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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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der amerikanische Akzent war verschwunden. Ich prallte mit Karacho gegen den strammen Busen der Gouvernante, die ebenso blitzschnell auftauchte, wie sie verschwunden war. Fetzen aus
Hotel California
kamen mir ungebeten in den Sinn. Gleich würde die Gouvernante singen: »You can check out any time you want, but you can never leave ...« Ich hatte niemandem gesagt, wo ich hinging! Man würde mich als Nutte ins Bohnenviertel verkaufen, wo ich ab jetzt mit russischen Zwangsprostituierten ein Zimmer teilen und jede Nacht meine Liebesdienste an Freier aus mittelständischen Unternehmen verkaufen musste, kontrolliert von einem gewalttätigen Zuhälter!
    »Kann ich Ihnen weiterhelfen?«, sagte sie beherrscht.
    »Ihr Fotograf! Dieser David! Der tut nur so harmlos! Er will, dass ich mich ausziehe! Ich gehe jetzt zur Polizei!«
    Sie schüttelte missbilligend den Kopf. »David, du hast da etwas verwechselt. Die Dame will keine erotischen Fotos als Überraschung für den Freund. Die Dame möchte gerne Bewerbungsfotos.« Sie sah mich an, als wollte sie sagen: »So, damit ist doch wohl alles klar, du hysterische Ziege.«
    Eine halbe Stunde später verließ ich das Fotostudio mit seriösen Bewerbungsfotos, denen man die vorherige Aufregung nicht ansah, außer vielleicht, dass ich ziemlich rot im Gesicht war. An wen erinnerte mich nur dieses rote Gesicht? Leon. Leon und der Vorabend, über den ich nicht nachdenken wollte. Ich ging zur Hochland-Kaffeebar, bestellte einen Latte macchiato und beruhigte mich allmählich. Ich aß einen Muffin dazu, um mich auf die nächste Herausforderung einzuschwingen.
    Im Supermarkt an der Schwabstraße arbeitete ich die Zutatenliste für die Muffins ab und wurde von einer langen Schlange an der Kasse aufgehalten – einer Schlange von Büromenschen, die sich etwas zum Mittagessen holten. Menschen, wie ich vor kurzem selber noch einer gewesen war. Als ich endlich die Wohnungstür hinter mir zumachte, wurde mir klar, dass mein Timing zu wünschen übrig ließ. In anderthalb Stunden würde Dorle kommen. Als Vertreterin der alten Schule pflegte sie superpünktlich zu sein, und auch mit einem Handyanruf, »Du, es wird ein bisschen später«, war bei ihr nicht zu rechnen. Das machte mich ziemlich nervös und ich setzte mich erstmal mit einem Sudoku-Rätsel aufs Klo, um mich zu beruhigen. Es funktionierte nur bedingt, weil das Bad deutliche Spuren meines morgendlichen Kampfes gegen den Kater aufwies und alles andere als dorletauglich war.
    Da Muffins warm am besten schmecken, räumte ich erst das Wohnzimmer auf, kochte eine Kanne Kaffee, deckte den Kaffeetisch und machte mich dann endlich an den Teig. Viel mehr als ein paar Zutaten zusammenrühren muss man ja bei Muffins nicht, aber irgendwie klebte plötzlich der ganze Teig an den Rührhaken und nichts ging mehr. Also popelte ich den Teig von den Rührhaken und nahm stattdessen die Knethaken, und gleich ging es viel besser.
    Plötzlich merkte ich, dass ich die Eier vergessen hatte, aber es war ja noch nicht zu spät. Also schlug ich die Eier in den Teig, zwei Eier und zwei Eigelb, und fix verrührt, aber hoppla, jetzt hatte ich es doch glatt verwechselt, es hätten eigentlich zwei Eiweiß sein sollen. Aber das konnte ja eigentlich nicht so schrecklich viel Unterschied machen, das Eigelb gab sicher eine hübschere Farbe.
    »Geben Sie den Teig gleichmäßig in die Muffinform«, stand in dem Rezept. Das war leider gar nicht so einfach, denn der klebrige Teig landete überall, bloß nicht in den Vertiefungen der Form. Er verteilte sich auf der Tischplatte, auf dem Herd, den ich doch erst gestern geputzt hatte, in meinen Haaren, die ich mir immer wieder aus dem Gesicht streichen musste, und auf dem Küchenfußboden, wo er sich fröhlich mit dem Zucker mischte (mir war die Zuckerdose heruntergefallen). Zumindest ein Teil des Teigs landete aber wie vorgesehen in der Muffinform, die ich in den vorgeheizten Ofen stellte, daran hatte ich zum Glück gedacht. Als ich auf die Uhr sah, wurde mir klar, dass ich entweder mich oder die Küche säubern konnte, beides ging nicht. Ich beschloss also, den Teig von mir abzukratzen und dann musste ich nur noch verhindern, dass Dande Dorle in die Küche ging.
    Auf dem Weg ins Bad fiel mir ein, dass es Apfelmuffins sein sollten und ich vergessen hatte, klein geschnittene Apfelstückchen unter den Teig zu mischen, also riss ich die Form wieder aus dem Ofen, schälte in Windeseile einen Apfel und schnitt mir dabei in den Finger,

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