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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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vorüber ...«
    Plötzlich füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich bin eigentlich nicht so der Heulsusentyp. Aber die Sorge um Dorle, und warum musste mich der Kerl mit seinen blauen Killeraugen so intensiv anschauen, als wäre er der weiße Hai und ich seine Beute? Vielleicht sollte ich röchelnd zu Boden sinken. Aber dafür war ich wahrscheinlich ein knappes Jahrhundert zu spät dran.
    Leon sagte nichts, er musterte mich nur schweigend. Ich räusperte mich und wischte die Tränen weg.
    »... viel schlimmer ist, dass Dorle mit einem Schlaganfall im Bürgerhospital liegt.«
    Jetzt sah Leon ehrlich betroffen aus.
    »Oh, das tut mir schrecklich leid. Wirklich. Wie geht’s ihr denn?«
    »Keine Ahnung. Versuch mal, einen Arzt aufzutreiben in so einem Krankenhaus. Meine Schwester wollte nachher nochmal hingehen. Vielleicht kriegt sie ja eine Auskunft.«
    »Ich hoffe, es ist nicht so schlimm. Manchmal erholen sich die Leute ganz flott. Mein alter Herr zum Beispiel. Der hat uns letztes Jahr mit einem Herzinfarkt einen Riesenschrecken eingejagt. Vier Wochen später ist er wieder um die Alster spaziert, als sei nichts gewesen.«
    War Hamburg nicht eher flach? Um die Alster zu spazieren klang jetzt nicht gerade nach einer sportlichen Höchstleistung. Trotzdem fand ich es nett von Leon, dass er mich aufmuntern wollte. Ich musste ihm irgendeine Antwort geben, aber mir fiel überhaupt nichts ein, was ich jetzt sagen konnte. Es war, als ob jemand mit einem großen Kehrwochenbesen mein Hirn leergefegt hätte.
    »Also dann ...«
    »Also dann ... gute Besserung, Euch beiden. Soll ich nachher mal nach dir schauen?«
    Wahrscheinlich hatte der blanke Horror in meinem Gesicht Bände gesprochen. Leon hob beschwichtigend die Hände.
    »Keine Sorge, ich will mich nicht aufdrängen.«
    »Äh ... das ist sehr nett von dir ... aber nein, danke. Ich werde mich heute einfach früh ins Bett legen.« Warum endeten Desaster-Jennys Begegnungen mit Leon in letzter Zeit mit schöner Regelmäßigkeit in Desaster-Valley?
    Ich schlüpfte ganz schnell in meine Wohnung, schloss die Tür und atmete auf. Immerhin redeten wir wieder in ganzen Sätzen miteinander. Ich drehte die Heizung hoch, kochte mir einen Liter Pfefferminztee, legte mich mit einer Wolldecke aufs Sofa und delirierte vor mich hin, während ich in Todesverachtung den Pfefferminztee trank und auf Nachrichten von meiner Familie wartete. Ich hatte nicht mal Appetit auf meine Pizza
Vier Jahreszeiten
.
    Als ich gerade zum dritten Mal aufs Klo wollte, des Tees wegen, klingelte endlich das Telefon und ich krächzte meinen Namen.
    »Bist du das, Line, oder spreche ich mit Joe Cocker? Du klingst ja fürchterlich.«
    »Danke für das Kompliment, Katharina, genauso fühle ich mich auch. Ich habe eine fürchterliche Erkältung. Gibt’s was Neues?«
    »Ja. Wir haben eine Ärztin erwischt. Dorle ist über den Berg. Weil man sie so schnell gefunden hat, konnte man mit einer Lyse-Therapie das Blutgerinnsel auflösen. Das ist so eine neue Methode. Jetzt muss man abwarten, ob sie irgendwelche Lähmungen oder Sprachstörungen hat. Dann kommt sie direkt vom Krankenhaus in die Reha.«
    »Hast du den Stein gehört, der mir gerade vom Herzen geplumpst ist?«
    »Nein, du röchelst so laut. Hast
du
eigentlich Dorle einen Strauß roter Rosen gebracht?«
    »Nein. Ich bin sofort ins Krankenhaus, als Vater mich angerufen hat, ohne Umwege über Blumenläden. Außerdem bin ich arbeitslos. Ich kann mir höchstens eingeschweißte Orchideen erlauben.«
    »Komisch. Als wir kamen, stand da ein riesiger Strauß roter Rosen, der eher zum Valentinstag als ans Krankenbett einer 79jährigen gepasst hätte. Und noch was: Ich war in Dorles Schlafzimmer, um Nachthemden und Wäsche zu holen. Weißt du, was ich auf ihrem Nachttisch gefunden habe?«
    »Keine Ahnung. Enrique Iglesias, aus der
Bunten
ausgeschnitten?«
    »Da lag das
Sakrileg
. Mit einem Lesezeichen nach dem ersten Drittel!«
    »Spionierst du Dorle etwa hinterher?«
    »Quatsch. Aber Dorle und das goddesläschderliche Buch?«
    Das war in der Tat seltsam. Dorle las
Sakrileg
? Ich würde darüber nachdenken, wenn sich der Fiebernebel lichtete.
    »Kannst du dir ein Leben ohne Dorle vorstellen?«, fragte ich.
    »Nein, ich kann mir ein Leben ohne Dorle und ihren Käsekuchen nicht vorstellen. Auch wenn sie manchmal nervt. Ich habe sie immer schon für unsterblich gehalten.«
    »Wenn mich nicht das Fieber heute Nacht dahinrafft, werde ich morgen nach ihr sehen.«
    Nach dem

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