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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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als ich eintrat. Hinter dem Tresen stand eine gepflegte Frau im schwarzen Hosenanzug, die etwa Mitte vierzig sein mochte und besser in das Vorzimmer eines Wirtschaftshais als in ein Fotostudio gepasst hätte.
    »Ich habe mich gestern telefonisch angemeldet«, sagte ich. »Praetorius ist mein Name.«
    Die Frau nickte und verzog keine Miene. »Ja, Sie haben mit mir gesprochen. Kommen Sie doch bitte mit.« Sie führte mich in einen Nebenraum. »Bitte geben Sie mir doch Ihre Jacke, dann können Sie Ihr Make-up nochmal überprüfen.«
    In dem kleinen Raum stand ein Frisiertisch und ein gewaltiger Spiegel. Auf dem Tisch lagen Unmengen an Stiften und Döschen und Pinseln. Ganz offensichtlich hätte ich mir die Muskatnuss-Mehl-Aktion sparen können. Die Frau schnupperte. »Interessantes Parfüm«, sagte sie. »Riecht irgendwie nach Muskatnuss.« Ich zog meinen Pulli aus, wobei ein Teil des Muskatnuss-Make-ups im Kragen hängenblieb, setzte mich kommentarlos auf den Stuhl und starrte in den Spiegel.
    »Die Farbe Ihres Oberteils ist gut gewählt«, meinte die Gouvernante. »Aber Ihr Gesichts-Make-up ist viel dunkler als die Farbe Ihres Dekolletés. Wir sollten Ihr Gesicht etwas heller grundieren.« Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm sie ein Puderschwämmchen und begann, mein Gesicht mit blitzschnellen Bewegungen abzupudern. Nach ein paar Sekunden starrte sie irritiert auf das Schwämmchen, das voller kleiner Muskatnusskörnchen war. »Ich würde vorschlagen, dass Sie Ihr Gesicht waschen und wir grundieren einfach neu«, sagte sie herablassend und deutete mit dem Zeigefinger den Gang entlang. Großartige Idee, dachte ich, und schlich beschämt zum Klo.
    Zehn Minuten später war ich perfekt geschminkt und wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich es war, hätte ich mich fast als hübsch bezeichnet, so gut sah ich aus. Die dunklen Ringe waren wegretuschiert, das Make-up betonte meine Augen und lenkte von meinen leicht hohlen Wangen ab, meine Lippen wirkten voller und das Rot des Lippenstifts passte hundertprozentig zur T-Shirt-Farbe. »Wow«, entfuhr es mir, und zum ersten Mal lächelte der Drachen und nickte befriedigt. Es musste ungeheuren Spaß machen, Vogelscheuchen mit Hangover und Muskatnuss-Make-up in erotische Diven zu verwandeln.
    »Ich bringe Sie jetzt zu unserem Fotografen.« Sie führte mich in einen großen Raum voller Schirme, Stellwände und Lampen. »David, darf ich dir Frau Praetorius vorstellen.« Sie sprach den Namen englisch aus. Ein kleiner Mann in Jeans und schwarzem Hemd, unter dem sich zu viele Liter
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abzeichneten, schoss auf mich zu und schwenkte meinen Arm wie einen Pumpschwengel.
    »Freut mich, freut mich!«, rief er mit piepsiger Stimme und amerikanisch gerolltem R aus. »Nun machen Sie sich mal locker, ganz locker! Ich helfe Ihnen gleich ein bisschen dabei!« Er lief aus dem Raum und ich sah mich Hilfe suchend nach der Schminkgouvernante um, aber die war diskret verschwunden. Irgendetwas an diesem David war mir nicht ganz geheuer.
    Er war ruck, zuck zurück und drückte mir ein gefülltes Sektglas in die Hand. »Hier, trinken Sie, trinken Sie! Dann werden Sie locker, total locker!« Ich fand es zwar etwas ungewöhnlich, für Bewerbungsfotos Sekt zu trinken, dachte dann aber, dass das vielleicht mittlerweile zum Service gehörte wie der Kaffee beim Friseur. Gegen den Kater war ein Schluck Sekt sicher auch gut, besser als Totalentzug.
    Unterdessen machte sich David an den Lampen und Stellwänden zu schaffen und schob schließlich aus dem Nichts ein knallrotes Ledersofa in den Raum.
    »Was halten Sie davon, gefällt es Ihnen?«
    Ich wurde so rot wie das Sofa. »Äh, ist das nicht ein bisschen unseriös?«
    »Unseriös?« David brach in kieksiges Gelächter aus, so als habe ich einen großartigen Witz gemacht. Das Sofa verschwand in den Tiefen des Raums. »Wie wäre es damit?« Auf dem Boden lag jetzt ein Tigerfell. Meine Augen wurden immer größer. Würden wir jetzt
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nachspielen? David schüttelte den Kopf.
    »Sie sind einfach noch nicht locker genug. Trinken Sie den Sekt leer und lassen Sie uns einfach ein paar Probeaufnahmen machen. Da hinten können Sie sich ausziehen. Da gibt es auch Ledersachen und Peitschen und Handschellen und so, falls Sie so etwas möchten.«
    »Ausziehen? Peitschen?«, hauchte ich. Was wollte der perverse Kerl? Wo war der Ausgang?
    Ich drehte mich auf dem Absatz um und floh. David brüllte hinter mir her. »Ja wo wellad Se denn no?!« Komisch,

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