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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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in meiner Daunenjacke zu schwitzen. Ich schälte mich aus der Jacke und hängte sie über den Arm. Leon und Lila waren in ein Gespräch über die Mentalitätsunterschiede zwischen Nord- und Süddeutschen vertieft. Es freute mich ja, dass die beiden sich auf Anhieb verstanden. Einerseits. Andererseits ...
    »Also, ihr beiden scheint ja prima ohne mich klarzukommen, ich geh dann mal.«
    Ich deutete theatralisch an, wieder in meine Jacke zu schlüpfen. Lila und Leon unterbrachen ihr Gespräch und musterten mich erstaunt. Dann boxte mich Lila freundschaftlich in die Rippen.
    »Ach komm, Line! Sei nicht so empfindlich!«
    Ich seufzte. »Ich habe eine schreckliche Woche hinter mir. Da darf man schon ein bisschen empfindlich sein.«
    »Komm, wir suchen uns einen Tisch und dann erzählst du uns, was so schrecklich war«, sagte Leon.
    Wir ließen uns an einem der Holztische in der Nähe des Eingangs nieder. Leon studierte die Karte.
    »Habt ihr schon gegessen?«
    Ich hatte zum Essen keine Zeit mehr gehabt, und die Salamibrötchen waren lange her. Die
Rosenau
war aber ziemlich teuer und ich war mir nicht sicher, ob mein Budget nach dem T-Shirt-Kauf auch noch Essengehen verkraftete, zumal ja auch noch Drinks anfallen würden. Ich hatte eigentlich vorgehabt, irgendwo unterwegs eine Portion Pommes zu erstehen.
    »Man isst hier ganz gut«, sagte ich. Mein Magen knurrte.
    »Gibt es hier diese typisch schwäbischen Schnupfnudeln?«, fragte Leon.
    Lila und ich lachten. »Du meinst wohl Schupfnudeln. Nein, glaub ich nicht. Geröstete Maultaschen mit frischen glücklichen Eiern, falls du was Typisches probieren willst«, sagte ich.
    »Gut, dann probier ich die«, sagte Leon. »Ihr werdet mich doch wohl nicht allein essen lassen? Ich hab mein erstes süddeutsches Gehalt gekriegt. Deutlich höher als bei uns da oben. Ich lade euch ein.«
    »Also, ich komme direkt von einer Aktion mit meinen Kids«, sagte Lila. »Ich bin am Verhungern. Und ich lasse mich gern einladen.« Sie strahlte Leon wieder an. So hatte ich Lila ja noch nie erlebt. Hatte sie sich Hals über Kopf in den Kerl verknallt? Der Kellner kam und nickte mir zu. Wir bestellten alle drei die Maultaschen. Leon trank Bier und Lila und ich Wein.
    »Du wohnst also in einer WG, hat mir Line erzählt?«
    Meine Güte, was hatte ich Leon denn noch alles erzählt, ohne mich im Mindesten daran erinnern zu können?
    »WG würde ich das nicht nennen«, antwortete Lila. »Eher so eine Art ›Er-zahlt-Miete-und-ich-ertrage-dafür-seinen-Musikgeschmack‹-Verhältnis. Richtige WGs sind in Stuttgart schwer zu finden.«
    »Ja, den Eindruck hatte ich auch. Ich wäre auch in eine nette Berufstätigen-WG gezogen, habe aber nichts gefunden.«
    »Das liegt daran, dass die meisten Stuttgarter Vermieter WGs für Keimzellen der RAF, der autonomen Szene oder der
Stuttgart-21
-Gegner halten, in denen zudem Cannabis auf dem Fensterbrett angebaut wird. Vor allem befürchten sie, dass der Kehrwoche nicht der nötige Respekt entgegengebracht wird. Deswegen vermieten sie lieber an kinderlose Paare. Idealerweise ist sie bei der Bank und er schafft beim Daimler«, sagte Lila. Dann musterte sie mein Outfit. »Hast du ein neues T-Shirt? Schick, steht dir gut.«
    Leon sah mich an und grinste sein Leon-Lächeln. »Finde ich auch. Du siehst sehr nett aus.«
    Ich merkte, dass ich rot wurde. Ich meine, natürlich freute ich mich darüber, aber »nett«! Ich wollte nicht »nett« aussehen! Supertoll! Sexy! Erotisch! Lasziv! Zum Anbeißen! Andererseits war es mir ja völlig egal, was Leon über das neue Shirt dachte. Oder über mich. Schließlich hatte ich es nicht für ihn gekauft. Sondern nur für mich. Um mir was zu gönnen. Nach dieser schrecklichen Woche. Und überhaupt. Die Zeiten, wo einem die Loriot-Therapeutin geraten hatte, »Überraschen Sie Ihren Mann doch mal mit einer neuen Bluse«, na, die Zeiten waren nun wirklich vorbei.
    »Wieso kennen dich hier eigentlich die Kellner?«, fragte Leon.
    »Ich war früher regelmäßig hier«, sagte ich. »Als ich noch in der Agentur war. Da sind wir oft abends hierher gekommen. Oder ich bin zwischendurch mal alleine hier gewesen, habe einen Kaffee getrunken und
Men’s Health
gelesen. In der Agentur waren die Arbeitstage sehr lang. Da musste man sich zwischendurch einfach mal entspannen.«
    Leon lachte. »
Men’s Health
. Die Zeitschrift wird sowieso für Frauen gemacht, nicht für Männer.«
    »Ach komm, alle Männer lesen doch
Men’s Health
«, sagte ich. »Sie

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