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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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ich Chefredakteurin der
Zeit
gewesen und wäre jetzt von einem Headhunter der
Financial Times
abgeworben worden. Leon nickte nur und fragte nicht weiter.
    Der Prosecco war leer. War ziemlich schnell gegangen. Ich beschloss, meine Enttäuschung über Leons fehlende Eignung als intellektueller Partner in Alkohol zu ertränken.
    »Wir könnten noch diesen Kirschschnaps probieren. Den hat meine Tante gemacht. Mit echten schwäbischen Herzkirschen drin.«
    »Warum nicht, ich trinke zwar normalerweise keinen Schnaps, aber wenn man in der Fremde ist, möchte man ja die landesüblichen Spezialitäten kennen lernen. Übrigens klingst du auch nicht so, als ob du hier aus der Gegend kämst.«
    »Meine Mutter kommt aus Russland und hat darauf bestanden, dass wir mit ihr entweder Russisch oder Hochdeutsch sprechen. Sie hält nicht so viel vom Schwäbischen. Mein Vater dafür umso mehr.«
    Ich holte zwei frische Senfgläser und goss uns Schnaps ein. Die übliche Menge Schnaps sah in den Gläsern ziemlich verloren aus, also goss ich ein bisschen mehr ein als üblich. Ich probierte vorsichtig. Der Schnaps wanderte wie eine brennende Zündschnur vom Hals bis in den Magen, aber die Kirsche war lecker und schmeckte gar nicht so stark nach Alkohol. Leon hatte nach dem ersten Schnaps einen Hustenanfall bekommen und seine Augen hatten plötzlich einen seltsamen Glanz. Das ist das Letzte, woran ich mich erinnern kann.
    5 Rolle: Kinderschwäbisch für Pipi

3. Kapitel |
Mittwoch
    Smoke on the water
    Ich war ganz allein im Heslacher Hallenbad, das Wasser war warm. »Komm doch auch rein, es ist herrlich!«, rief ich Leon zu, der am Beckenrand stand und mich beobachtete. Er trug eine scheußliche, altmodische Badehose. Leon schüttelte den Kopf, er sah traurig aus und rief mir etwas zu, aber ich konnte es nicht verstehen. Plötzlich verwandelte sich das Wasser in Bücher, ich badete darin wie Dagobert Duck in seinen Goldtalern, mit unbändigem Vergnügen. Ich tauchte aus den Büchern auf und hielt wieder Ausschau nach Leon. Er ging vom Becken weg, ohne sich umzusehen. Seine Badehose war nicht mehr da und ich erhaschte einen Blick auf einen ausgesprochen knackigen Hintern. Ich rief ihm nach, aber er reagierte nicht, ich wollte zum Beckenrand schwimmen, aber die dicken Wälzer türmten sich immer höher, ich kam nicht dagegen an, Sturm kam auf, Leon war verschwunden, ich schrie verzweifelt, aber ich hatte keine Chance gegen das Heulen und Klingeln des Sturmes, die Bücher schlugen über mir zusammen, es klingelte und klingelte und klingelte ...
    Das Klingeln hatte aufgehört und jemand sagte etwas. In meinem Kopf war eine Baustelle eingerichtet worden und die Presslufthammer hatten ihre Arbeit aufgenommen. Ich kroch aus meinem Bett und auf allen Vieren zum Bad. Ich schaffte es, den Kopf mit der Baustelle so weit zu heben, dass ich in die Kloschüssel kotzen konnte. Danach ruhte ich mich auf dem Badboden aus. Es war kalt, sehr kalt. Irgendwann zog ich mich am Waschbecken in die Höhe, fummelte mit größter Mühe ein paar Aspirin aus dem Badschränkchen und schluckte drei Stück auf einmal. Ich würgte, aber sie blieben drin. Danach kletterte ich in die Dusche. Als ich das Wasser aufdrehte, merkte ich, dass ich vergessen hatte, mich auszuziehen. Das Wasser lief über meine Jeans. Ich hatte also angezogen geschlafen. Mit Mühe schälte ich mich aus der Hose. Danach wollte ich meine Unterhose ausziehen. Bloß hatte ich keine Unterhose an. Ich registrierte alles, ohne wirklich denken zu können. Ich hatte noch Jahre, um zu denken. Im Augenblick war es unpassend. Außer der Jeans trug ich noch ein T-Shirt. Nichts darunter. Auch das registrierte ich. Fehlender BH.
    Ich blieb ziemlich lange reglos unter der Dusche stehen. Mit einer Hand hielt ich mich an der Duschstange fest. Das Wasser rann über die Baustelle, über meinen gebeugten Körper und das Kleiderhäufchen zu meinen Füßen. Vielleicht sollte ich allmählich über einen Lift für Senioren nachdenken, mit dem man sich in die Badewanne hieven konnte. Nach längerer Zeit schaffte ich es, mich aufzurichten und die Duschstange loszulassen. Die Presslufthammer machten Frühstückspause. Dann drehte ich das Wasser auf kalt.
    Eine Stunde später war ich angezogen und hatte einen halben Liter Kaffee intus.
    Essen konnte ich noch nichts, aber nach den drei Aspirin ging es mir doch deutlich besser. Aus den Presslufthämmern war ein erträgliches Klopfen geworden. Nachdenken konnte und wollte ich noch

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