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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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Nachbarn stritt. Von heute an würde ich Leon aus meinem Leben streichen und mir sobald wie möglich eine neue Wohnung suchen. Genau. Ein Neuanfang ohne durchgeknallte Nachbarn aus Nord- oder Süddeutschland. Das musste doch sogar in Stuttgart möglich sein.
    In Hochstimmung trank ich meinen Frühstückskaffee, als das Telefon klingelte. Das war bestimmt Lila. Großartig. Dann konnte ich ihr gleich meine Entscheidung mitteilen.
    »Lila hier. Na, hast du eine leidenschaftliche Nacht mit deinem Scheich hinter dir?«
    »Äh – nein. Ich ändere gerade mein Leben.«
    »Und wie sieht das aus?«
    »Ich streiche Leon daraus. Als Erstes. Und dann suche ich mir eine neue Wohnung. Als Zweites. Und dann finde ich einen tollen Job. Als Drittes.«
    Es blieb ziemlich still in der Leitung. Ich hatte nicht den Eindruck, als ob Lila mir jetzt mit einem zustimmenden, kommunikativen »mmhm«, »ach so«, »aha« oder »erzähl mir doch mehr« weiterhelfen würde.
    »Ich habe mich mit ihm gestritten. Gestern Abend. Und jetzt habe ich beschlossen, ihn abzuhaken, und seither geht es mir viel besser.«
    »Von allen Volltrotteln, die ich kenne ...«
    Irgendwie verlief das Gespräch nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte.
    »Wer hat mit dem Streit angefangen?«
    »Ich.«
    »Toll gemacht.«
    »Danke.«
    »Was hat er dir denn getan?«
    »Nichts. Er ging mir auf die Nerven.«
    »Dann bin ich ja gespannt, wann du mich abservierst.«
    »Das hat doch damit überhaupt nichts zu tun!«
    »Doch.«
    »Hat es nicht!«
    »Hat es doch! Erst streichst du Leon aus deinem Leben, dann deine gute alte Freundin Lila! Die ist zwar praktisch, wenn man sich ausheulen will, aber ansonsten überflüssig!«
    »Du hast sie doch nicht mehr alle!«
    Ich knallte den Hörer auf, lief ins Bad und klatschte mir Wasser ins Gesicht. Zwei niedliche kleine Rauchwölkchen kamen links und rechts aus meinen Öhrchen und segelten langsam zur Decke. Langsam reichte es mir. Erst Leon, dann Lila. Auf eine einsame Insel mit ihnen! Ich hatte die Schnauze gestrichen voll! Vor meinem inneren Auge sah ich mich mit einem Ruderboot zu meiner stolzen Fregatte rudern, ohne Lila und Leon auch nur eines Blickes zu würdigen, die an einem schneeweißen Strand unter Kokospalmen flehend die Arme nach mir ausstreckten und hilflos zusehen mussten, wie sich das Ruderboot mit raschem Schlag entfernte. Natürlich hatte ich sie ohne Wasser und Proviant zurückgelassen. Obwohl ... wenn ich mir das so genau überlegte ... Lila und Leon allein auf einer einsamen Insel, das war vielleicht doch keine so gute Idee. Außerdem konnte ich nicht rudern.
    Und überhaupt. Ich brauchte Lila. Sie war meine Seelentrösterin, Zuhörerin, Nie-Geduld-Verliererin (na ja, fast nie), Rosa-munde-Pilcher-Mitguckerin, Sich-über-die-Welt-Amüsiererin. Einfach meine beste Freundin. Und sie hatte Recht. Ich heulte mich ständig bei ihr aus.
    Ich stürzte ans Telefon und wählte ihre Handy-Nummer. Lila ließ mich zappeln. Eine halbe Sekunde, bevor die Mailbox angesprungen wäre, ging sie dran.
    »Lila, es tut mir leid! Ich will nicht, dass du auf eine einsame Insel gehst!«
    »Welche einsame Insel?«
    »Vergiss es, ich meine damit: Du bist meine beste Freundin. Ich brauche dich. Mehr als jeden Mann!«
    »Wirst du jetzt lesbisch?«
    »Neeiin! Aber Frauenfreundschaften sind nun einmal haltbarer als Beziehungen!«
    »Du willst mich also nicht im Zuge deiner Lebensrenovierung entrümpeln und auf den Sperrmüll stellen?«
    »Neeiin!«
    »Gut. Dann hätten wir das ja geklärt. Jetzt muss ich weiterarbeiten. Und über Leon reden wir später nochmal.«
    Ich hatte keine Lust, später nochmal über Leon zu reden. Aber es war nicht der beste Zeitpunkt, um Lila damit zu konfrontieren.
    Nach dem Telefonat ging ich ins Schlafzimmer und starrte zum Fenster hinaus. Der Himmel über der Stadt war mal wieder tiefergelegt. Das war so ein Himmel, wie es ihn in südlicheren Ländern gar nicht gab. Eine geschlossene Wolkendecke, die tagelang nicht aufriss und nicht einmal den klitzekleinsten Sonnenstrahl durchließ. Wenn man mit Freunden, heißer Schokolade und Schwarzwälder Kirschtorte um einen Tisch herumsaß und alberte, war es ein gemütlicher Himmel. Wenn man keinen Job hatte und gerade zwei Streits hinter sich, war es ein depressiv machender Himmel.
    Okay, Line, dachte ich. Bevor du jetzt in einem tiefergelegten Meer aus Selbstmitleid versinkst, lass dir was einfallen.
    Sicher wäre es am vernünftigsten, endlich in der Stadtbücherei

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