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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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du dich nicht mit Line hin, dann ist sie aus dem Schussfeld. Ich hole uns das Testessen«, sagte Leon dramatisch. Er schien sich ein bisschen wie Günter Wallraff zu fühlen.
    »Wollt ihr Grillhähnchen oder lieber
Knusprig paniertes Göckelesfleisch mit Ackersalat
, oder wie wäre es mit
Gi-Ga-Gockel-Menü
, also extra großes Hähnchen plus Pommes plus Kaltgetränk, dazu eine Plastikfigur als Dreingabe?«
    Plastikfigur? Ich stöhnte. Gab es mich etwa auch als Plastikfigur?
    »Eigentlich esse ich kein Fleisch, aber ich hätte gerne das Göckele mit Weckle,«, sagte Lila und drückte Leon ihre Gutscheine in die Hand. »Zwei Ketchuptütchen nicht vergessen, bitte. Ich geh so lange aufs Klo.«
    »Ich nehme auch das Göckele, aber anstatt mit Weckle bitte mit
Kartoffelsalat wie bei Muttern
«, sagte ich, dachte einen Moment daran, dass Muttern niemals Kartoffelsalat gemacht hatte, und streckte Leon einen Fünf-Euro-Schein hin. Leon winkte ab.
    »Du kannst uns doch nicht schon wieder einladen«, protestierte ich.
    Leon grinste. »Nimm es als Anzahlung auf dein Schmerzensgeld.«
    Ich nahm auf einem Hocker an einem freien Tisch Platz. Ein orangefarbener Sombrero, so viel war sicher, war nicht gerade die ideale Kopfbedeckung, wenn man unbemerkt bleiben wollte. Vereinzelt hörte ich ein Kichern. Ein Kind deutete mit dem Finger auf mich. Wahrscheinlich würde ich mich daran gewöhnen müssen, dass ich von jetzt ab ein Promi war. Ich sah mich unauffällig um. Die meisten Kunden lösten ihren Gutschein ein und holten sich ein halbes Göckele mit Weckle. Mein Blick blieb wieder an den Plakaten hängen, auf denen man mich mit der schwäbischen Heimat kombiniert hatte. Meinem Vater würden sie wahrscheinlich gefallen. Nach seiner Rückkehr aus Sibirien hatte er sorgsam darauf geachtet, die Landesgrenzen nicht mehr zu überschreiten, nur einmal war er widerstrebend zu einem Begräbnis ins Saarland gefahren, vermutlich weil ihm klar war, dass die Angehörigen nicht ihm zuliebe die Beerdigung nach Baden-Württemberg verlegen würden. Ja, für meinen Vater war die Werbekampagne ausgesprochen passend. Zum Glück war er mit Dorle in Richtung Schwarzwald unterwegs. Hoffentlich gab es dort keine Plakate.
    Leon und Lila kamen fast gleichzeitig an meinen Tisch. Leon balancierte ein Tablett, auf dem drei halbe Hähnchen aus Papiertüten herausdampften. Auf den Papiertüten war mein Bild aufgedruckt. In einem Plastikschälchen thronte eine ansehnliche Portion Kartoffelsalat.
    »Ich wusste nicht, was ihr trinken wollt«, sagte er. »Ich habe jetzt mal Cola besorgt.«
    »Prima«, sagte Lila. »Hoffentlich kein
Cola Light
. Sonst nehme ich womöglich noch ab.« Sie zupfte ein Stück Haut von ihrem Hähnchen und schob sie sich in den Mund. »Mmm. Köstlich. Sooo knusprig. Einfach perfekt.« Sie schmierte etwas Ketchup auf das Hähnchen und seufzte.
    »Kommt ja sowieso nicht mehr drauf an, wie fett ich noch werde. Ich bin ja auch nicht alleine damit. Wusstet ihr, dass 66 Prozent der deutschen Männer zu fett sind?«
    »Nein«, sagte ich. »Klingt ganz schön viel.«
    »Ja«, sagte Lila. »Aber nicht alle sind adipös.«
    »Adipös?«
    »Fettleibig. So wie ich.«
    »So ein Quatsch«, sagte Leon. »Du hast allenfalls etwas weichere Formen, und es steht dir sehr gut. Nicht jede Frau auf der Welt sieht gut aus, wenn sie schlank ist.«
    Aha. Sollte das etwa heißen, das Leon mich nicht attraktiv fand? Deutlicher hätte er es wohl kaum sagen können. Lila dagegen strahlte. Eins war mir klar: Bis zum Rest ihres Lebens würde sie nichts auf Leon kommen lassen.
    »Na ja, mein BMI ist anderer Meinung«, sagte sie bescheiden.
    »Was hat denn das Innenministerium mit deinem Gewicht zu tun?«, fragte Leon.
    »BMI. Body-Maß-Index. Der sagt dir genau, ob du zu dick bist. Kann man im Internet eingeben. Körpergröße und Gewicht und irgendwie geteilt und hoch ich-weiß-nicht-was.«
    »Klingt gruselig«, sagte Leon.
    »Ist es auch«, bestätigte Lila.
    »Finde ich auch«, sagte ich. »Ich hab mal aus Spaß mein Gewicht eingegeben. Demnach bin ich magersüchtig. Dabei futtere ich wie ein Scheunendrescher.« Zum Beweis schlug ich meine Zähne wie ein Raubtier in den Hühnerschlegel und schob eine Ladung Kartoffelsalat hinterher.
    »Ja. Aber du ernährst dich auch ziemlich aldipös«, sagte Lila streng.
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Stimmt gar nicht. Ich kaufe bei Aldi nur ausgewählte Produkte. Tiefkühlpizzas und Salamibaguettes. Mehr nicht.«
    Leon hatte

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