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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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Weggefährte
Max
    ist durch einen tragischen, unverschuldeten, fremdverursachten
Unfall aus seinem sowieso kurzen Leben gerissen worden
.
    Ich werde ihn sehr vermissen
.
    In stiller Trauer
Heiner Tellerle mit Moritz und allen Freunden
    Ich ließ die Zeitung sinken.
    »Man muss ja schon dankbar sein, dass er mich nicht namentlich erwähnt hat«, sagte ich.
    »Wieso hast du nichts davon erzählt?«, fragte Leon. Er klang wie ein kleiner Junge, dem man erklärt hatte, er sei zu klein zum Boxautofahren.
    »Weil es mir peinlich war! Ich hab die Jungs zu gut gefüttert!«
    »Ach komm, Line! Es war seine Entscheidung, dir das Aquarium in Pflege zu geben! Dann muss er auch mit so etwas rechnen! Ich hätte nur gedacht, dass du es mir erzählst. Schließlich war ich mit beim Füttern.« Er sah verletzt aus. Meine Güte, was für ein Mimöschen! Ich war es gewohnt, Dinge mit mir allein auszumachen.
    »Leon, ich habe dich nicht gebeten, mir beim Fische füttern zu helfen! Ich habe dich auch nicht gebeten, dir ein Fischstäbchen in den Hals zu stecken und danach jeden Tag hier aufzukreuzen! Such dir jemand anderes zum Spielen! Du nervst mich, verstehst du?!«
    Ich klappte den Mund zu. O mein Gott. Hatte ich wirklich gesagt, was ich gerade gehört hatte? War das aus meinem Mund gekommen?
    Es war totenstill. Leon sah mich mit entsetzt aufgerissenen Augen an. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
    »Gut«, sagte er schließlich knapp. »Da habe ich wohl einiges grundsätzlich missverstanden. Muss eine Mentalitätsfrage sein. Nord-Süd-Gefälle. Keine Sorge. Ich werde dich nicht länger belästigen.«
    Zwei Sekunden später war er in seiner Wohnung verschwunden. Ich konnte hören, wie einen Stock tiefer eine Tür zugezogen wurde. Es war mir egal. Ich floh in mein Badezimmer, verrammelte die Tür von innen und setzte mich auf den Klodeckel. Ich zitterte am ganzen Leib. Nach ein paar Minuten konzentrierter Bauchatmung war ich ruhiger. Außerdem war mir kalt. Ich hatte mich benommen wie der letzte Idiot. Und überhaupt, sich wegen eines toten Schleierschwanzes in die Haare zu geraten, das war doch absolut lächerlich! Ich musste sofort zu Leon und mich entschuldigen. Ich marschierte aus dem Bad und legte die Hand auf die Klinke. In dem Augenblick nahm ich einen charakteristischen Geruch aus der Küche wahr.
    Als ich die Wohnung gelüftet und die halb verbrannte Käsepizza mit einem Glas Rotwein hinuntergespült hatte, fühlte ich mich besser. Ich würde nicht zu Leon gehen. Jedenfalls nicht heute. Wenn ich ihm jetzt ein Versöhnungsangebot machte, würde er wieder jeden Tag bei mir aufkreuzen. Eigentlich meinte ich ja, was ich gesagt hatte. Ich hatte mich nur etwas harsch ausgedrückt.
    Kurz darauf klingelte das Telefon. Ich hatte den Fernseher wieder angestellt und wartete reglos, bis der AB ansprang.
    »Line, ich bin’s, Lila. Was ist los? Du wolltest doch zu Hause sein. Bist du bei deinem Scheich? Na ja, du kannst mich ja zurückrufen. Melde dich.«
    Ich rief nicht zurück. Auch um mich bei Eric zu melden, wie ich vorgehabt hatte, fehlte mir der Elan. Stattdessen zappte ich durch die Kanäle, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Erst als ich völlig übermüdet war, schaltete ich die Kiste ab. Dann legte ich mein Ohr an die Wand. In der Nachbarwohnung war es totenstill.

11. Kapitel |
Donnerstag
    I’m so hard to handle, I’m selfish and I’m sad
.
    Now I’ve gone and lost the best baby that I ever had
.
    Oh I wish I had a river I could skate away on
    Ich hatte unruhig geschlafen. Im Traum saß ich an meinem Tischchen in der Stadtbücherei. Plötzlich war ein zornroter Leon erschienen, auf den Armen einen Haufen stinkender, halbverfaulter toter Fische, die er auf meinen Tisch packte. »Fischmörderin!«, brüllte er. »Fischmörderin!«
    Von der anderen Seite kam jetzt die Streberin mit der Hornbrille, ein Hohngrinsen im Gesicht, nein, von allen Seiten kamen jetzt Menschen auf mich zu, beladen mit toten, schleimigen Fischen, die sie auf mich und den Tisch kippten. Ich hielt die Arme schützend über den Kopf, aber es half nichts, die Fische glitschten an mir herunter, bedeckten mich, ich bekam kaum noch Luft, die Menge brüllte im Chor: »Sie hat Max umgebracht!«, und dann wachte ich zum Glück auf.
    Unter der heißen Dusche beschloss ich, mein Leben zu ändern. Es konnte nicht sein, dass ich jede Nacht Albträume hatte oder in regelmäßigen Abständen zitternd an meiner Wohnungstür stand, weil ich mich mit irgendwelchen

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