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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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ja.«
    »Bist du scharf auf ihn?«
    Ich wurde rot. »Eigentlich ... also wenn Sie schon so direkt fragen ... ja.«
    »Willst du, dass er scharf auf dich wird?«
    Ich wurde dunkelrot und nickte.
    Die Frau deutete auf die Umkleidekabine.
    »Geh doch schon mal vor. Ich bringe dir ein paar Sachen.«
    Ein paar Minuten später starrte ich ungläubig auf ein paar Kleiderbügel, die alle eines gemeinsam hatten: Auf ihnen hing ein winziges, dehnbares Stück Nichts. Das Zebra gab mir einen Wonderbra und zwang mich, die Stoffnichtse durchzuprobieren und mit jedem einen Sitzttest zu machen. Schließlich fanden wir ein schlichtes schwarzes Stretchkleid, das beim Gehen mit Mühe den Po bedeckte und beim Sitzen nicht zur Taille hochrutschte, was schonungslose Enthüllungen in Form von geblümten Unterhosen zur Folge gehabt hätte. Dazu verpasste sie mir ein Paar schwarze Stiefel mit hohem Schaft, die trotz Größe 41 halbwegs sexy aussahen. Dann schob sie mich vor den Spiegel. Ich schluckte. Das Zebra nickte zufrieden.
    »Scharf. Rattenscharf. Du hast zwar nicht grade einen Pamela-Anderson-Vorbau, aber ich denke, wir haben aus dir rausgeholt, was rauszuholen ist.«
    Ich blickte auf den Vamp im Spiegel und versuchte zu begreifen, dass ich das war. Okay, ich war immer noch eckig und sah aus, als hätte ich meinen Busen an der Garderobe abgegeben, aber das knallenge Kleid und die hohen Stiefel, die mir ein bisschen mehr Körpergröße verliehen – Holla, die Waldfee, damit konnte ich mich für das Comeback der Spice Girls bewerben. Die Frage war nur, ob es zur Stuttgarter Oper passte, die eher für Boleros und seidenmatt glänzende Blüschen bekannt war. Egal. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich zufrieden mit meinem Aussehen. Eric M. Hollister, ich komme!
    Ich schwebte nach Hause. Nachdem ich dem Zebra erzählt hatte, dass ich arbeitslos war, hatte es mir sogar einen richtig guten Preis gemacht, allerdings unter der Bedingung, dass ich bei Gelegenheit vorbeikommen und von meinem Date berichten würde.
    Zu Hause warf ich mich sofort wieder in das Kleid und die Stiefel und übte. Es war gar nicht so einfach, sich unfallfrei auf den Absätzen zu bewegen, so zu gehen, dass das Kleid auf den Oberschenkeln haften blieb, und beim Sitzen keine tiefen Einblicke à la Britney Spears zu gewähren.
    »O, Eric, was für wunderbare Plätze!«, sagte ich und setzte mich. »War der erste Akt nicht großartig?« Ich stand wieder auf. »Ja, du darfst mich gerne zu einem Gläschen Champagner da hinten an der Sektbar einladen!« Ich stöckelte durch mein Wohnzimmer. Nach fünf Minuten schmerzten meine Füße und ich hatte einen Krampf in den Pobacken. Ich erklärte das Trainingscamp Opernabend für beendet.
    Ich besorgte mir noch rasch beim Kaufhof am Hauptbahnhof eine schwarze Feinstrumpfhose und eine Gurke. Mittlerweile lohnte es sich nicht mehr, mit den Bewerbungen anzufangen. Ich wollte ja nicht völlig gestresst in der Oper ankommen.
    Ich schnitt die Gurke in Scheiben, legte mich aufs Sofa, bedeckte mein Gesicht mit Gurkenpads und entspannte mich. Das hatte ich noch nie gemacht, aber das las man ja immer in den Frauenzeitschriften, wenn man mal wieder dreieinhalb Stunden in einem Wartezimmer verbrachte.
    Vor meinem inneren Auge tauchte Eric auf. Er trug einen legeren Rollkragenpulli unter einem schwarzen Anzug und lehnte, die Arme überkreuzt, lässig an einer Säule des Opernhauses. Er wirkte ganz entspannt, doch wenn man genauer hinschaute, konnte man sehen, dass in seinem Blick das Raubtier lauerte. Nun kam eine Frau im supersexy Outfit ins Bild. Sie trug ein knallenges Minikleid und eilte Eric leichtfüßig über die Freitreppe entgegen, während sich seine Augen vor Überraschung und Bewunderung weiteten.
    Nach der Gurkenkur sah ich genauso aus wie vorher. Ich streute Salz auf die Scheiben und verspeiste sie. Vielleicht verhalfen mir die ungewohnten Vitamine zu einem frischeren Aussehen. Ich duschte und brauchte danach nur eine Viertelstunde, um mich in die Feinstrumpfhose zu zwängen. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben eine getragen zu haben. Lila behauptete immer, Feinstrumpfhosen würden mit Sollbruchstellen produziert, um die Verkaufsrate zu erhöhen. Dieses Exemplar jedenfalls hatte irgendwo auf halbem Weg zwischen Knie und Hüfte seine Dehnbarkeit erschöpft und ließ sich nur durch minimale Ruckelbewegungen und geduldiges Zureden weiter nach oben bewegen. Am Ende kam ich mir vor wie eingeschweißt. Das Outfit

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