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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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in einen tiefen Schlummer und träumte, dass Gottfried in Soldatenuniform und Dorle in ihrem Krankenhaushemd aufeinander zurannten. Dorles silbergraue Haare wehten und sie strahlte über das ganze faltige Gesicht. Sie fielen einander in die Arme. Als ich aufwachte, war mein Kopfkissen tränennass.
    Ohne den Wecker hätte ich wahrscheinlich bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen. Mein Hals schmerzte. Natürlich hatte ich keinen Tee zu Hause. Ich machte mir einen Kaffee und gab statt zwei Löffel Kaffeepulver vier in die Filtertüte. Danach fühlte ich mich besser. Ich checkte meine E-Mails. Ich hatte eine Mail von Curry Giuseppe, Jayson McGee, Cruz Townsend und Magic Jackpot. Keine Nachricht von Rolf. Ich hatte ihm schon drei Erinnerungsmails geschickt. Langsam verlor ich die Geduld.
    Ich wählte seine Handynummer. Nach dem dritten Klingeln nahm er ab.
    »Boschur, hier isch der Rolf ...« Ich verstand ihn kaum. Er hörte sich an, als würde er im Berufsverkehr auf der B27 am Pragsattel picknicken.
    »Rolf, hier ist die Line!«, krächzte ich.
    »Boschur, Line! Ich warne dich, das wird teuer! Ich bin in Pari, o là là! Auf den Schoselisee!« Er kicherte wie ein überdrehter Teenager.
    »In Paris? Ich dachte, du bist auf der Alb bei deiner Frau!! Wie um alles in der Welt kommst du denn nach Paris?«
    »Mit dem Teescheeweeee!! In nur dreieinhalb Stunden! Und im Zug hab ich einen Volkshochschulkurs gemacht! Ich sprech jetzt fließend Französisch!«
    »Rolf, ich brauch mein Zeugnis! Das Arbeitsamt macht mir die Hölle heiß! Das ist wirklich dringend! Ich hab dir schon drei Mails geschickt!«
    »Zeugnis, Zeugnis, Line, entspann dich! Was brauchst du einen Job, such dir lieber einen netten Lover! So wie ich und Sarkozy! Rolf und ganz Paris träumt von der Liiiiebe!«
    Mein Gott. Der Typ war ja völlig durchgeknallt. Das war nicht der zweite Frühling oder die Midlife-Crisis. Jemand musste ihm halluzinogene Pilze in die Kässpätzle getan haben. Das war sicher irreversibel.
    »Rolf, wie lange bist du noch in Paris? Wann kann ich mit meinem Zeugnis rechnen?«
    »Keine Ahnung. Wir werden wohl noch ein paar Tage Hand in Hand an der Seine spazieren gehen, den Touristen auf den Ausflugsbooten zuwinken und bei Notre Dame die Tauben füttern. Du wolltest ja nicht mitkommen. Gina, sag Line guten Tag!«
    Gina quietschte etwas völlig Unverständliches ins Handy. Dann brach die Verbindung ab.
    Ich starrte auf das Telefon in meiner Hand. Rolf war letztes Jahr 56 geworden. Gina, unsere ehemalige Praktikantin, schätzte ich so auf 21. Wahrscheinlich beeindruckte er sie mit seiner Reife und Lebenserfahrung. Sie beeindruckte ihn vermutlich mit allem, was unterhalb ihrer Halswirbelsäule lag. Das Zeugnis konnte ich in jedem Fall erstmal vergessen. Zumindest die legale Version. Nun musste Plan B greifen. Die illegale Variante. Ich würde meinen Arbeitsvertrag mit dem Firmenlogo einscannen, den Zeugnistext reinkopieren und Rolfs krakelige Unterschrift fälschen. Rolfs Unzurechnungsfähigkeit ließ mir keine andere Wahl.
    Mein Tempovorrat ging zur Neige und die Inspektion meines Kühlschranks und meiner Schränke ergab, dass ich weder die Zutaten für Sudelnuppe oder Chili con carne sin carne im Haus hatte, noch meinen Ofen mit einer Pizza quälen konnte.
    Ich schleppte mich zum Supermarkt Ecke Schwab-/Rotebühlstraße und kaufte das Notwendigste ein. Eigentlich waren das gerade mal sieben Minuten Fußweg, aber auf dem Rückweg fühlte ich mich wie der Heilige Christophorus, so schwer drückte mir der Rucksack auf die Schultern. Ich quälte mich Schritt für Schritt in den fünften Stock hinauf. Als ich oben ankam, war ich schweißgebadet und völlig außer Atem. Ich setzte den Rucksack ab, legte die Stirn an die Tür und holte tief Luft. In dem Moment öffnete sich die Tür der Nachbarwohnung. O nein! Jetzt auch noch Leon, das hielten meine Nerven nicht aus. Für eine rasche Flucht war es leider zu spät. Leon trat in Joggingklamotten heraus. Hatte der Kerl keine andere Freizeitbeschäftigung als ständig Endorphine zu produzieren? Warum las er nicht mal ein gutes Buch oder ging in die Oper? Und wieso hatte er keinen Waschbrettbauch, wenn er so viel Joggen ging? Wenigstens glänzte die Sumpfschnepfe durch Abwesenheit.
    »Line!« Er sah mich verlegen an.
    »Hallo Leon«, flüsterte ich matt.
    »Geht’s dir nicht gut?« Er klang ehrlich besorgt und kein bisschen böse.
    »Ich hab mich erkältet. Ist aber nicht so schlimm. Das geht ja

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