig mit Schnee vermischt war. Wenigstens war mit den Temperaturen auch die Wahrscheinlichkeit gesunken, dass Leon romantische Spaziergänge mit mir plante. Ich ließ den Schlafanzug an und zog Jeans und Daunenjacke darüber. Duschen würde ich nach dem Frühstück. Ich hatte fürchterlichen Hunger. Kein Wunder. Hähnchen und Kartoffelsalat hatte ich vor unserer Flucht aus dem McGöckele-Restaurant nur zur Hälfte aufgegessen, und das war gestern am späten Nachmittag gewesen. Außerdem war ich auf Entzug. Es war Tage her, dass ich Laugenweckle zum Frühstück gegessen hatte. Also, wenn man das kleine Laugenbrötchen abzog, das Leon gestern mitgebracht hatte.
    Ich öffnete vorsichtig die Tür zum Treppenhaus und lauschte. Einen Stock tiefer plauderte Leon, der wahrscheinlich gerade beim Bäcker seine Taubstummennummer hingelegt hatte, mit Frau Müller-Thurgau. Merkte der Kerl eigentlich nicht, wie peinlich er war? Bald würde er sich mit Herrn Tellerle abends vor dem Aquarium zum Vierteles-Schlotzen treffen.
    Ich schloss die Tür wieder und wartete. Nach ein paar Minuten hörte ich, wie die Tür nebenan ins Schloss fiel. Die Luft war rein. Ich schaffte es, ohne Zwischenfall durchs Treppenhaus zu kommen. Weil mein Bäcker am siebten Tag ruhte, kaufte ich sonntagmorgens meine Brötchen beim
Café Kipp
in der Schwabstraße.
    Während sich an der Theke die Kunden drängten, um Brötchen fürs Frühstück oder Kuchen für den Nachmittag zu holen, waren die kleinen Tischchen nebenan im Café noch leer. Das würde sich um die Mittagszeit ändern. Dann würden die Gäste, die ebenso retro waren wie die Einrichtung, bei Rotbarsch oder Saitenwürstchen mit Kartoffelsalat zusammensitzen, um später zu Haustorte mit Sahne und einem Kännchen Kaffee überzugehen, bis es

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