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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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nadierlich. Der mit de Hond.«
    Ich hatte keine Ahnung, wer König Wilhelm mit den Hunden gewesen war, ging aber davon aus, dass er nicht mehr lebte. Soweit ich mich erinnerte, war die Monarchie bei uns abgeschafft worden.
    »Isch des ned schee, so a Aquarium«, sagte Herr Tellerle und beugte sich mit dem Oberkörper nach vorne, um besser sehen zu können.
    »Arg schee«, sagte ich, und beugte mich aus Höflichkeit ebenfalls ein bisschen vor. Herr Tellerles Gesicht war jetzt beängstigend nahe an meinem. Eigentlich roch er gar nicht so schlecht. Männer rochen nun mal anders als Frauen. Männlicher eben. Und seine Bartstoppeln hatten irgendwie schon fast etwas Erotisches. Und wenn man genau hinsah, hatte Herr Tellerle einen Mund, der total sexy war. Warum hatte ich das bloß bisher noch nie bemerkt? Dieser Mund zog mich geradezu magisch an. Dieser Mund war zum Küssen gemacht! Jeglicher Widerstand war zwecklos. Mein Mund bewegte sich ganz automatisch auf den von Herrn Tellerle zu, ich schloss die Augen, gleich würden sich unsere Lippen treffen ...
    In letzter Sekunde fuhr ich zurück. Um Himmelswillen. War ich jetzt vollkommen durchgeknallt? Erst die Besitzerin vom
Café Kipp
und jetzt Herr Tellerle! War ich mit einem Kussvirus infiziert?
    Zum Glück starrte Herr Tellerle so selig auf seine Fischtruppe, dass er von meiner seitlichen Attacke nichts bemerkt zu haben schien. Ich sprang auf.
    »So, Herr Tellerle, jetzt will ich Sie aber nicht länger aufhalten, Sie haben ja sicher noch zu tun. Das war wirklich arg schee. Und ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«
    Ich hastete zur Tür, ohne seine Antwort abzuwarten, stürzte hinaus und rannte, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf in den fünften Stock. In meiner Wohnung klingelte das Telefon.
    »Line, hallo?«
    »Lila hier, guten Morgen, warum bist du so außer Atem?«
    »Das ist mir so peinlich, das kann ich dir nicht am Telefon erzählen.«
    »Warst du mit Leon im Bett und hast einen Orgasmus vorgetäuscht?«
    »Wie kommst du darauf? Wir sind
just friends

    »Natürlich. Weshalb ich dich anrufe: Ich habe vorher mit unserer Polizistin telefoniert.«
    »Am Sonntagmorgen?«
    »Zwei meiner pubertierenden Vierzehnjährigen haben gestern Nacht im
Raitelsberg
eine Grüne Tonne angezündet. Das Papier brannte wie Zunder. Die Feuerwehr kam in der letzten Sekunde, sonst wäre das daneben geparkte Auto in die Luft geflogen.«
    »Oh je. Rambo in
Raitelsberg?
«
    »Sie mussten wohl ihren Frust loswerden. Wir sind nach einer Viertelstunde aus dem Film raus, weil es dem Geburtstagskind nach der 45. Leiche schlecht wurde und er in seine Popcorntüte gekotzt hat. Mir hat eine Viertelstunde auch völlig gereicht. Jedenfalls musste ich heute schon ganz früh mit der Polizistin verhandeln, die zum Glück Sonntagsschicht hat, und habe ihr gleich deine Geschichte erzählt. Sie hat deine Nummer und ruft dich nachher an.«
    »Und das macht sie? Am Sonntagmorgen? Wow. Das ist ja Wahnsinn.«
    »Sie ist ja sowieso im Dienst und hat grad eh nicht viel zu tun. Außerdem gehört sie zur Sorte IchglaubeandasGuteim-MenschenundhelfedenWitwenundWaisen. Und falls du Lust hast, mir zu erzählen, was so peinlich war, wir könnten heute Abend bei mir was kochen.«
    »Prima, dann komme ich so gegen sieben zu dir.«
    Im Gegensatz zu mir beherrschte Lila das Kücheneinmaleins. Ohne ins Kochbuch zu gucken, füllte sie Paprika oder rührte Bechamel-Soßen an. Mit ihr zu kochen bedeutete, dass ich am Küchentisch saß und Suffragette streichelte, während Lila schälte und schnippelte und mich ab und zu aufforderte, uns Prosecco nachzuschenken.
    Nach den beiden Kuss-Schockern brauchte ich dringend Kaffee und endlich etwas zu essen. Ich wollte gerade in das mit Salami belegte Laugenweckle beißen, als das Telefon erneut klingelte. Frustriert legte ich das Brötchen wieder auf den Teller.
    »Guten Morgen, Frau Praetorius, Längle hier, Polizeirevier Ostendstraße.« Die Stimme klang ziemlich jung.
    »Guten Morgen. Das ist aber wirklich nett, dass Sie mir weiterhelfen, vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Also ich habe mich da jetzt in Ihrem etwas ungewöhnlichen Fall kundig gemacht. Ich würde Ihnen empfehlen, morgen so früh wie möglich zum Amtsgericht zu gehen. In der Hauffstraße. Formulieren Sie vorher schriftlich, um welche Angelegenheit es sich handelt. Formlos. Dann stellt Ihnen der Richter im Turnus eine einstweilige Verfügung aus. Die wird dann dem Antragsgegner von einem Gerichtsvollzieher

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